Vor elf Jahren hatte der vom Zürcher Bauernverband (ZBV) lancierte Grossevent «Vo Puur zu Puur» im Zürcher Weinland seinen Anfang genommen. Nachdem nun alle zehn Bezirke im Kanton Zürich einmal Gastgeber waren, wurde nun in die zweite Runde gestartet. Insgesamt sieben Betriebe öffneten am Sonntag ihre Türen und Tore, um die vielseitige und moderne Landwirtschaft möglichst authentisch und erlebnisreich zu präsentieren.
Bauernhof- und Stall-Luft schnuppern
Ab 10 Uhr strömten die Besucher auf die Betriebe – zu Fuss, mit den Velos oder mit den eingesetzten Spezialbussen –, um sich ein Bild über verschiedenste Betriebszweige und eine moderne Landwirtschaft zu machen und etwas Stall- und Bauernluft zu schnuppern. Dabei wurde den Besuchern nicht einfach Show, sondern ein eindrucksvoller Einblick in eine vielseitige Landwirtschaft mit vielen Spezialgebieten geboten.
Die Gastgeber waren nebst umfangreichen Informationen rund um den Betrieb auch gefordert, für die Kinder ein abwechslungsreiches Programm anzubieten. Die Besucher konnten sich an Informationsständen von der Futterbereitung bis zum Pflanzenschutz umfassend informieren. Auch die verschiedenen Degustations- und Verkaufsstände, vor allem mit Produkten des jeweiligen Betriebs, fehlten nicht. Die Veranstalter sprechen von einem vollen Erfolg mit rund 17 000 Besuchern.
Festakt in Marthalen
Am frühen Nachmittag, nachdem leichter Regen eingesetzt hatte, wurde der kleine Festakt im Stall Höfli der Familie Weidmann durchgeführt. Erstmals wurde der mit je 5000 Franken dotierte Zürcher Puurepreis an drei innovative Betriebe verliehen. Im Kanton Zürich wird mit dem Projekt «Innovativi Puure» seit einigen Jahren die Innovation in der Landwirtschaft gezielt gefördert und jetzt auch ausgezeichnet. Sechs Projektteams schafften es ins grosse Finale am Sonntag. Die Auswahl wurde von einer breit abgestützten sechsköpfigen Fachjury vorgenommen.
Die am Sonntag ausgezeichneten Gewinner sind:
- Salzlakenkäse «Lindi»: Der Salzlakenkäse aus dem Zürcher Oberland wurde im vergangenen Herbst lanciert. Initianten sind der Landwirt Daniel Wäfler aus Gossau und Zija Shabani. Der Salzlakenkäse, ein Traditionsprodukt aus dem Balkan, wird zu 100 Prozent regional produziert.
- Ranch Fair-Beef: Das Projekt wird von Irene und Marcel Müller in Freudwil bei Uster, ebenfalls im Zürcher Oberland, umgesetzt. Auf ihrem Hof wird Rindfleisch von höchster Qualität für höchste Ansprüche auf der Basis einer regenerativen Landwirtschaft produziert.
- Büelhof Gewürz- und Heilkräuter: Ursi und Martin Hofmann haben in Sulz-Rickenbach ihren Betrieb auf den Kräuteranbau umgestellt. Unter dem Label «Hofmann’s Kräuter» werden Kräuter und Gewürze mit viel Handarbeit und Liebe auf dem Büelhof angebaut und direkt vermarktet.
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Bauernsekretär Ferdi Hodel verwies auf die Bedeutung der Landwirtschaft im Zürcher Weinland, wo noch elf Prozent der Bevölkerung im Primärsektor arbeitet.
Ein realistisches Bild der Landwirtschaft vermitteln
SVP-Regierungsrat Ernst Stocker hob in seiner Grussbotschaft die aussergewöhnlich hohe Lebensqualität im Kanton Zürich als Standortvorteil hervor: «Felder, Wälder und Wasser ist alles vorhanden. Die Landwirtschaft trägt dazu einen grossen Teil bei.» Er kam auch auf die für ihn etwas überraschend gewonnenen Abstimmungen zu sprechen. «Das Abstimmungsresultat ist kein Ruhekissen. Man darf sich nichts vormachen, das Umweltthema wird die Landwirtschaft nicht in Ruhe lassen», mahnte er.
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Umso wichtiger seien solche Veranstaltungen, wo die Bauernfamilien auf Augenhöhe den Besuchern ein realistisches positives Bild von der Landwirtschaft vermitteln können. Er zeigte sich überzeugt, dass damit das Vertrauen in die Landwirtschaft laufend erneuert, erhalten und und gestärkt werden kann. «Und da die Landwirtschaft ein wichtiger Faktor ist, profitiert davon auch der Kanton Zürich als Ganzes», so Stockers Schlussbotschaft.