AnalyseTue Gutes und sprich darüber: Wie kommuniziert man «Landwirtschaft»?Donnerstag, 27. Februar 2025 An der ersten Talk-Reihe «Zukunftsbauern» zum Thema Nachhaltigkeit nahmen für einmal allein Thurgauer Gäste Platz. Urs Schneider aus Amlikon-Bissegg war stellvertretender Direktor des Schweizer Bauernverbandes und ist Präsident der Stiftung für eine nachhaltige Ernährung durch die Schweizer Landwirtschaft. Er amtete als Jury-Präsident des Jubiläumspreises der Schweizer Agrarmedien AG. Den Jubiläumspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit konnte er Nadine und Urban Dörig aus Diessenhofen TG überreichen.

Dörigs hatten mit ihrem Biobetrieb «Domäne St. Katharinental» 2024 geliefert und abräumt. Neben dem Jubiläumspreis der Schweizer Agrarmedien AG gewannen sie mit ihrem Soja-Feld auch den Thurgauer Körnerleguminosen-Wettbewerb. Als dritter Gast in der Runde nahm Peter Schweizer teil. Er ist Landwirt und Umweltingenieur aus Hosenruck TG, Co-Präsident von Bio Ostschweiz und Co-Geschäftsführer des Ökobüros Falun GmbH, zudem teilt er sich mit Manuel Strupler das Vizepräsidium des Thurgauer Bauernverbands.

Den Betrieb konsequent umgestellt

Sei 2016 setzen Dörigs auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft und stellten auf Bioanbau um. Der Stein ins Rollen gebracht hatte ein Bodenkurs über regenerative Landwirtschaft. «Ich bekam eine andere Sicht auf die Natur und ihre Kreisläufe. Schliesslich habe ich mir gesagt, dass ich über die Flächen verfüge, um auszuprobieren und umzusetzen, was ich gelernt habe.» Aber längst wisse man nicht alles, was den Boden betreffe. Er lerne von Jahr zu Jahr dazu.

Peter Schweizers Ansatz, auf Bio umzusteigen, war pragmatischer: «Ich bin als Umweltingenieur für Ökologie und Biodiversität sensibilisiert. Als damals Biomilch gesucht und die Preise gut waren, stiegen wir mit unserer Tierhaltergemeinschaft auf Bio um.»

Urs Schneider war beeindruckt von der Konsequenz Dörigs, den Betrieb auf Kreislaufwirtschaft umzustellen und auf seiner grosse Parzelle jeweils 15 m breite Biodiversitätsstreifen anzulegen, die auch mit Bäumen bepflanzt sind. Er sagte: «Es imponiert mir, dass Urban Dörig seinen Weg nicht dogmatisch angeht oder verteidigt. Er ist immer auch bereit, dazu zu lernen und gibt seine Erfahrungen bereitwillig weiter.»

Besondere Sorge zum Boden tragen

«Es kommt niemanden in den Sinn, seine Tiere im Stall einen Tag nicht zu füttern. Aber es wird zu wenig daran gedacht, den Boden zu füttern», sagte Urban Dörig. Aber daran führt bei ihm kein Weg mehr vorbei. Konsequent füttert er seine Schwemmlandböden mit Gründüngungen. Die Wasserdurchlässigkeit seiner Böden ist gross.

Wichtig ist es ihm, das Wasserspeichervermögen langfristig zu steigern. «Dafür braucht es Humus. Der Humusaufbau passiert zum grössten Teil durch die Wurzelarbeit der Gründüngungen», so Dörig weiter. Auch lässt er durch eine Angusherde die Flächen im Frühling und Herbst beweiden. «Die Hälfte sollen sie fressen, die andere Hälfte einstampfen», sagte er. Die Gründüngung durchläuft den Pansenmagen, düngt und bereichert den Boden. So entwickle sich ein vielfältiger Kreislauf.

Peter Schweizer machte darauf aufmerksam, dass es mit den Anlegen von Biodiversitätsförderflächen oder Nützlingsstreifen nicht getan sei. Diese müsse man pflegen. «Vielfalt gibt Arbeit», brachte er es auf den Punkt. Zumal damit auch Einkommensverluste durch fehlende Erträge verbunden sind. «Für mich ist es eine Investition in die Zukunft», ergänzte Urban Dörig.

Mit grosser Arbeit verbunden

Hier hakte auch ein Landwirt aus den Zuschauerreihen ein, der einen vielfältigen Betrieb hat und allein dafür verantwortlich ist. Er machte auf die hohe Arbeitsbelastung aufmerksam. «Es kann nicht sein, dass man sich selbst auslaugt oder in einem Burnout landet», sagte Dörig. Nachhaltigkeit beinhalte auch eine soziale Dimension.

Dörig selbst findet Entlastung in der überbetrieblichen Zusammenarbeit. Er hat keine Stallungen auf dem Betrieb. Im Sommer ist seine Angusherde auf der Alp, im Winter eingestallt auf einem anderen Betrieb.

Auch die Konsumgewohnheiten waren ein Thema am Podium. Das meistverkaufte Naturaplan-Produkt bei Coop ist die Biobanane. An zweiter Stelle folgen Bioeier, von denen es zu wenige hat, an dritter Stelle Pouletbrüstli. Wie nachhaltig ist das denn? Dazu meinte Urban Dörig: «Ich kann nicht die ganze Welt verändern. Wir stellen uns auf unserem Betrieb immer den Fragen der Spaziergänger und erklären, was wir machen. Auch machen wir jedes Jahr bei uns ein Quartierfest, um aufzuzeigen, wie Landwirtschaft funktioniert.»