Zum zweiten Mal in seiner Geschichte war das Bundeshaus Ende Oktober für zwei Tage in reiner Frauenhand. Die 23 verabschiedeten Petitionen wurden am 30. Oktober 2021 dem Parlament überreicht. Unter anderem forderten die 246 Teilnehmerinnen einen Fonds zur Finanzierung von Kinderbetreuungsinfrastruktur, eine Aufwertung von Care-Arbeit, eine Revision des Eherechts für Bäuerinnen und eine nationale Kampagne für die Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt.
Viel Engagement und ein starker Gestaltungswille
Die professionelle und engagierte Arbeit der Teilnehmerinnen zeige, wie stark der politische Gestaltungswille und das Verlangen nach Veränderung seien, schreibt die Alliance F in einer Medienmitteilung. Dies wurde auch von anwesenden Politikerinnen und Bundesrätinnen gewürdigt: «So konzentriert habe ich noch nie eine Parlamentssitzung erlebt», wird Maya Graf, Ständerätin Grüne/BL, Co-Präsidentin alliance F und eine der Ratspräsidentinnen für die Frauensession, zitiert. Auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter, Simonetta Sommaruga und Viola Amherd hielten im Nationalratssaal eine Ansprache.
Ein Erfolg auf mehreren Ebenen
Die Session sei nicht nur für die politische Bildung von Frauen in der Schweiz ein Erfolg, die erarbeiteten Forderungen hätten auch das Potenzial, «nicht nur für die Gleichstellungspolitik der nächsten Jahre wegweisend zu sein, sondern auch die Arbeitsmarkt-, Sozialversicherungs-, Gesundheits-, Sicherheits-, und Wissenschaftspolitik zu prägen», heisst es weiter.
Auch SBLV-Präsidentin Anne Challandes freut sich über die erfolgreiche Frauensession: «Es erfüllt mich mit grossem Stolz, dass so viele Frauen der ganzen Schweiz in die Fussstapfen derjenigen Frauen treten, die sich in der Vergangenheit engagiert haben», wird sie in einer Mitteilung des SBLV zitiert.
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Die beschlossenen Petitionen sind:
1. Chancengleichheit im Erwerbsleben mit Elternzeit, Kinderbetreuungsinfrastrukturfonds und Individualbesteuerung
2. Unterstellung der Arbeit in Privathaushalten unter das Arbeitsgesetz
3. Revision des Gleichstellungsgesetzes und Schaffen einer unabhängigen Bundesbehörde zur Durchsetzung der Lohngleichheit
4. Gleichstellung im Alter
5. Schaffung eines Bundesamtes für Gleichstellung
6. Chancengleichheit für eine ganzheitliche sexuelle Gesundheit von Frauen
7. Einführung eines nationalen Programms zu Diskriminierung und implizitem Bias im Gesundheitswesen
8. Zugang zu ganzheitlicher und professioneller sexueller Bildung für alle
9. Geschlechterperspektive in Strategie «Digitale Schweiz» integrieren
10. «Halbe-Halbe» in MINT-Berufen: Den Frauenanteil steigern
11. Einführung politischer Rechte für Einwohner:innen der Schweiz ohne Schweizer Staatsbürgerschaft
12. Beitritt der Schweiz zur Wellbeing Economy Governments Partnership (WEGo)
13. Care-Arbeit: Erziehungs- und Betreuungsgutschriften aufwerten
14. 0,1% des BIP für den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt
15. Strafverfolgung – Revision des Sexualstrafrechts
16. Sensibilisierung für und Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Gewalt im sozialen Nahraum – Nationale Kampagnen
17. Revision des Eherechts: Abmilderung der negativen Folgen einer Ehescheidung oder Auflösung eingetragener Partnerschaft auf landwirtschaftlichen Betriebe
18. Soziale Sicherheit. Den Bericht des Bundesrates vom 16. September 2016 (Frauen in der Landwirtschaft) umsetzen
19. Soziale Sicherheit. Welche Lösungen für Mutterschaftsversicherung und Vaterschaftsurlaub unabhängig von der Erwerbstätigkeit?
20. Gibt es eine geschlechtsspezifische Diskriminierung bei der Übertragung von landwirtschaftlichen Betrieben?
21. Gleichstellungspolitische Standards für die Hochschulfinanzierung und die Drittmittelvergabe
22. Für Chancengleichheit und die Förderung des akademischen Nachwuchses: Erhöhen wir die Grundfinanzierung und schaffen mehr Festanstellungen an den universitären Hochschulen
23. Förderung der Geschlechterforschung an den Universitäten und Hochschulen