Die Arbeit des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV) ist vielseitig. Dies kam wieder einmal an deren Hauptversammlung vom Freitag in Schüpfheim LU zum Ausdruck. Zum einen ist der Verband besorgt über die verschiedenen landwirtschaftlichen Initiativen, welche für die Alpwirtschaft einschneidende Einschränkungen zur Folge haben könnte und zum anderen ist das angekündigte Referendum gegen das Jagdgesetz eindeutig zu bekämpfen. Auch die vielen Wanderer, Biker und Velofahrer, welche sich in den Alpenregionen ausbreiten, machen dem SAV Sorgen und bieten ausreichend Konfliktpotential.
Mitreden in der AP 2022+
Bei der Gestaltung der AP 2022+ will die SAV mitreden und ihre Anliegen auch einbringen können. «Unser Ziel muss sein, dass wir eine gleichbleibende Abgeltung der Leistungen der Alpwirtschaft verteidigen können», sagte der SAV-Präsident Erich von Siebenthal. Neben der AP 2022+ beschäftigt den SAV auch die immer akuter werdende Wolfsthematik. Sowohl die Agrarpolitik wie auch das Jagdgesetz seien für viele Sömmerungsbetriebe entscheidend. So will sich der SAV energisch auch gegen das Referendum des Jagdgesetzes einsetzen.
Zwei Projekte
Stolz ist Erich von Siebenthal, dass sich zwei Projekte aktuell in der Abschlussphase befinden: Das Projekt «IP-Telefonie auf den Alpen» und die Erneuerung der SAV-Branchenleitlinie. Willy Koch von der Swisscom, konnte der Versammlung erfreuliches mitteilen. Denn es soll auf den Alpen weiterhin einen Telefonanschluss geben, obwohl die analoge Telefonie der Vergangenheit angehören werde. So musste die Swisscom auf 300 Alpbetrieben diesbezüglich eine neue Lösung suchen. Koch forderte die Älpler auf, wenn Sie im Herbst wieder ins Tal gehen, der Swisscom mitteilen sollten, dass sie den Telefonanschluss auf der Alp bis zum Frühling sistieren sollen. Sonst bestehe die Gefahr, dass man im Winter auf der Alp weiterhin den Telefonanschluss bezahlen müsse. Einen grossen Dank sprach von Siebenthal auch der Armee aus, welche vor allem letztes Jahr, viele Alpen mit Wasser versorgen musste. Ein grosser Höhepunkt für den SAV wird das Jahr 2020 sein. Da findet in Visp VS die internationale Alpwirtschaftstagung statt: Drei Tage mit Fachinformationen von schweizerischen und internationalen Experten, Exkursionen und einem festlichen Rahmenprogramm.
Zwei neue Vorstandsmitglieder
Bei den statutarischen Geschäften wurden zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt: In Zukunft wird Elmar Zbinden anstelle von Oskar Lötscher die Sektion Freiburg vertreten und Pius Schmid ersetzt Christoph Böbner für den Kanton Luzern. Zudem genehmigte die Hauptversammlung drei Mitglieder-Anträge, welche die Anpassung der Statuten an die neuen Strukturen des Verbands bewirkten.
Der Bund will nichts ändern
Bernard Belk, Vizedirektor vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), äusserte sich aktuell zur AP 2022+ und zur Alpwirtschaft. Belk ist unter anderem auch zuständig für die Direktzahlungen. «Am 21. August hat der Bundesrat einen Bundesratsbeschluss verabschiedet, um die Wegrichtung aufzuzeigen», sagte Belk. Der Bundesrat unterstützte mit der AP 2022+ eine nachhaltige und produktive Landwirtschaft. Für die Berg- und Sömmerungsgebiete werde sich nichts ändern. Es werde keine Umlagerung von Geldern in andere Zonen geben, versprach er. Die Sömmerungs- und Alpungsbeiträge bleiben gleich und werden nicht gesenkt. Auch die Beiträge für Steillagen sollen erhalten bleiben.
Wie Peter Bebi, vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in seinem Vortrag ausführte, mache das Klima vor den Alpenregionen nicht halt. Seit 1980 werde es in der Schweiz immer wie wärmer. Wenn es so weitergehe steige die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts um zirka fünf Grad an. Nicht nur die vermehrten Trockenperioden nehmen zu, sondern auch die Starkniederschlägen werden zum Problem. Das heisst, Murgänge dürften in Zukunft zur Regel werden. Hingegen werde sich der Gesamtniederschlag über das ganze Jahr nicht gross verändern. Nur die Verteilung werde zum Problem. Nicht nur die Wasserknappheit dürfte auf vielen Alpen zum Problem werden, auch die steigende Waldgrenze und die Überwucherung stelle die Alpwirtschaft vor grosse Herausforderungen.
Alpbewirtschaftung im Kanton Luzern
Pius Schmid, Präsident des Alpwirtschaftlichen Vereins Luzern, stellte kurz die Alpbewirtschaftung im Gastkanton Luzern vor. Die legendäre Alpabfahrt im Entlebuch wurde dieses Jahr schon zum 16. Mal durchgeführt. In der Zwischenzeit ist dieser Anlass zu einem grossen Publikumsmagnet geworden. Gut 13 000 Besucherinnen und Besucher konnten auch diesen Herbst wieder begrüsst werden. 95% der Alpen im Kanton Luzern sind im Privatbesitz. Knapp 6000 ha werden dabei von den Älplerinnen und Älplern bewirtschaftet. Acht Alpkäsereien werden noch betrieben. Im gesamten werden knapp 7000 Normalstösse gesömmert. Erfreulicherweise konnte die Anzahl der Milchkühe massiv gesteigert werden. Dabei werden vermehrt Galtkühe gesömmert. Auch der Tourismus ist im Entlebuch LU, ein wichtiger Betriebszweig. «600 000 Tagesgäste besuchen pro Jahr diese Region», sagte René Epp von der Biosphäre-Markt AG, Entlebuch. Das Ziel der Biosphäre-Markt AG ist es, auf einer Plattform eine gemeinsame Vermarktungsinitiative von Produkten aus der Umgebung zu lancieren. Dank dieser Plattform erzielen die Produzenten einen höheren Preis für ihre Produkte.