Methan ist ein klimaschädliches Gas, das Kühen als grossen Emittenten immer wieder zur Last gelegt wird. Möglichkeiten zur Reduktion sind daher viel diskutiert und gefragt. So hat z. B. die Fenaco 2021 ein Milchvieh-Futter mit zertifizierter Methanreduktion lanciert. Die Kosten seien im Vergleich zur Wirkung bei Ansätzen via Fütterung generell gering, hiess es bei einem Webinar des FiBL. Z. B. verursache Mais- statt Grassilage zwar geringere Methanemissionen, dafür aber höhere Futterkosten. Die Ergebnisse aus dem ersten Jahr einer Studie aus den Niederlanden zeigen nun, dass der Weg zu einer günstigen klimafreundlicheren Kuh auf die Weide führen könnte.
Die Weide macht klimafreundlicher
Mit finanzieller Unterstützung der Regierung wurde in den Niederlanden die von Kühen mit der Atemluft ausgestossene Methanmenge (CH4) je nach Fütterung verglichen: Vollgrassilage, Frischgras im Stall und Weide (Tag und Nacht). Dabei zeigte sich, dass die CH4-Emissionen bei weidenden Kühen am tiefsten ausfielen. Je nach Jahreszeit lagen die Werte 10 bis 30 Prozent unter jenen bei einer Ration aus Grassilage. Frisches Gras im Stall resultiere wiederum in 0-20 Prozent weniger Methanausstoss im Vergleich zur Silage.
Methan und Ammoniak gleichzeitig reduzieren
Gemäss Projektbericht zeigten die Untersuchungen weiter, dass bei frischem Gras auf der Weide ein geringerer Rohprotein- und ein höherer Zuckergehalt zu kleineren CH4-Mengen pro kg Milch führten. Somit ist das Muster anders als bei Grassilage, halten die Autoren fest. Die Vergärung von frischem Gras laufe schneller ab und wenn Bakterien rascher gären, setzen sie relativ viel Propionsäure frei. Dies wiederum hemme die Entstehung von Methan in der Kuh, so die Erklärung. Im negativen Zusammenhang zwischen Rohproteingehalt und Methanausstoss sieht man Potenzial, um die CH4-Problematk und die Ammoniak-Emissionen in einem Zug anzugehen.
Noch keine definitiven Aussagen zur Wirkung
Ausserdem müssten die bisherigen Modelle für die Berechnung des Methanausstosses von Kühen verbessert werden, heisst es weiter. Die per Modell erwarteten Werte hätten nämlich nicht mit den Messungen auf der Weide übereingestimmt und die Emissionen überschätzt. Wie bei jeder Reduktionsmethode müsse das Ganze aber erst im Kontext eines Betriebs durchgerechnet werden, um etwas über die effektive Wirkung aussagen zu können. Dazu sind entsprechende Versuche in einem Netz aus niederländischen Praxisbetrieben bereits geplant.
Besser jüngeres Gras
Die Resultate aus den Niederlanden stimmen insofern mit den Ergebnissen eines gemeinsamen Innosuisse-Projekts der HAFL und der ETH mit Unterstützung von IP-Suisse und der IG neue Schweizer Kuh überein, dass kürzeres, jüngeres Gras die Methan-Emissionen stärker senkt als älteres. Damit liessen sich auch die Unterschiede zwischen Weidegang und der Verfütterung von frischem Gras im Stall erklären, auf die man in den Niederlanden stiess. Fürs Eingrasen wählten die Verantwortlichen nämlich bewusst älteres Gras (17-22 cm lang).
Auch konserviertes Gras reduziert Methan
Bei der oben erwähnten Studie ging es um die Weiterentwicklung der IP-Suisse-Wiesenmilch und wie HAFL-Forscherin Amy Birkinshaw in einem Gastbeitag in der BauernZeitung festhielt, weisen die Ergebnisse darauf hin, dass «eine graslandbasierte Fütterung nicht notwendigerweise zu einer Erhöhung der Methanemissionen führen muss.»
Neben dem Einfluss des Grasalters bei frischem Weidefutter untersuchte man im Innosuisse-Projekt die Wirkung einer Erhöhung des Anteils Grassilage und Heu in der Ration (von 50 auf 100 Prozent) und verzeichnete einen Rückgang beim von den Kühen ausgestossenen CH4 um 19 Prozent.
Um diese beiden Studien zusammenzufassen: Weiden und Eingrasen ist laut niederländischer Forschung besser als Grassilage. Und diese bzw. Heu kann bei grösserem Anteil in der Ration ebenfalls die Methanproduktion drosseln, so das Fazit aus der Schweiz.
Freude in Dänemark
Beim dänischen Innovationszentrum ökologischer Landbau zeigt man sich in einem Artikel begeistert über die Forschungsergebnisse aus den Niederlanden. In Dänemark ist Weidegang für Bio-Kühe gesetzlich vorgeschrieben, was offenbar neben dem Tierwohl auch dem Klima zugutekomme. Dass der Effekt bei kurzem Gras stärker ist, bedeute weiter ein Gewinn in punkto Wirtschaftlichkeit: Das Material sei leichter verdaulich, wodurch das Tier weniger Energie für die Verdauung brauche und mehr Milch produzieren könne.
Man will nun auch in Dänemark ähnliche Versuche starten wie in den Niederlanden, denn die botanische Zusammensetzung der dortigen Weiden sei mit mehr Klee etwas anders.