Ein schwerer Unfall. Eine Scheidung. Eine langwierige Krankheit. Das Leben läuft nicht immer so, wie man es sich erträumt. Frauen, die in der Landwirtschaft leben und arbeiten, treffen solche sonst schon belastende Situationen oft zusätzlich hart. Denn es hapert bei der sozialen Absicherung

«Verantwortung wahrnehmen. Fürs Lebens rüsten.», so lautet der Slogan der am 12. Oktober lancierten Kampagne für eine bessere soziale Absicherung in der Landwirtschaft. Dahinter stehen der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband, der Schweizer Bauernverband, die Agrisano- Gruppe und Prométerre.

Die Bäuerinnen stehen speziell im Fokus dieser Kampagne. Ihr Herzstück ist ein einfacher Online-Check und ein niederschwelliges kostenloses Beratungsangebot.

Keinen Lohn für die Arbeit

Klar ist: Frauen tragen massgeblich zum Erfolg der meisten Landwirtschaftsbetriebe bei. «Dennoch ist die unentgeltliche Arbeit von Familienmitgliedern immer noch weit verbreitet», sagte Anne Challandes, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen und Landfrauenverbandes (SBLV) an der Medienkonferenz in Willadingen BE, an der die Kampagne vorgestellt wurde.

«Häufig gibt es Lücken im Versicherungsschutz und bei der Altersvorsorge, insbesondere bei den Frauen.» Dies können die Bäuerinnen und manchmal auch die ganze Familie in grossen Schwierigkeiten bringen. «Diese Situation wollen wir ändern!»

Keine Scheu vor konkreten Fragen

Dazu muss das Betriebsleiterpaar bereit sein, sich ganz konkret und unzimplerlich mit Fragen der sozialen Absicherung auseinanderzusetzen: «Was passiert, wenn wir uns trennen?», «Was ist, wenn jemand verunfallt oder invalid wird?» oder «Was ist, wenn ich im Alter auch noch Pläne habe?»

Das Ziel der neuen Kampagne ist, dass möglichst viele Bauernpaare ihre Situation mithilfe des einfachen Online-Checks prüfen. Der Gewicht dabei liegtdabei auf den Bereichen Tag-geldversicherung, Risikovorsoge, Altersvorsorge und Einkommensteilung.

Für Frauen und Männer

Doch eine Pauschallösung für alle Schweizern Bauern gibt es nicht. «Die Situation und die Aufgaben der Frauen sind auf jedem Hof anders», sagte SBV-Präsident Markus Ritter in seinem Referat. Es sollte selbstverständlich sein, die eigene Situation anzuschauen.»

Dabei hilft der Online-Check: Er zeige, wo man noch nicht oder suboptimal abgesichert ist und an wen man sich für Unterstützung wenden kann.

«Denn auch hier gilt: Eine gewisse Selbstverantwortung kann einem der Staat nicht abnehmen!» Markus Ritter stellt klar, dass mit der Kampagne auch die Männer angesprochen werden sollen. «Es soll ihnen bewusst sein, dass eine gute soziale Absicherung nicht nur ein Frauenanliegen ist. Sie geht alle an!»

Eine der grossen Schwierigkeiten bei dieser Thematik sei das notwendige Wissen, weiss Hanspeter Flückiger, Geschäftsleitungsmitglied der Agrisano. Das Wissen darüber, in welcher Situation welche Absicherung wichtig oder notwendig ist.

Anonym und individuell

Mit dem Online-Check kann jede Bäuerin und jeder Bauerunverbindlich und anonym anhand von wenigen Fragen prüfen, wie die individuelle Ab-sicherung aussieht.

Wünscht die Person im Anschluss an den Online-Check vertiefte Informationen oder eine Beratung, kann sie ihre Kontaktdaten eingeben undabsenden. Sie wird dann vertraulich von einem Berater des jeweiligen kantonalen Bauernverbands kontaktiert.

Es muss nicht teurer werden

Eine Frage stellen oder eine Beratung verlangen ist jederzeit auch ohne Ausfüllen der Checkliste über ein Kontaktformular möglich. «Das Angebot einer Beratung in Anspruch zu nehmen lohnt sich auf jeden Fall.»

Oft sei die Angst da, dass eine Versicherungsberatung Mehrausgaben mit sich bringe. Das müsse nicht sein, meint Hanspeter Flückiger. Es könne sich auch ein Sparpotential ergeben.

Wichtig sei, dass das Betriebsleiterpaar das Thema die soziale Absicherung zusammen angeht und Beschlüsse gemeinsam trifft. 

Weitere Informationen und Online-Checkliste:
www.meine-situation.ch