«Wir möchten Ihnen mit diesen Zeilen einige Überlegungen mitteilen, die wir für äusserst wichtig halten», schreibt der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBVL) in einem Brief an die Ständerätinnen und -räte. Bisher sei in der Diskussion um den Schutz des Wolfes der Biodiversität zu viel Gewicht beigemessen worden. Es gehe aber auch um Tierschutzaspekte und das Wohl der Bauernfamilien.
Tiefes oder sogar bleibendes Trauma
Der SBLV erläutert folgende Punkte:
Tierschutz: In einer Zeit, da das Tierwohl hochaktuell sei, müsse auch an die Nutztiere gedacht werden. Angriffe, Verletzungen und Todeskampf traumatisierten sie tief oder sogar bleibend.
Sicherheit: Nacht für Nacht belauerte oder von Wölfen angegriffene Herden verhalten sich nicht mehr normal und werden zur Gefahr für Spaziergänger, Wanderer und ihre eigenen Betreuer.
Verluste: Praktische und finanzielle Aspekte dürften dem Ständerat bekannt sein, meint der SBLV.
Personal: Ist zunehmend schwierig zu finden, was Bauernfamilien weiter unter Druck setzt, da sie die Arbeit allein bewältigen müssen.
Folgen: Vergandung, Rückgang der Biodiversität, negative Konsequenzen für den Tourismus – nicht nur im Alpgebiet, sondern auch in den betroffenen Flachlandregionen.
Psychischer Druck: Hier sieht der SBLV einen bisher blinden Fleck. Die betroffenen Familien, insbesondere Frauen und Kinder würden stark unter der Situation mit dem Wolf leiden.
Kinder wollen nicht auf der Alp bleiben
Es komme vor, dass Kinder während der Sömmerungssaison aus Angst vor dem Wolf wieder ins Tal hinabsteigen wollen, schildert der SBLV. Auch würden die Kinder den Wolf bei Schulaufgaben als Thema wählen.
«Abgelegen lebende Familien haben Angst um ihre Kinder, wenn sie draussen spielen oder zur Schule gehen», heisst es weiter. Man versuche es zu verbergen, aber trotzdem würden die Kinder mit der Angst aufwachsen, nicht mehr richtig schlafen oder die blutigen Bilder gerissener Schafe nicht aus dem Kopf bekommen. «Eine solche psychische Belastung sollte weder auf den Erwachsenen lasten, geschweige denn auf den Kindern lasten.»
Nicht ernst genommen
Es sei für die Bauernfamilien eine zusätzliche Belastung, dass ihre schwierige Situation nicht in ihrer ganzen Dimension wahrgenommen werde. Man fühle sich im Stich gelassen und nicht ernst genommen.