In den letzten Jahren hat der Trend zugenommen, dass junge Erwachsene länger im Elternhaus bleiben. Sie geniessen dabei die Vorzüge des «Hotel Mama». Besonders auf Bauernhöfen, wo die Frauen oft zu Hause arbeitet, erledigen die Mütter das Putzen und Kochen für die auswärts arbeitenden Kinder meist mit. Es erledige sich «im selben Aufwasch», lautet meist die Begründung. Die Waschmaschine wird besser gefüllt, und die grossen Pfannen eignen sich ohnehin besser für grössere Mengen.

Vorteile für den Nachwuchs

Das Hotel Mama hat für die junge Generation einige Vorteile:

  • Finanzielle Ersparnisse: Junge Erwachsene können erheblich Geld sparen, da sie keine Miete oder Nebenkosten zahlen müssen.
  • Emotionale Unterstützung: Das Leben im Elternhaus bietet emotionale Sicherheit. Eltern stehen mit Rat und Tat zur Seite, und das Zuhause fungiert als Rückzugsort.
  • Hauswirtschaftliche Entlastung: Viele Mütter übernehmen einen Grossteil der Hausarbeiten, was besonders während des Studiums, der Lehre oder beim Berufseinstieg eine grosse Hilfe sein kann.

Nachteile für den Nachwuchs

  • Abhängigkeit: Es besteht das Risiko, dass junge Erwachsene von den Eltern abhängig bleiben und Schwierigkeiten haben, die für ihre persönliche und berufliche Entwicklung notwendige Selbstständigkeit zu erlangen.
  • Konflikte: Unterschiedliche Lebensstile, Erwartungen und mangelnde Privatsphäre können zu Spannungen führen. Oft entstehen Missverständnisse, die die familiären Beziehungen belasten.
  • Soziale Stigmatisierung: Das Wohnen bei den Eltern wird manchmal als gesellschaftlich weniger wertvoll angesehen. Junge Erwachsene könnten das Gefühl haben, den Erwartungen ihrer Altersgruppe nicht gerecht zu werden, was sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirken kann.

Die Perspektive der Eltern

Das Bemuttern erwachsener Kinder kann zur Belastung werden. Auch wenn das Haus gross genug ist und die Wohnsituation für alle Beteiligten angenehm erscheint, ist es nach dem Abschluss der Ausbildung an der Zeit, dass sich das erwachsene Kind entweder an den Hausarbeiten beteiligt oder den zusätzlichen Aufwand finanziell entschädigt. Hilfestellungen und Kostenvorschläge dazu finden sich bei der kantonalen Budgetberatung oder auf der Website des SBLV.

Für viele Mütter ist das Hotel Mama nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung, sondern oft eine natürliche Folge familiärer Strukturen. Es gibt Vorteile, aber auch Herausforderungen, die Mütter im Alltag erleben, wenn erwachsene Kinder länger im Elternhaus bleiben.

Vorteile für die Mutter

  • Nähe zur Familie: Eine Mutter freut sich oft, dass ihre Kinder in ihrer Nähe bleiben und der enge familiäre Zusammenhalt erhalten bleibt. Das tägliche Miteinander ermöglicht es, weiterhin an den Lebenserfahrungen und Herausforderungen der Kinder teilzuhaben.
  • Kontinuierliche Fürsorge: Viele Mütter empfinden es als erfüllend, ihre Rolle als Unterstützerin und Fürsorgerin fortzuführen. Sie freuen sich daran, ihren Kindern durch Hilfe im Haushalt, beim Kochen oder Waschen den Einstieg ins Berufs- oder Erwachsenenleben zu erleichtern.
  • Sicherheit: Es gibt ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit, wenn die Kinder zu Hause sind. Die Mütter wissen, dass ihre Kinder in einem geschützten Umfeld leben und sich immer auf familiären Rückhalt verlassen können.

Nachteile für die Mutter

  • Doppelbelastung: Gerade, wenn die Mutter neben Haushalt und Betrieb noch auswärts arbeitet, kann die zusätzliche Verantwortung für erwachsene Kinder eine Belastung darstellen.
  • Einschränkung der eigenen Freiheiten: Wenn die Kinder länger im Elternhaus bleiben, haben Mütter weniger Zeit für sich selbst. Die eigenen Bedürfnisse und Freiräume treten zugunsten der Kinder in den Hintergrund.
  • Rollenkonflikte: Mütter erleben häufig einen inneren Konflikt zwischen ihrer Fürsorgerolle und dem Wunsch, dass ihre Kinder unabhängiger werden. Einerseits möchten sie helfen, andererseits erkennen sie, dass es Zeit wird, den Kindern mehr Eigenverantwortung zu übertragen.

Grenzen setzen

Damit die Situation für alle stimmt, ist es für die Mutter wichtig, klare Grenzen zu setzen und das erwachsene Kind in die Hausarbeiten oder finanziellen Verpflichtungen einzubinden. Das Gefühl, weiterhin alles für das Kind erledigen zu müssen, kann langfristig frustrierend sein. Ein gemeinsames Gespräch über Erwartungen und Pflichten schafft oft Klarheit.

Für viele Mütter ist der Tag, an dem das erwachsene Kind auszieht, ein bittersüsser Moment. Einerseits bedeutet es, dass das Kind den Schritt in die Unabhängigkeit wagt – ein Zeichen dafür, dass die Mutter gute Arbeit geleistet hat. Andererseits entsteht oft eine Leere im Haus, die gefüllt werden muss. Der Auszug markiert das Ende einer Ära, bringt aber auch neue Freiheiten und die Möglichkeit, wieder mehr Zeit für sich selbst zu haben.