Bettina Hadorn-Rihs (42) aus Uerkheim AG liess vor Jahren ihre Hunde homöopathisch behandeln. Sie war so fasziniert von den Erfolgen, dass sie sich entschloss, neben Familie und Haushalt die Ausbildung zur Tier-Homöopathin an der SHI Homöopathie-Schule in Zug zu absolvieren.

Sensibilisiert für das Thema, ermutigte sie ihre Schwägerin Sonja Hadorn (51), eine ebenfalls in Uerkheim lebende Milchbäuerin, ihre von Warzen geplagte Kuh Colette mit «Kugeli» zu behandeln. Sonja Hadorn war ebenfalls beeindruckt vom Erfolg. Der gemeinsame homöopathische Weg der beiden Frauen nahm seinen Anfang.

Selbstheilung aktivieren

Homöopathie ist ein Verfahren aus der komplementären Medizin, das nicht unumstritten ist. Einfach erklärt, arbeitet die Homöopathie nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Das Ziel ist es, die körpereigene Selbstheilung wieder zu aktivieren. Homöopathie kann zusammen mit Schulmedizin angewendet werden. Die eine Therapie kann die andere unterstützen oder ergänzen.

Die homöopathische Behandlung erfordert einen achtsamen und ganzheitlichen Umgang mit den Patienten. Egal, ob diese zwei oder vier Beine haben.

«Überreden funktioniert nicht»

Sonja Hadorn und Bettina Hadorn-Rihs sitzen beim Gespräch mit der Journalistin zusammen und erzählen von ihren Erfahrungen. Beide Frauen haben ihre Berufung gefunden und sind äusserst motiviert, ihr Wissen zu vertiefen, anzuwenden und auch andere damit anzustecken. «Überreden funktioniert nicht», weiss Bettina Hadorn-Rihs aus Erfahrung.

Sie sind sich einig: Homöopathie braucht Zeit. Ausserdem brauche es eine gute Beobachtungsgabe und die Veranlagung, Dingen auf den Grund zu gehen. Und nötig seien auch eine gewisse Hartnäckigkeit und der Mut, andere Wege zu gehen. «Gegen jedes Übel ist ein Kraut gewachsen, es gilt herauszufinden, welches», meint Bettina Hadorn-Rihs.

Temperament der Kuh spielt eine Rolle

«Im Rinderstall funktioniert das nur, wenn ich selbst jeden Tag nahe bei den Kühen bin», ist die leidenschaftliche Milchbäuerin Sonja Hadorn überzeugt. Man merkt ihr an: Sie liebt ihre Tiere, es macht ihr Freude, sie zu beobachten. Sie ist glücklich, wenn es allen gut geht und fühlt sich gestärkt, wenn sie mit den «Kugeli» etwas in der Hand hat, um einem kränkelnden Tier zu helfen.

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Sich auf die Information melkender Familienangehöriger zu verlassen, sei schwierig, sagt Sonja Hadorn. Um herauszufinden, welches Mittel am besten passt, müsse man eine Kuh in ihrem normalen, gesunden Zustand kennen:

  • Ist es eine selbstbewusste oder eine eher scheue Kuh?
  • Frisst sie gut oder ist sie eher «schnäderfrässig»?
  • Trinkt sie viel? Ist sie neugierig oder zurückhaltend?
  • Anführerin oder Mauerblümchen?

Je schneller die Bäuerin Veränderungen im Verhalten bemerkt, umso schneller kann sie mit einem passenden Mittel eingreifen. «Akute Verletzungen und Infektionen lassen sich so schnell und erfolgreich behandeln», weiss Bettina Hadorn-Rhis. «Bei chronischen Erkrankungen braucht es manchmal mehrere Anläufe, bis das richtige Mittel gefunden wird.» Beide Frauen packt jeweils der Ehrgeiz, auch speziellere Probleme anzugehen.

Weniger Tierarztkosten

Sie sind sich einig, dass die Homöopathie viele Erkrankungen heilen kann, für die es in der Schulmedizin keine Behandlung gibt. Umgekehrt könne die Homöopathie die Schulmedizin nicht gänzlich ersetzen. Langfristig aber lasse sich aus ihrer Erfahrung aber aufzeigen, dass Tierarzt- und Medikamentenkosten seit der konsequenten Anwendung von Homöopathie sinken.

Bettina Hadorn-Rihs und Sonja Hadorn empfehlen Bäuerinnen daher, einen Stallapothekenkurs zu absolvieren, um die Grundlagen der Homöopathie zu erlernen, zu verstehen und richtig anzuwenden. Es sei wichtig, klein anzufangen und nicht gleich eine Mastitis behandeln zu wollen, meint Sonja Hadorn. «Manchmal ist man vom Erfolg so beflügelt, da glaubt man, die Welt retten zu können», ergänzt sie mit einem Augenzwinkern. «Doch manchmal läuft es einfach nicht, dann zweifelt man», so Bettina Hadorn-Rihs. Dann heisst es, sich alle vergangenen Erfolge wieder präsent zu machen.

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Homöopathie ist für die beiden Frauen eine Lebensschule. Man lerne viel über sich selbst, arbeite und beobachte bewusster, aufmerksamer und ganzheitlicher, sagen sie.

Die Kommunikation mit anderen Mitarbeitenden, Familienangehörigen, dem Tierarzt oder, in Bettina Hadorn-Rihs’ Fall, mit den Landwirten, sei dabei auch ein Lernprozess. Die Überzeugung der homöopathisch behandelnden Person übertrage sich mit sichtbaren Erfolgen nach und nach auf kritisch eingestellte Zweifler. Dazu brauche es aber eine innere Stabilität und ein gesundes Selbstbewusstsein.

«Bereichert unser Leben»

Sonja Hadorn wird sich mit Modulbesuchen weiterbilden und Bettina Hadorn-Rihs ist inzwischen ausgebildete Tier-Homöopathin, die sich vor allem auf Nutztiere konzentrieren will. Das Ziel beider Frauen ist, die allgemeine Tiergesundheit zu stärken, den Einsatz von Medikamenten zu verringern und Tierarztkosten zu senken. Sie sind sich einig: «Die Anwendung von Homöopathie bereichert unser Leben, wir haben unsere Berufung gefunden.»