Warum erkrankt man an einer Farmerlunge wie Landwirt Josef Imfeld (siehe Link), und welches sind Risikofaktoren in der Landwirtschaft? Peter Dür ordnet ein. Er ist Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Lungenkrankheiten und leitet eine Praxis in Mettmenstetten ZH.
Was ist eigentlich die exogen-allergische Alveolitis in einfachen Worten erklärt?
Peter Dür: Bei der exogen-allergischen Alveolitis handelt es sich um eine Gruppe von Lungenkrankheiten. Die Gemeinsamkeit dieser Lungenerkrankungen ist, dass im Lungengewebe, vor allem im Bereich der Lungenbläschen (Alveolen), eine allergische Entzündung auf organische Stäube oder auf chemische Substanzen auftritt. Es gibt mehrere Hundert Substanzen, welche eine solche Entzündung auslösen können.
Und was ist die sogenannte Farmerlunge genau?
Die Farmerlunge ist eine Unterform der exogen-allergischen Alveolitis. Im Fall der Farmerlunge reagiert das Lungengewebe allergisch auf Pilze, die in feucht-warmem Klima wachsen. Meist kommt die Landwirtin oder der Landwirt mit leicht feuchtem, verschimmeltem Heu in Kontakt, welches feucht eingelagert oder in schlecht abgedichteten Scheunen aufbewahrt wurde.
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Es gibt eine akute und eine chronische Form. Welches sind die grössten Unterschiede?
Akut reagieren die Patienten auf den Kontakt mit der allergischen Substanz mit grippeähnlichen Beschwerden und Atemnot, welche nach zirka 24 Stunden wieder verschwinden. Kommt es repetitiv zu solchen allergischen Entzündungen des Lungengewebes, sind zunehmende Vernarbungen der Lungen mit Abnahme des Lungenvolumens und zunehmender Verschlechterung der Sauerstoffaufnahmefähigkeit die Folge.
Weiss man etwas darüber, wie verbreitet Farmerlungen in der Schweiz sind?
Eine Statistik kenne ich nicht. In modernen Bauernbetrieben, deren Gebäude auf dem neuesten Stand sind und die über die notwendigen Trocknungsmöglichkeiten für Heu oder andere Futtermittel verfügen, ist das Auftreten sicher selten. In einfacheren Bauernbetrieben, die nicht mehr modernisiert werden konnten oder die unter anderem auch leicht feuchtes Heu oder Streu aus Moor- oder Schilfgebieten einlagern, eher häufiger.
«Die Atemwege in staubiger Umgebung immer mit FFP2-Maske schützen.»
Peter Dür darüber, wie man einer Farmerlunge vorbeugen kann.
Welches sind die grössten Risikofaktoren in der Landwirtschaft?
Wie oben erwähnt der Umgang mit feuchten Futtermitteln, die in warmer Umgebung gelagert wurden. Neben den angeschimmelten Futtermitteln können aber auch andere Stäube, die beispielsweise in Hühnerställen oder Schweineställen auftreten, eine exogen-allergische Alvolitis und im weiteren Sinne auch eine Farmerlunge auslösen.
Was bedeutet die Diagnose konkret?
Wenn die betroffenen Patienten nicht konsequent diese Staubexposition meiden, kommt es wie bereits gesagt zu einer zunehmenden Vernarbung der Lunge mit zunehmender Atemnot bei immer geringerer körperlicher Belastung.
Ist es eine Ausnahme, dass ein(e) Patient(in) eine Lungentransplantation braucht?
Dies ist sicher die Ausnahme. Wenn die Krankheit rechtzeitig diagnostiziert wird, kann die zunehmende Lungenvernarbung gestoppt werden.
Wie kann man der Krankheit am besten vorbeugen, wenn man in der Landwirtschaft tätig ist?
Allgemein ist es wichtig, die Atemwege gerade in der Landwirtschaft in staubiger Umgebung mit einer FFP2-Maske zu schützen. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass Heu und Streu nur völlig trocken eingelagert wird. Ist dies nicht möglich, muss mit geeigneten Massnahmen dafür gesorgt werden, dass die Futtermittel im Verlauf noch völlig abtrocknen, nicht erneut feucht werden und nicht verschimmeln. Reagiert man allergisch auf gewisse Staubarten, muss bei heiklen Tätigkeiten konsequent eine FFP2-Maske oder besser ein Frischluftzufuhrhelm getragen werden. Verhindern diese Massnahmen weitere akute Schübe nicht, ist eine konsequente Allergenkarenz der einzige Weg, was einem Berufsverbot gleichkommt.