"Wir müssen das Schifflein Bio-Suisse durch die gefährlichen Initiativ-Gewässer führen ohne dass es Schaden nimmt", sagte Martin Bossard, Politchef des Bio-Dachverbands anlässlich der Delegiertenversammlung in Olten.

Delikate Position von Bio Suisse

Er sprach damit die delikate Position des Verbands an. Die Biobauern wären durch eine Annahme vor allem der Trinkwasser-Initiative stark betroffen, gleichzeitig ist es schwierig für das Flaggschiff der ökologischen Landwirtschaft, hier zu zaudern.

Es sei überraschendes passiert, erklärte Bossard, "das ist selten in der Politik". Die Wirtschaftskommission des Ständerats sei zum Schluss gekommen, dass es zwar nicht einen Gegenvorschlag aber eine Parlamentarische Initiative (PI) für einen Absenkpfad brauche. Nicht wie ursprünglich angenommen im Frühjahr 2020, sondern frühestens im September 2020 wird das Stimmvolk über die beiden Pflanzenschutz-Initiativen abstimmen.

Antrag für sofortiges Ja wird abgelehnt

Deshalb sei es zu früh für eine Parolenfassung zu früh, so Bossard. Es fehlten noch wesentliche Informationen. So sei unter anderem offen, ob auch Privatgärten und die SBB mit der PI erfasst werden sollen. Man wolle deshalb die Stellungnahme vertagen, so sagte er.

Ein kurzfristiger Antrag der Mitgliedorganisation Bergheimat, sofort zwei Ja zu den Initiativen zu beschliessen, wurde klar abgelehnt. Die unten zitierte Resolution wurde hingegen mit wenigen Gegenstimmen angenommen.

 

"Gemeinsam den Wandel möglich machen"

Die Resolution der Bio Suisse im Wortlaut:

Wir Bio-Bäuerinnen und -Bauern verzichten aus Überzeugung auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger und verwenden nur im absoluten Notfall Antibiotika. Dazu ist ein umfassender, gesamtbetrieblicher Ansatz mit vielen Massnahmen nötig:

  • Wir hegen und pflegen den Boden. Dies ist die Grundlage für gesunde Nahrungsmittel.
  • Wir arbeiten mit vielfältigen Fruchtfolgen und fördern die Biodiversität mit ihren Nützlingen.
  • Wir züchten Tiere und Pflanzen, die widerstandsfähig sind.
  • Wir setzen auf natürliche und alternative Heilmethoden.
  • Unsere Richtlinien begünstigen betriebseigenes Futter und Hofdünger.

Wir stellen fest: Bio funktioniert und kann eine Antwort auf die Initiativen sein. Unsere 7'100 Bio-Bäuerinnen und -Bauern sind überzeugt: Der Biolandbau kann einen wichtigen Teil dazu beitragen, die landwirtschaftliche Produktion nachhaltiger zu gestalten. Dazu braucht es Massnahmen in der Agrarpolitik 2022+ und deutlich mehr finanzielle Mittel für Bio-Forschung, ökologische Züchtung, Ausbildung und Beratung.

Gemeinsam mit den Konsumenten/-innen streben wir «mehr Bio» an. Daran arbeiten wir mit unseren Partnern in der Wertschöpfungskette. Und darüber stimmen unsere Konsumentinnen und Konsumenten täglich ab – mit dem Griff nach Bio-Produkten im Lebensmittelregal. Dies ist der einfachste Weg, um Mensch Tier und Natur zu mehr Gleichgewicht zu verhelfen.