«Willst du ein Problem lösen, so löse dich vom Problem.» Diese Erkenntnis von Goethe klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas gar einfach, aber sie bringt es ziemlich auf den Punkt: Sich vom Problem zu lösen, heisst nämlich nichts anderes, als die Perspektive zu wechseln und den Fokus auf Lösungsmöglichkeiten zu richten, anstatt sich vom Problem vereinnahmen zu lassen. Das eröffnet die Möglichkeit, selber aktiv zu werden, und verschafft Handlungsspielraum.

Resilienz trainieren

Lösungsorientierung ist ein wichtiger Aspekt der Resilienz und deshalb für den Betriebs- und Beziehungsalltag besonders wichtig. Diese innere, positive Haltung wurde einigen bereits in die Wiege gelegt, anderen wurde scheinbar eher Problemorientierung eingeimpft. Aber: Lösungsorientierung kann, wie alle Faktoren der Resilienz, trainiert werden. An kleinen und grossen Gelegenheiten fehlt es ja im Alltag selten.

Die Bereitschaft, Lösungsorientierung zu trainieren, ist der erste Schritt in die richtige Richtung: Damit werden Überzeugungen wie «so bin ich halt», «das bringt doch nichts» oder «bei mir/uns funktioniert das nicht» der Kampf angesagt. Die Achtsamkeit für die eigene physische und psychische Gesundheit und die Pflege von guten sozialen Kontakten unterstützen eine optimistische und lösungsorientierte Haltung.

Aus der Komfortzone

Der Druck, die eine perfekte Lösung finden zu müssen, blockiert den Prozess. Manchmal ist es aber auch einfacher, gar keine Lösung finden zu wollen, aber das Problem gut zu pflegen und zu bewirtschaften. So kann man sich weiterhin in der persönlichen Komfortzone aufhalten und bekommt sogar noch viel Mitgefühl von anderen Menschen. Dabei braucht es in dieser Situation etwas ganz anderes: ehrliche Menschen, die empathisch und klar unterstützen, den Fokus jetzt auf die Lösung zu richten.

Die «Wunderfrage»

Die «Wunderfrage» hilft, den Fokus von Problemen wegzulenken und stattdessen Möglichkeiten und Lösungen zu erkunden. Stellen Sie sich also die Frage nach dem Wunder: «Angenommen, heute Nacht geschieht ein Wunder und wenn ich morgen aufstehe, ist das Problem gelöst. Woran erkenne ich, dass das Problem nicht mehr existiert? Was ist anders? Was mache ich anders? Wer, ausser mir selbst, wird die positive Veränderung bemerken? Woran werden andere Menschen merken, dass das Problem gelöst ist?»

Die Antworten geben Hinweise darauf, welche Aspekte des Problems am meisten belasten, aber auch darauf, wie sich das Problem auf das Umfeld auswirkt. Obwohl das Wunder fiktiv ist, können jetzt praxistaugliche Schritte überlegt werden, wie diese wunderbare Situation mit dem gelösten Problem erreicht werden kann.

Lösungen in sechs Schritten

Problemlösung ist ein systematischer Prozess. Mit sechs Schritten kann der Wechsel von der passiven Problemverwaltung zur aktiven, lösungsorientierten Handlungsweise gelingen. Dies ist besonders wichtig in Familienbetrieben, in denen Flexibilität sowie schnelle Entscheidungsfindung gefragt sind. Der Prozess funktioniert für Einzelpersonen, Paare oder Teams bei kleineren oder grösseren Problemen. In komplexen Situationen kann eine externe Begleitung Sinn machen.

1. Was ist das Problem: Sachlich definieren, was das Problem tatsächlich ist. Das ist bei einem technischen Problem oft einfacher als bei einem Konflikt. Aber Einigkeit darüber, was das Problem ist, ist bereits ein guter Schritt zu einer Lösung. Bei Bedarf kann das Problem auch in Teile zerlegt und diese Teile einzeln betrachtet werden. Wenn es Fakten gibt, die tatsächlich nicht geändert werden können, gehören diese auch hier auf den Tisch.

2. Blick auf die Ressourcen: Was funktioniert bisher gut? Das sollte man unbedingt beibehalten. Es ist wichtig, alle vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten festzuhalten, die zur Lösung beitragen können. Dazu gehören Verhaltensweisen, eigene Stärken, andere Menschen oder materielle Ressourcen.

3. Blick auf die Lösung: Sammeln Sie Ideen für Lösungen oder Teillösungen. Jeder Vorschlag ist willkommen, ohne ihn zu werten oder abzuwerten. Sätze wie «Das funktioniert sicher nicht» sind in dieser Phase verboten. Im Gegenteil, kreative Ideen sind erwünscht und öffnen die Türe für gute Lösungen.

4. Lösungen bewerten: Die Machbarkeit und Wirksamkeit stehen jetzt im Zentrum. Dazu gehört, auch mögliche Auswirkungen auf andere zu beachten. Gefragt sind Win-win-Situationen.

5. Lösung realisieren: Nun geht es darum, die beste, jetzt machbare Lösung auszuwählen und umzusetzen. Frei nach dem Motto «Mach es einfach und dann, mach es einfach».

6. Überprüfen und anpassen: Wenn es funktioniert – mehr davon machen. Wenn das, was man tut, nicht funktioniert, etwas anderes machen.