Schon länger wartet man in der Branche gespannt auf einen Positionsbezug des Bio-Dachverbands zu den Pflanzenschutz-Initiativen, die voraussichtlich am 13. Juni 2021 zur Abstimmung kommen. Dieser Stellungnahme dürfte eine nicht zu unterschätzende Signalwirkung zukommen, weil die Initianten die geforderte Nachhaltigkeit der Landwirtschaft im Biolandbau bereits verwirklicht sehen.
Futterpassus würde viele Betriebe einschränken
Nun werden die Empfehlungen des Vorstandes publik. Diese fallen unmissverständlich aus: Die Trinkwasser-Initiative wird den Delegierten zur Ablehnung empfohlen, die Pestizidverbots-Initiative dagegen empfiehlt das Leitungsgremium zur Annahme. Diese Vorschläge können den Unterlagen für die Delegiertenversammlung (DV) vom 11. November 2020 entnommen werden, die heute auf der Webseite von Bio Suisse aufgeschaltet worden sind.
Was die Trinkwasser-Initiative angeht kritisiert der Vorstand die «Fokussierung auf die Landwirte als alleinige Problemverursacher, während die Konsument(innen) und die Wertschöpfungskette nicht in die Verantwortung genommen werden», so heisst es in den Unterlagen zur DV. Der Vorstand gehe zudem davon aus, dass die Vorgabe des «auf dem Betrieb produzierten Futters» viele Betriebe einschränken würde, heisst es weiter. Einige Hundert Biobetriebe mit Aufstockungen im Hühner- und Schweinebereich könnten den ÖLN nicht mehr erfüllen, so der Vorstand.
Ganze Wertschöpfungskette in der Pflicht
Anders sieht der Bio Suisse-Vorstand die Ausgangslage bei der Pestizidverbots-Initiative. Er habe diese Vorlage stark aus der Optik der Konsument(innen) und von Bio Suisse als ideellem Verband betrachtet, heisst es in den DV-Unterlagen. Der Vorstand geht davon aus, «dass Bio-Bäuer(innen) überwiegend auf der Pro-Seite aktiv sind». Er bewertet hier als positiv, dass die ganze Wertschöpfungskette in Pflicht genommen wird. Auch würden die Importe gleich behandelt wie die einheimischen Produkte.
Bio Suisse-Präsident Urs Brändli rechnet damit, dass die nun gefassten Parolen des Vorstands bei den Delegierten auf hohe Akzeptanz stossen dürften, wie er auf Anfrage sagt. Man sei beim Verband sehr dankbar, dass es nicht nur die Trinkwasser-Initiative gebe. Ansonsten wäre eine Ablehnung dieser Vorlage in der Bioszene wahrscheinlich schwieriger zu begründen, vermutet Brändli.
Vorstand lehnt Spermasexing ab
Keine Sympathien hat der Vorstand für die erneute Diskussion des Spermasexings. Er empfiehlt den Delegierten, nicht auf den entsprechenden Antrag von 108 Einzelmitgliedern einzugehen, die eine Bewilligung des umstrittenen Verfahrens erwirken möchten. Für Brändli ist die erneute Debatte über das Spermasexing eine «Zwängerei». Vor nur fünf Jahren habe eine klare Zweidrittelmehrheit der Delegierten eine Bewilligung abgelehnt, so Brändli.