Umringt von einer Schar Buben, viele von ihnen sind Bauernsöhne, stehen die Schwingerkönige Matthias Glarner und Kilian Wenger auf dem Sägmehlplatz. Dieser befindet sich gleich neben der Sesselliftstation Oberdorf in Wildhaus im Kanton St. Gallen. Das Bergpanorama mit dem Säntis ist mit Wolken verhangen, und es ist kühl. Doch das scheint die Knaben nicht zu stören. Sie sind hier, um von ihren Idolen zu lernen. Nichts Geringeres als «lerne von den Besten» ist das Motto des einzigen gesamtschweizerischen Jungschwingercamps, das dieses Jahr bereits zum neunten Mal durchgeführt wird.

 

 

Königs-Camp

Vom 2. – 6. August fand in Wildhaus zum neunten Mal das Königs-Camp, ein Lager für Jungschwinger im Alter von 10 bis 15 Jahren, statt. Rund 80 Knaben konnten vom täglichen Schwingtraining und polysportiven Aktivitäten, wie Wandern, Schwimmen, Seil ziehen, profitieren. Als Teilnahmebedingung mussten sie eine aktive Jungschwingerlizenz vorweisen und eine grosse Portion Begeisterung für den Schwingsport mitbringen. Die Gasttrainer in diesem Jahr waren: Samir Leupi, Roger Rychen, Joel Strebel, Andreas Döbeli, Kilian Wenger, Matthias Glarner, Marcel Bieri und Marco Reichmuth.

Das Schwingtraining mit Matthias Glarner und Kilian Wenger fand am Mittwoch, 4. August statt. Am Sonntag, 8. August, gewann Wenger das Bernisch-Kantonale Schwingfest in Aarberg mit einem Gestellten gegen Stucki.

Mehr Informationen: www.koenigscamp.ch 

Das Training mit den Schwingerkönigen ist ein Erlebnis

Nach einem Einlaufen inklusive Purzelbäume schlagen und Rumpf stärken – laut Matthias Glarner ist ein starker Rumpf ganz wichtig für einen Schwinger – werden die richtige Ausgangsposition, Schwünge und Griffe geübt. Die Buben schnaufen hörbar, legen sich gegenseitig auf den Rücken, üben konzentriert und sind erstaunlich diszipliniert. 

Machen zwei Stunden Training mit Matthias Glarner und Kilian Wenger wirklich den grossen Unterschied? «Ja», meint Roger Fuchs, Organisator des Camps. «Wenn ihre Vorbilder ihnen etwas sagen, glauben sie es.» Die Einstellung im Kopf sei eine andre als im normalen Training im Schwingclub zu Hause. Vor allem, wenn die Gasttrainier herumgehen, würden sich die Knaben besonders anstrengen. Für sie seien diese gemeinsamen Trainings ein Erlebnis.

Dem Schwingnachwuchs etwas zurückgeben

Besonders Freude hat Roger Fuchs, dass Andreas Döbeli, ein Teilnehmer des allerersten Königs-Camps, dieses Jahr als Gasttrainer vorbeikam. Das Konzept scheint also aufzugehen und «die Burschen sind die Spitzenschwinger von morgen», wie Matthias Glarner sagt. «Ich konnte ebenfalls von den älteren Ikonen profitieren und will etwas weitergeben», war seine Motivation für die dreieinhalbstündige Anfahrt von heute Morgen. Soeben ist ein Buch von ihm erschienen. Es könne vielleicht jungen Schwingern als Inspiration dienen, gerade wann es um die Frage gehe, ob sie Schwingen als Spitzensport oder als Hobby ausüben sollen. 

Für Kilian Wenger ist es ebenfalls eine Herzensangelegenheit hier zu sein. Wie bei Kollege Matthias Glarner ist er bereits das zweite Mal Gasttrainer im Camp. «Zu meiner Zeit gab es leider kein solches Lager. Ich bin gespannt, wer es wie weit bringt.» Er zeige den Jungs, wie er schwinge. Er selber habe auch von den ehemaligen Grossen profitiert.

Alle Jungschwinger haben ein Idol

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Alle Buben, die hier sind, haben eines gemeinsam, sie haben alle ein Schwinger-Idol. «Ich ging immer an Schwingfeste und mein Bruder schwingt, so habe ich auch damit begonnen. Eines meiner Vorbilder ist Kilian Wenger,» sagt Daniel Gasenzer vom Grabserberg SG. «Matthias Sempach kam in der Schwinghalle Aarau vorbei. Ich ging hin, und es gefiel mir so gut, dass ich mit Schwingen begann», meint Aron Müller aus Muhen AG. Bereits zum zweiten Mal ist Silvan Arnold aus Weggis LU dabei: «Es gefiel mir so gut, dass ich wieder kam. Hier im Lager ist mein Vorbild Mathias Glarner, aber mein Hauptfavorit ist Joel Wicki.»

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Silvan Arnold kann nicht am Training teilnehmen, er schaut trotzdem gespannt zu. Der Bauernsohn hat sich gleich am ersten Tag an der Schulter verletzt: «Es chroste etwas und tut weh.» Er hofft, dass er nach zwei Tagen Pause wieder aktiv mitmachen kann.

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Als Highlight ein Schwingfest zum Abschluss

Nebst den Gasttrainern schauen vor allem vier Frauen während des Camps zu den Buben. Es sind Claudia Schweizer, Danja Arquint, Laura Schelbert und Celine Zimmermann, allesamt schwingbegeistert. Sie beschäftigen die Buben, wenn kein Training ist, müssen trösten, wenn das Heimweh zuschlägt oder erste Hilfe leisten, wenn sich jemand verletzt. «Manchmal müssen wir auch streng sein», erzählt Laura Schelbert. Meist dann, wenn es Zeit zum Schlafen wäre. «Man bringt die einfach nicht platt», meint sie scherzend.

Besonders freut sich das Leiterteam aufs Schwingfest. Das wird gegen Ende Woche von den ältesten Teilnehmern organisiert. «Mit Einteilung, Richtern und allem Drum und Dran», erklärt Laura Schwelbert. «Letztes Jahr war das Schwingfest im Camp, das einzige, das stattfand», erzählt sie. Sind die Eltern auch eingeladen? «Nein, das ist nur für uns», sagt Roger Fuchs. Er stellt pro Tag ein Training als Livestream online. «So können die Eltern schauen, was so läuft und wie es ihrem Kind geht.» Man sieht, mit welcher Begeisterung die Burschen mit Matthias Glarner und Kilian Wenger trainieren und hat das Gefühlt, es geht ihnen blendend. Es gibt wohl grad keinen anderen Ort, an dem sie sein möchten.