Am 1. April führt der Berner Bauernverband (BEBV) seine Mitgliederversammlung im Saalbau Kirchberg durch. Im Vorfeld dieser Versammlung sind Misstöne zu vernehmen. Dabei geht es um die geplante Statutenrevision. Sie sieht vor, den bisherigen grossen und den kleinen Vorstand des BEBV in ein einziges exekutives Gremium umzuwandeln. Insbesondere aus den Kreisen der Milchproduzenten und Biobäuerinnen und -bauern werden grosse Fragezeichen, sowohl am Vorgehen wie auch an der Neuausrichtung, gemacht.

Kein Sitz für Biobauern

So könnte diese Statutenrevision für BioBern gravierende Folgen haben. Der bisherige Sitz im Vorstand des BEBV, der der Organisation seit 1999 vertraglich zugesichert war, soll gestrichen werden. Damit würde die Biolandwirtschaft im Kanton Bern ihre direkte Vertretung in diesem Gremium verlieren.

«Wir bedauern es sehr, dass BioBern trotz mehrfacher Gespräche keinen Sitz mehr im neuen Vorstand erhalten soll», erklärt Beat Gerber, Präsident von BioBern. Mit diesem Sitz habe die Organisation in den vergangenen Jahrzehnten Anliegen ihrer Mitglieder direkt in den BEBV einbringen können.

«Auch wenn wir die Straffung der Strukturen grundsätzlich unterstützen, halten wir es für den falschen Weg, unsere Vertretung einfach zu streichen», so Gerber weiter. Wie er in einem Schreiben an die Mitglieder ausführt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder stellen die Mitglieder an der Versammlung einen Antrag auf einen zusätzlichen Sitz für BioBern, oder sie lehnen die Revision insgesamt ab. Für die Annahme wäre eine Zweidrittelmehrheit nötig. BioBern ruft daher seine Mitglieder, die auch dem BEBV angehören, dazu auf, sich aktiv an der Abstimmung zu beteiligen. «Es geht darum, unsere Anliegen weiterhin direkt im Vorstand vertreten zu können», betont Gerber.

Was sagt der BEBV?

Wie der Berner Bauernverband auf Anfrage erklärt wurde der grosse Vorstand im Oktober 2023 damit beauftragt, eine Überprüfung der Verbandsstruktur vorzunehmen, mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern. Eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Regionen habe daraufhin einen Entwurf für eine Statutenrevision erarbeitet. Dieser wurde vom grossen Vorstand verabschiedet und wird der Mitgliederversammlung nun zur Abstimmung vorgelegt.

Die geplante Statutenrevision verfolgt laut BEBV das Ziel, die Berner Bauernfamilien und ihre Interessen stärker zu vertreten. «Unsere Organisation soll insgesamt effizienter agieren, damit der BEBV seinen Zweck noch besser erfüllen kann», erklären Gaby Mumenthaler und Leana Waber, beide Mitglieder der Geschäftsführung. Die Notwendigkeit dieser Reform ergibt sich laut BEBV aus veränderten Rahmenbedingungen und dem zunehmend dynamischen Umfeld, da die letzte Statutenrevision zehn Jahre zurückliegt.

Die agrarpolitischen Herausforderungen, die Komplexität der Themen und der Handlungsdruck hätten zugenommen, sodass zeitgemässe, effiziente Strukturen erforderlich seien. Aus diesem Grund habe der grosse Vorstand die Überprüfung der Strukturen zugunsten einer Effizienzsteigerung in Auftrag gegeben. Zusätzlich fänden in diesem Jahr die Gesamterneuerungswahlen des Vorstands statt, was es sinnvoll mache, die Revision damit zu verknüpfen.

FK Milch mit Bedenken

Kritik an der Revision gibt es hinsichtlich der Zukunft der Fachkommissionen (FK), insbesondere vonseiten der FK Milch. Leana Waber versichert jedoch, dass die Fachkommissionen weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. «Der Vorstand wird die Fachkommissionen gezielt im Sinne der Berner Bauernfamilien einsetzen, zudem werden sie durch den direkten Einbezug in den Vorstand gestärkt», betont sie. Sämtliche Produktionsrichtungen und Betriebszweige seien in diesen Kommissionen vertreten, wo fachliche Themen für die Geschäftsstelle und den Vorstand erarbeitet würden. Es gehe nicht darum, Betriebszweige zu schwächen, sondern vielmehr darum, deren Angliederung optimal zu gestalten.

