Frage:Ich (25) bin gerade wieder single, weil meine Freundin sich das Leben auf unserem Hof nicht vorstellen kann. Ich habe immer gemeint, dass dies mein Traumberuf ist. Jetzt zweifle ich daran, ob ich auf diesem Hof glücklich werden kann. Meine Eltern verstehen mich nicht.

Antwort:In Ihrer kurzen Anfrage sind verschiedene Themen enthalten. Ich beginne mit dem kürzesten Teil. Verliebt zu sein ist meist ein grosses Glücksgefühl. Man fühlt sich stark und als ganzer Mensch. Wenn die andere Person die Beziehung beendet, dann fällt eine Welt zusammen und man sieht plötzlich nur noch die schlechten Seiten im Leben.

Lassen Sie zuerst einige Zeit verstreichen und versuchen Sie herauszufinden, ob die schlechten Gefühle nur auf die Enttäuschung über die Trennung zurückzuführen sind.

Wenn die Zweifel bleiben

Wenn auch nach dieser Trauerzeit die Zweifel über die Berufswahl nicht aufhören, dann sollten Sie Schritt für Schritt einige Themen sorgfältig durchdenken. Wie ist die Wohnsituation auf dem Hof? Wie nahe wohnen die Eltern nach der Betriebsübergabe? Ist es auch Ihnen selber zu nahe (falls die Eltern auf dem Hof wohnen bleiben)?

Können Sie sich eine Frau vorstellen, die mit den vorgesehenen Hofstrukturen glücklich sein könnte? Machen Sie die Arbeiten auf dem Hof gerne? Haben Sie Vorstellungen, wie sie den Betrieb führen wollen, wenn sie ihn übernommen haben?

Ein klares Bild entwickeln

Solche und ähnliche Fragen können helfen, selber ein klares Bild zu entwickeln. Und je klarer Ihre eigenen Vorstellungen sind, desto besser können Sie mit Ihren Eltern über eine für Sie stimmige Hofübergabe reden. Und wenn Sie diese Fragen für sich sorgfältig überlegt haben und mit den Eltern gut besprechen können, dann werden Sie vermutlich auch eine Frau finden, die dieses Projekt mit Ihnen angeht.

Warum Bauer?

Sind Sie ein gemachter Bauer? Als «gemachter Bauer» bezeichne ich jemanden, bei dem der Beruf nicht der eigene Herzenswunsch ist. Es ist nicht so schwierig aus einem Kind einen «Bauern» zu machen. Viele Kleinkinder lieben Tiere und das Bauernhofleben. Da braucht es wenig, diese Kinderfreude weiter zu pflegen und einen Berufswunsch draus zu kreieren.

Das heutige Bodenrecht und die Direktzahlungen leisten auch noch ihren Beitrag. Manchmal hilft das ganze Familiensystem mit – zum Beispiel Grosseltern, die klar signalisieren, dass doch auf jeden Fall jemand den Betrieb übernehmen soll, oder Eltern, die für nichts anderes Interesse haben als für diesen Betrieb …

Berufswahl überdenken

Da kann es durchaus sein, dass ein Familiensystem aus dem Kind einen Bauern macht. Solche Kinder können manchmal selber nicht erkennen, dass sie «gemachte Bauern» sind. Sie haben den Traumberuf aus der Vorschulzeit nie mehr hinterfragt und sich nie Gedanken über eine andere Berufswahl gemacht.

Trifft das bei Ihnen zu? Wenn ja, dann sollten Sie sorgfältig überlegen, wie für Sie ein anderer Beruf aussehen würde und wie Sie umsatteln könnten. Reden Sie auch mit ihren Eltern darüber und entscheiden Sie gemeinsam, wie ein sorgfältiger Wechsel aussehen könnte. Es ist nie zu spät, das Zepter für sein eigenes Glück selber in die Hand zu nehmen.