Magnus steht im tiefen Stroh und frisst. Tausende von Besucherinnen und Besuchern gehen an ihm vorbei. Den vierjährigen Stier, im Besitz von Jürg Degen, scheint das wenig zu kümmern – er frisst. Magnus kam eben erst von seinem ersten Auftritt in der Arena des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) in Pratteln zurück in den temporären Stall auf dem Gelände. Er hat Begleitschutz genossen. Das schien auch nötig, denn die Ansichten über die Lebendpreise auf dem Gelände sind unterschiedlich. Während sich viele ob den schön zurechtgemachten Tieren freuen, finden einzelne, ihre Haltung am ESAF sei nicht gerechtfertigt.
Tierrechtsaktivisten auf dem Areal
Am Samstagvormittag hätten Tierrechtsaktivisten versucht, sich auf die Liegeflächen der Tiere zu legen, erzählt Werner Pfister aus Maisprach BL. Der Tierarzt und Pferdehalter ist sicher, dass es allen Tieren hier gut geht. Kein einziges der anwesenden Tiere, die als Lebendpreise ausgestellt sind, würden Stress zeigen. Sie fressen und liegen – auch die Pferde.
Er ist der Ersatz
Magnus lebt zu Hause auf dem Hof der Familie Degen bei den Rindern. Dort kann er sich frei bewegen. Das Angebundensein kennt er aber, geübt für den grossen Auftritt hat der Red-Holstein-Stier aber wenig. Denn eigentlich war es gar nicht geplant, dass dieser Magnus ans ESAF kommt. Er ist der Ersatzstier. Der richtige Magnus musste kurzfristig ins Tierspital gebracht werden. Er hatte sich einen Stein eingetreten, aus dem sich ein Abszess bildete. In der Folge musste das grosse Tier operiert werden. Es war alsbald klar, der richtige Magnus, mit dem in den vergangenen Jahren auch alle Events rund um das ESAF 2022 stattgefunden hatten, konnte zum Finale nicht antreten.
Ein Tiefschlag für Familie Degen
Jürg Degen stellt auch den Ersatzstier, offiziell kommuniziert wurde das aber nicht. Für Degens war der Ausfall ihres Lieblings ein Tiefschlag. «Wir hatten keine andere Wahl», sagt der Landwirt gegenüber der BauernZeitung. Der «richtige» Magnus ist nach einem Spitalaufenthalt wieder zu Hause. Das Horn sei bereits über die Wunde an der Klaue gewachsen. Auf Stroh könne das grosse Tier bereits problemlos laufen, aber auf hartem Boden habe er noch etwas Mühe. Zeit, Ruhe und Geduld wird es nun noch brauchen, bis Magnus wieder ganz gesund ist. Zum Glück, sagt Degen – der dennoch etwas traurig ist, dass der echte Magnus nicht in Pratteln sein kann. «So ein Tier hat man nur einmal im Leben», ist der Viehzüchter sicher.
Viele Rückmeldung und Nachfragen
Die Anteilnahme ist indes gross. So werde oft nach dem ersten Magnus gefragt. Wo er sei, wie es ihm gehe. «Ich staune, welche Rückmeldungen wir haben», sagt Jürg Degen. Viele Schwinger, wie König Christian Stucki, Pirmin Reichmuth, Florian Gnägi oder auch Landwirt Michael Ledermann konnten am Samstagmorgen trotz ihrer Verletzungsphase in die Arena einmarschieren. Dem ersten Stier Magnus blieb das verwehrt – etwas das Familie Degen erst einmal verdauen muss.
Eine Aktivistin nimmt Stellung:
«11 Aktivisten haben sich gegen 10:30 Uhr vor dem Stall der Tiere versammelt. Mit Plakaten standen wir in einer Reihe, haben eine Rede gehalten und gesungen. Auf den Plakaten standen Botschaften wie ‹Für ein ESAF ohne Tierleid› welche wir hoch gehalten haben. Wir forderten für die Zukunft die Abschaffung der Lebendpreise.
Der Protest war zu jedem Zeitpunkt friedlich und wir haben nicht versucht irgendwo einzudringen. Die Securitas hat den Protest nach rund 15 Minuten beendet und wir haben zusammen das Gelände verlassen.»