Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) wurden Ende 2023 in der Schweiz 32 Wolfsrudel nachgewiesen. Die insgesamt auf 300 geschätzten Wölfe rissen 2022 insgesamt 1480 Nutztiere, während es 2019 noch 446 waren. Wolfsrudel haben sich in den Alpen in den Kantonen Graubünden, Wallis, St. Gallen, Glarus und Tessin sowie im Waadtländer Jura gebildet.

Aktivismus ohne entsprechende Handlungen

Mit der raschen Ausbreitung des Wolfs steigt erfreulicherweise auch der Druck auf die Politik und es gibt zahlreiche Vorstösse dazu auf Bundesebene und in den Kantonen. Dieser Aktivismus geht aber leider zu wenig einher mit wirksamen Handlungen, um die steigende Wolfspopulation zu begrenzen.

Die Pro-Wolf-Lobby-Organisationen können auf eine breite Unterstützung in den Medien zählen. Wenn es um die Regulierung des Wolfsbestandes geht, dann verwenden Zeitungen häufig absichtlich Begriffe wie Tötung oder gar Ausrottung. Zudem wählen sie für die Illustration ihrer Artikel in der Regel Fotos von putzigen jungen Wölfen und nicht Bilder von Schafen, die nach den Wolfsbissen qualvoll verenden.

Es braucht neue Massnahmen für die Wolfsjagd

Die Wolfsproblematik ist auch im Kanton St. Gallen akut, da es immer mehr Risse gibt. Die Lappjagd könnte eine griffige Massnahme sein, um die Wolfspopulationen besser zu regulieren. Bei dieser Jagdmethode wird ein Wolfsrudel durch Fährten im Schnee lokalisiert und das Gelände um das Rudel mithilfe von mit einem Geruchsstoff präparierten Plastikbändern (früher Lappen) eingezäunt. Dadurch kann das Rudel zusammengetrieben und besser erlegt werden.

Es braucht für die Wolfsjagd neue Massnahmen, weil die bisherigen Regulierungsbemühungen trotz grossem Aufwand eher bescheidene Resultate zeigten. So wurde beispielsweise zwischen Anfang Dezember 2023 und Ende Januar 2024 versucht, das Rudel im Calfeisental zu erlegen. Trotz grossen zeitlichen Aufwands während der Nacht konnten schlussendlich nur zwei der acht Wölfe des Rudels geschossen werden. Die Schwierigkeiten, Wölfe zu erlegen, zeigen sich auch darin, dass es dem Kanton eine Medienmitteilung wert ist, wenn ein Abschuss gelingt. So meldete er vor Kurzem, dass am 25. September ein Jungwolf aus dem Gamserrugg-Rudel erlegt werden konnte.

Regulierung wird verzögert

Mittlerweile wird der Herdenschutz mit grossem Aufwand ausgebaut und richtigerweise aufgrund des hohen Aufwandes auch finanziell entschädigt. In unwegsamem Gebiet müssen Zäune installiert, über Nacht die Herden zusammengetrieben und Schutzhunde angeschafft werden. Die Behörden verlangen, dass der Herdenschutz buchstabengetreu umgesetzt wird, denn sonst gibt es für die Tierhalter keine Entschädigung für Wolfsrisse.

GastbeitragBefreien wir die Landwirtschaft von den Fesseln der BürokratieDienstag, 11. Juni 2024 Der Weg zur Bewilligung eines Abschusses ist lang und kompliziert. Geschädigte Landwirte oder Nutztierhalter müssen den Schaden bei den zuständigen kantonalen Behörden melden. Diese prüfen dann, ob die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind, um ein Gesuch für einen Abschuss beim Bafu einzureichen. Die Zustimmung des Bundes ist an verschiedene Bedingungen geknüpft. Abschüsse sind zum Beispiel nur erlaubt, wenn Herdenschutzmassnahmen Risse an Nutztieren nicht verhindern können. Immerhin dürfen Kantone künftig auch ganze Rudel abschiessen lassen. Das motiviert die Wolfsfreunde noch mehr, Einsprachen und Beschwerden gegen Abschussbewilligungen einzureichen, was zusätzlich die Regulierung verzögert und behindert.

Die Wolfsfreunde propagieren die «Selbstregulation» des Wolfsbestands und kritisieren, dass es durch die Abschüsse der Leitwölfe vermehrt Wölfe auch in Siedlungsnähe geben werde, weil ihr Rudel sich zerstreue und sich deshalb neue bilden würden. Wohl unfreiwillig liefern sie damit das beste Argument, um ganze Rudel zu jagen. Das ist notwendig, denn der Wolf entwickelt sich immer mehr von einer geschützten Tierart zu einem Schädling. Abschliessend soll darauf hingewiesen werden, dass auch der Bestand anderer Tierarten reguliert wird, etwa Rehe, Hirsche etc., um übermässige Wildschäden zu vermeiden.

Zur Person
Mike Egger ist Fleischfachmann und arbeitet bei der Micarna. Der SVP-Politiker vertritt den Kanton St. Gallen im Nationalrat. Er schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.