Wenige Tage nachdem die grossen Umweltverbände ihren Verzicht auf ein Referendum gegen die neue Revision des Jagdgesetzes (JSG) verkündet haben, grätschen kleinere dazwischen. Es melden sich sieben Organisationen aus dem Bereich Wildtierschutz in einer Mitteilung zu Wort, kritisieren den Entscheid von Pro Natura, der Gruppe Wolf Schweiz, BirdLife und WWF aufs Schärfste und lancieren die Unterschriftensammlung für ein Referendum.
Bärendienst oder Bauernopfer?
Offensichtlich gehen die Meinungen innerhalb der Umweltschutz-Szene weit auseinander, wie mit den vom Parlament beschlossenen Lockerungen des Wolfsschutzes umzugehen sei. «Ein Referendum würde dem Wolf einen Bärendienst erweisen», hatte die Gruppe Wolf Schweiz in ihrem Newsletter geschrieben. Schliesslich werde die Politik je länger je konservativer, was den Ausgang einer erneuten Revision höchst unsicher mache. Die Gruppe «Wolfs-Hirten» und ihre Mitstreiter hingegen wittern eine Mesalliance der grossen Umweltverbände im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen – man wolle den Wolf buchstäblich als «Bauernopfer» über die Klinge springen lassen».
In den Kampf gegen die «Bauernlobby»
Die Mitteilung des Referendumskomitees ist eine Kampfansage. Ohne Hilfe der Grossen ziehe man wie David in den Kampf gegen die «Bauernlobby» als Goliath. Das Komitee führt folgende Argumente ins Feld:
- Das neue JSG lasse die unsinnige, masslose und unkontrollierbare Tötung von Wölfen zu.
- Die Bestimmung, dass die Wolfspopulation in der Schweiz durch die Abschüsse nicht gefährdet werden dürfe, sei ein Gummiparagraf.
- Um Schäden auf «nicht zumubar schützbaren» Alpen zu verhindern, sollen ganze Rudel abgeschossen werden können.
- Der Herdenschutz sei oft mangelhaft umgesetzt und daher zu wenig wirksam, die Behörden würden die Massnahmen aber trotzdem als genügend beurteilen.
- Die Revision halte sich nicht an die Berner Konvention.
Enttäuscht von den grossen Verbänden
Pro Natura und Co. hätten sich mit einem wolfsfeindlichen und politisch motivierten Kompromiss zufriedengegeben, so der Vorwurf. Man wolle sich nun mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, das «erneut missratene» JSG zu kippen. Dabei handle es sich nämlich um einen gut schweizerischen Kompromiss, der gut sei für Bauern, Jäger und Wolfsgegner, den Wolf selbst aber auf der Strecke lasse.
Ob es tatsächlich eine erneute Volksabstimmung zum JSG geben wird, hängt vom Erfolg der Unterschriftensammlung ab.