Einige Mitglieder bemängelten, nicht frühzeitig über die Reform informiert worden zu sein, und kritisierten, dass die Eingabefrist für Anträge bereits abgelaufen war, bevor detaillierte Unterlagen vorlagen. Gaby Mumenthaler weist diese Vorwürfe zurück: «Die Diskussion um die Statutenrevision läuft seit 2023 unter Einbezug der Teilregionen und des grossen Vorstands. Die Mitglieder haben alle Unterlagen fristgerecht erhalten und können sich aktiv an der Versammlung beteiligen.» Der gesamte Prozess sei transparent geführt worden.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Aufnahme der Jungen Landwirte (Jula) in den Vorstand, obwohl sie nur 150 Mitglieder haben, während andere grössere Organisationen nicht vertreten sind. Dazu erklärt Leana Waber, dass die Einbindung der nächsten Generation für den BEBV zentral sei. Die Jula sei 2024 als eigenständiger Verein gegründet worden, nachdem sie zuvor als Fachkommission agiert habe, um ihre Reichweite und Wirkungskraft zu erhöhen. «Dass die Jula nun im Vorstand vertreten sein soll, ist ein starkes Zeichen für die Zukunftsorientierung des BEBV», so Waber.

Antrag abgelehnt

Ein Antrag auf Verschiebung der Reform um ein Jahr, um die Interessensverbände besser einzubinden, hatte im Vorfeld offenbar keine Chance. Gaby Mumenthaler begründet die Ablehnung mit dem bereits seit 2023 laufenden Reformprozess, der unter Einbezug aller relevanten Gremien erfolgte. Der Entwurf sei breit in die Vernehmlassung gegeben worden, und eine Verschiebung würde die Umsetzung notwendiger Strukturen unnötig verzögern. Zudem sei es üblich, Statutenrevisionen mit den Gesamterneuerungswahlen des Vorstands zu verbinden.

Die Einbindung von Produzentenorganisationen wie Aaremilch oder BioBern wurde ebenfalls hinterfragt. Leana Waber erklärt, dass mit BioBern als Mitglied des grossen Vorstands intensive Gespräche geführt worden seien. Der BEBV identifiziere sich über seine sechs Teilregionen und die Fachkommissionen, in denen jeder Betriebszweig vertreten sei. Diese gewännen mit der Revision gar an Bedeutung. «Der Grosse Vorstand schlägt der Mitgliederversammlung vor, einzelne Produktionsrichtungen oder Betriebszweige nicht direkt in den Vorstand zu integrieren, da die Abdeckung über die Regionen und Fachkommissionen gewährleistet ist», erläutert Leana Waber. Als Beispiel nennt sie BioBern, welche in jeder Fachkommission mindestens einen zugesicherten Sitz habe. Zudem seien zahlreiche Bioproduzenten in den Gremien vertreten, etwa in der Fachkommission Bildung, wo vier von neun Mitgliedern aus der Biolandwirtschaft stammen. Der kleine Vorstand setze sich zudem zu 20 Prozent aus Bioproduzenten zusammen, während der Anteil an Biobetrieben im Kanton Bern bei rund 13,3 Prozent liege.

Luzerns Einfluss

Der Berner Bauernverband kämpft schon länger mit einer vergleichsweise tiefen Mitgliederzahl. Rund 30 Prozent der Berner Bauern halten es nicht für notwendig, den Mitgliederbeitrag zu bezahlen.

Während die Berner eine Verkleinerungsstrategie fahren, haben andere kantonale Bauernverbände vielmehr das Gegenteil gemacht. Als Erfolgsmodell gilt beispielsweise der Luzerner Bauernverband (LBV). Präsident Markus Kretz erklärt, warum: «Wir sind im Vorstand breit aufgestellt und verfolgen eine klare Strategie. Der LBV ist politisch neutral, regional verankert und repräsentiert die gesamte landwirtschaftliche Vielfalt des Kantons.» Parteipolitik spiele bei der Besetzung von Ämtern eine untergeordnete Rolle – entscheidend sei vielmehr die Region und die jeweilige Produktionsrichtung.

Dreimal im Jahr trifft sich zudem der Landwirtschaftsrat, in dem sämtliche Präsidenten der rund 26 regionalen Bauernvereine vertreten sind. Dazu kommen die 16 kantonalen Sektionen. «Hier geht es um den Austausch und die Weitergabe von Anliegen in den Vorstand und zurück an die Basis», so Kretz. «Ich habe niemanden, der mir in den Rücken fällt», betont er. «Ich hole mir das Okay des Landwirtschaftsrats und bin dadurch breit abgestützt. So werden Entscheidungen einfacher – auch wenn viele Meinungen mit einfliessen.»