Grossbritannien tritt aller Voraussicht nach per Ende Monat aus der EU aus. Das Vereinigte Königreich hat danach elf Monate Zeit, die Bedingungen für den Austritt auszuhandeln, bevor am 31. Dezember 2020 die EU-Mitgliedschaft erlischt. Noch ist offen, ob es zu einem Deal- oder No-Deal-Brexit kommen wird.
Sechs Prozent Anteil
Für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft dürfte sich der mögliche Schaden aber so oder so in engen Grenzen halten. Zwar ist Grossbritannien der sechstwichtigste Absatzmarkt für Schweizer Exportprodukte (rund 9,4 Milliarden Franken 2018), Lebensmittel machen aber nur etwa sechs Prozent der wertmässigen Exporte aus. Die Briten mögen vor allem Kaffee, Limonaden, Schokolade und andere Lebensmittelzubereitungen aus der Schweiz, aber auch Käse und Wein sind gefragt, wobei sich der Gesamtwert der Exporte landwirtschaftlicher Produkte nach Grossbritannien auf 586 Millionen Franken bzw. sechs Prozent der Exporte landwirtschaftlicher Produkte beläuft.
Zwar sind die Auswirkungen des Brexits auf diese Handelsbeziehungen schwierig abzuschätzen. «Für unseren Sektor lässt sich immerhin sagen, dass der Bund einen guten Vertrag abgeschlossen hat.» Das sagt Lorenz Hirt, Geschäftsführer der Föderation der Nahrungsmittelindustrien (Fial) auf Anfrage. Das Abkommen zur Regelung der zukünftigen Beziehungen mit Grossbritannien ist laut Hirt «kongruent mit der Lösung, die wir gegenüber der EU haben.»
Marktzugang entscheidend
Für die Milchbranche ist im Export der Marktzugang für Käse und der Schutz der Geografischen Ursprungsbezeichnungen und der Geografischen Angaben (GUB/GGA) von grosser Bedeutung. Wie Lorenz Hirt sagt, wird der Käsefreihandel zwischen der Schweiz und Grossbritannien auch nach dem Brexit unverändert gelten. Ebenso werden die Vorgaben der GUB und GGA «fast eins zu eins ins Abkommen Schweiz-Grossbritannien übernommen.» Wichtig für die Branche ist, dass die GUB und die GGA der Schweiz «integral von Grossbritannien anerkannt werden und deren Schutz somit nahtlos von der EU-weiten Anerkennung in das bilaterale System Schweiz-Grossbritannien übernommen wird.»
Vorbereitung ist wichtig
Den Brexit ohne Vorbereitung näher kommen zu lassen, wäre dennoch die falsche Strategie - wenigstens für Emmi. Der Konzern bereitet sich «seit geraumer Zeit» auf den Brexit vor, «und ist heute bereit, auf Veränderungen rasch zu reagieren», wie es auf Anfrage heisst. Aus heutiger Sicht seien bei Emmi vom Brexit keine Auswirkungen auf die operativen Kosten zu erwarten, «solange die Verkehrswege und Grenzabwicklungen nicht zu erheblichen Verzögerungen führen.»