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Pierre sitzt in der Badewanne und leert sich eine braune Flüssigkeit über den Rücken. Er stöhnt laut auf, während das Wasserstoffperoxid über die zahlreichen kleinen Löcher in der Haut fliesst und zu schäumen beginnt.
Pierre hat ein Problem
Das ist nur eine der starken Szenen im Film «Petit Paysan» von Hubert Charuel. Der französische Bauernsohn mit Filmemacherdiplom erzählt in seinem ersten langen Spielfilm die fiktive Geschichte von Pierre. Pierre ist 35 Jahre alt, lebt mit seinen Eltern und für seine Kühe. Zu Beginn des Films hat Pierre Angst um Topaz. Die Kuh liegt nach dem Abkalben fest und er sucht bei seiner Schwester, die Tierärztin ist, Rat. Es sei nur Mastitis, sagt sie.
Pierre glaubt aber, dass Topaz am hämorrhagischen Rückenfieber (HRF), einer tückischen Seuche, erkrankt ist. Sie glaubt ihrem Bruder nicht und hält entgegen, dass die Seuche in Belgien und den Niederlanden, nicht aber in Frankreich ausgebrochen sei. Sie bietet dennoch den Amtstierarzt auf, weil sie es leid ist, ihrem Bruder die Angst vor HRF auszureden.
Für Pierre ist das kein Trost. Und als er in der Nacht realisiert, dass Topaz tatsächlich am HRF erkrankt ist, greift er zum Vorschlaghammer. Er erschlägt Topaz, bringt sie aufs Feld und verbrennt sie in einem Erdloch.
Die falsche Kuh in der Abkalbebox
Dem Amtstierarzt stellt er am nächsten Tag eine gesunde Kuh mit den Ohrmarken von Topaz hin; der Tierarzt bemerkt den Schwindel nicht. Seine Schwester will Pierre zur Rede stellen, denn ihr ist nicht entgangen, dass eine andere Kuh in der Abkalbebox steht. Pierre weicht ihr aus.
Dann wird eine zweite Kuh krank... Und auch Pierres Gesundheitszustand zerschlechtert sich zusehends, während er verzweifelt eine Löstung sucht, seine Kühe vor der Seuche zu bewahren.
Einfache Bilder, starke Szenen
Kurz: «Petit Paysan» geht unter die Haut und zeigt mit düsteren Bildern, wie es einem Bauern geht, der seine Tiere vor dem Seuchentod schützen will. Filmemacher Hubert Charuel lässt dabei den Protagonisten viel Zeit, geht mit der Kamera sehr nahe ran und lässt schlicht komponierte Bilder und Szenen sprechen.
«Petit Paysan» ist wahrlich nichts für Weicheier und allemal einen Kinobesuch wert. Der Film läuft ab heute, 29. März, in den Deutschschweizer Kinos.
hja