«Dringend notwendig» oder «nicht nachvollziehbar». Die Meinungen zum geplanten Spurausbau der A1 im Grauholz, Bern, gehen weit auseinander. Beim Nadelöhr Grauholz stauen sich täglich Fahrzeuge auf den sechs Spuren. Dem will das Bundesamt für Strassen (Astra) mit dem Ausbau auf acht Spuren abhelfen. Gerechnet wird mit Kosten von 429 Millionen Franken (davon 150 Millionen für den Unterhalt), schreibt die Tageszeitung «Der Bund».
Einsprachefrist ist abgelaufen
Die Einsprachefrist ist diese Woche abgelaufen. Während der Kanton Bern, bürgerliche Parteien und der bernische KMU-Verband den Ausbau unterstützen, sind Bauern, der Verkehrsclub Schweiz (VCS), der Gemeinderat der Stadt Bern, links-grüne Parteien und Gemeinden wie Bolligen, die entlang der A1 liegen, dagegen. Die Bauern würden gut 13 Hektaren Kulturland verlieren, daneben fielen mehrere Hektaren Wald dem Projekt zum Opfer. Aber auch Schäden an Kulturland durch Installationsplätze und Baupisten sind den Landwirten ein Dorn im Auge, wie etwa Peter Wyss, Ittigen, betont. Das Vorgehen der Verantwortlichen nennt Wyss «ganz schwach. Man hätte mehr mit uns reden sollen.» Nun müsse man halt juristisch vorgehen, schreibt «Der Bund».
Die Rolle des Berner Bauernpräsidenten
In einem Interessenskonflikt stehe der Berner Bauernpräsident (BEBV) und Grossrat Hans Jörg Rüegsegger. Zwar vertritt sein Verband die betroffenen Landwirte, aber seine Partei, die SVP, befürwortet das Projekt. Auf Nachfrage der BauernZeitung macht er seine Position deutlich: «Ich bin zuerst Bauernpräsident gewesen, bevor ich in die Politik eingestiegen bin.» Und: «Wenn der Vorstand etwas beschliesst, habe ich als Präsident es auszuführen.» Der BEBV habe sich bereits vor fünf Jahren, als die Umweltverträglichkeitsprüfung präsentiert wurde, positioniert.
Alternative Vorschläge wären da
Man sei nicht per se gegen den Ausbau. Aber es müsse in die Höhe oder Tiefe gebaut werden. Sinnvolle Lösungen seien bislang keine in Betracht gezogen worden. «Ich erwarte, dass ab Schönbühl untertunnelt wird», hält Rüegsegger fest. Nun gelte es abzuwarten, wie das Astra die Einsprachen behandeln will. Wenn das klar sei, würden die weiteren Schritte geplant.