Hat es in Ihrem Leben überhaupt Platz für Sexualität? Würden Sie sinnlichen Begegnungen gern mehr Zeit einräumen, doch Ihr Alltag ist randvoll mit Arbeit? Als Bäuerinnen und Bauern wissen Sie aus Erfahrung: manchmal sollte alles auf einmal erledigt sein.
Gleichzeitig haben Sie möglicherweise noch eine Arbeit ausserhalb Ihres Betriebes, um überhaupt genügend Einkommen zu generieren, und Sie haben auch Kinder. Wie sollen da Musse, Zeit für Austausch und sogar Entspannung ihren Platz bekommen?
Aber genau das wäre der Boden nicht nur zum Reden, was das Thema der letzten Kolumne war, sondern auch einer gelebten Sexualität, die nachhaltig zufrieden macht, verbindet und einen stärkt.
Bewusst Inseln schaffen
Entspannen können wir insbesondere in den Momenten, in denen unser Alltag und die damit verbundenen Herausforderungen in den Hintergrund treten können. Natürlich sind Sie nie ganz davon befreit, wenn Kinder, Tiere sowie Pflanzen zu Ihrem Lebensalltag gehören. Aber Sie können sich bewusst Inseln schaffen – kürzere oder längere.
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Obwohl ich nicht in der Landwirtschaft tätig bin, kenne ich als selbstständige Unternehmerin diesen existenziellen Druck, der uns verleitet, zu wenig für Musse zu sorgen. Diese entspannenden Pausen unterstützen, sich selbst zu spüren. Eine Grundbasis für (sexuelle) Erlebnisse, bei denen Sie nicht nur handeln, sondern bewusst wahrnehmen – sich und Ihr Gegenüber.
Paarzeit im Kalender einplanen
Ich ermutige Sie, mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin regelmässig gemeinsame Zeitfenster im Kalender zu reservieren. Nehmen Sie diese Paarzeit genauso wichtig wie alle anderen Termine.
Einerseits ist es eine Volkskrankheit, die nicht nur in der Landwirtschaft zu Hause ist, dass der Musse, Entspannung und Zeit für die Beziehung wenig Platz im Alltag eingeräumt wird.
Andererseits kennen Sie vielleicht auch die Dynamik in Ihrer Partnerschaft, dass der eine von Ihnen über die gelebte Sexualität in Verbindung und Entspannung kommt und der andere zuerst emotionale Verbindung möchte, bevor er sich auf Sexualität einlassen kann. Dies erschwert natürlich ein Zusammenkommen, wenn man endlich mal Zeit für eine sexuelle Begegnung hat.
Frau und Mann sind unterschiedlich
Obwohl es nicht immer so klassisch daherkommt, kennen Männer eher das Thema, dass sie über die gelebte Sexualität in emotionale Verbindung kommen, und Frauen können sich in der Regel einfacher für Sex öffnen, wenn sie sich emotional verbunden fühlen.
Zentral ist: Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern es sind zwei verschiedene Bedürfnisse, die beide richtig und wichtig sind. Mit dieser Grundhaltung ist es möglich, offener für das Bedürfnis des anderen zu sein.
Abwechslungsweise wünschen
Ganz konkret ermutige ich Sie, folgendes Experiment auszuprobieren: Abwechslungsweise kann der/die eine von Ihnen wünschen, welche Art und Weise der (sexuellen) Begegnung er oder sie sich wünscht, und der/die andere lässt sich darauf ein, ohne seine/ihre Grenzen zu überschreiten.
Letzteres ist ganz wichtig! In diesem wechselnden Erleben und neugierigen Erforschen lernen Sie sich gegenseitig in Ihren Bedürfnissen, Wünschen und auch Grenzen noch mehr kennen. Es kann Sie aus einer Routine herausführen, in die Sie möglicherweise in Ihrer Partnerschaft geraten sind, und ganz neue Wege öffnen, einander sexuell zu begegnen.