Von aussen mutet sie etwas ausserirdisch an, die durchsichtige Bubble (Kugel) mit ihrem grosszügigen Doppelbett im Innern. Ist man aber erst einmal drin, hat man das Gefühl, als befände man sich unter freiem Himmel, nichts trübt die Aussicht. «Unsere Bubble ist wie ein Bett im offenen Feld. Sie bietet jedoch einen wesentlichen Vorteil: Wenn es regnet, werde ich nicht nass», erklärt Heinz Egli. Der Bauer wohnt auf dem Bachtel im Zürcher Oberland und bietet mit seinem Schwiegersohn, Andreas Pally, Agrotourismus an.
Erfolg mit Agrotourismus dank der Lage
Gestartet hat Heinz Egli seine Tourismuskarriere mit einem Kinoerlebnis, das er keck Alpenkino nannte. «Der wesentliche Teil unseres Erfolgs ist die Lage.» Der Landwirt erklärt, dass er an klaren Tagen ein Panorama von den Churfirsten über die Tschingelhörner bis zur Eiger-Nordwand bieten kann. Was eigentlich als Filmabend für das Dorf geplant war, entwickelte sich bald zu einem ernst zu nehmenden Betriebszweig nebst der Landwirtschaft.
Eine Nacht in der Alpenbubble gewinnen
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Als Kinobestuhlung dienten Strohballen, als Rückenlehnen ausrangierte Heugabeln. «Eines Tages stellten wir als Gag einen Hotpot auf und verlosten die Plätze, natürlich inklusive Badekleid und Handtuch», erinnert sich Egli zurück. Zusammen mit einem Partner betrieb Egli das Alpenkino während 18 Jahren. «2019 entschieden wir uns, damit aufzuhören. Wir wollten auch wieder einmal einen freien Sommer haben.»
Erfolgsrezept: «Wir mögen Menschen»
Der eine Hotpot, der im Alpenkino schon bald zur gefragtesten «Bestuhlung» wurde, brachte Heinz Egli auf die Idee, für den Winter ein Badeangebot mit Aussicht zu schaffen. Das Alpenbad war geboren. Heute können Gäste das ganze Jahr hindurch in 12 Alpenbad-Holzzubern das Panorama und dazu im warmen Wasser eine Mahlzeit geniessen. Dank der Bubble können seine Gäste nun sogar über Nacht bleiben. Drei solche Übernachtungsmöglichkeiten hat Egli zurzeit auf dem Hof.
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Fragt man Heinz Egli nach seinem Erfolgsrezept, überlegt er nicht lange: «Wir starteten mit der 4M-Formel: ‹Man muss Menschen mögen›. Das Zitat habe ich von Art Furrer, dem berühmten Hotelier auf der Bettmeralp, aufgeschnappt. Unterdessen sind wir bei WMM angekommen. ‹Wir mögen Menschen›» Wir, das sind Heinz Egli und Andreas Pally, ihre Familien plus 17 Teilzeitangestellte aus der Region. Der Gast stehe bei ihnen absolut im Zentrum und der soll mit einem Lächeln im Gesicht heimgehen. Die rund 5000 Besucher(innen), die über das Jahr den Hof besuchen, scheinen das zu spüren. «Wir erhielten letztes Jahr den Tripadvisor Travellers’ Choice Award. Den bekommen nur die besten 10 Prozent aller Tourismusangebote auf dieser Bewertungsplattform weltweit.»
Dass er die Arbeit mit den Menschen wirklich liebt, nimmt man Heinz Egli gerne ab. Mit viel Liebe zum Detail und Begeisterung erklärt er jeden Ablauf: von der Buchung, über die Gästebetreuung vor Ort, bis zur Nachbereitung, die bis am Morgen des Folgetags erfolgt. «Wir stellen den Gästen unter anderem einen Link mit Fotos, die wir auf Wunsch machen, zur Verfügung. Die Bilder sollten sie natürlich in der Kaffeepause ihren Kolleg(innen) zeigen können und sollen als schöne Erinnerungen dienen.»
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In der Region verankert und mit Regionalität punkten
Auf Regionalität legt Heinz Egli grossen Wert. Das Holz zum Heizen der Bäder stammt vom eigenen Wald oder aus der Region. Gebaut und bis ins letzte Detail optimiert wurden die Pots von einem Metallbauer in der Nähe. «Das Wasser haben wir aus eigenen Quellen. Da wir dem Badewasser nichts beigeben, geht es in den natürlichen Kreislauf zurück.» Die Lebensmittel sind Regionalprodukte oder haben zumindest Schweizer Qualität. «Wenn ich sage, dass der Käse von der Chäsi Girenbad stammt, die auf der anderen Seite des Hügels liegt, schmeckt er den Leuten noch etwas besser.»
Ein weiteres Projekt steht beim umtriebigen Bauer an. Er will eigene Produkte vom Hof anbieten. «So viele Hofprodukte müssen zu den Menschen gebracht werde. Und bei mir kommen die Menschen zuhauf auf den Hof.» Ziel sei es, das gesamte Fleisch der eigenen Mutterkühe direkt zu vermarkten.
Als Unternehmer will er keine Steine im Weg haben
Der Erfolg ist Heinz nicht einfach so in den Schoss gefallen. «Am Anfang heisst es immer nein.» Er benötigte viel Durchhaltewillen, Fleiss und Bauernschläue, um mit den Ämtern zonengerechte Lösungen zu finden, die für beide Seiten stimmen. «Es kann schliesslich nicht sein, dass alle innovative Bauern fordern und wenn ich so einer bin, mir dauernd Steine in den Weg gelegt werden», stört sich Egli. Vielleicht komme ihm zugute, dass er die Arbeit am Computer nicht scheue und gut vernetzt sei.
Von diesem Krampf merkt man als Gast nichts. Obwohl es am Besuchstag regnet und das Panorama nicht uneingeschränkt genossen werden kann, hat man das Gefühl, in der Bubble etwas Besonderes zu erleben. «Eine Dame sagte einmal, allein schon die Anfahrt zum Übernachtungsort sei den Preis wert gewesen», gibt Heinz Egli eine Anekdote zum Besten. Er liess den Ehemann der Frau den Allradtransporter steuern, mit dem er jeweils Gäste und Gepäck zur höchstgelegenen Bubble chauffiert. Früher stand dort im Sommer das Alpenkino, heute hat man beste Bergsicht aus dem Bett heraus.
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Die Alpenbubble
Die Alpenbubbles auf dem Bachtel sind Hüllen aus transparentem Kunststoff. Wegen eines leichten Überdrucks fallen sie nicht in sich zusammen. Deshalb stören keinerlei Stangen die Aussicht.
Tagsüber sehr heiss
Bei schönem Wetter sollte man sich tagsüber nicht in der Bubble aufhalten, da es durch die Sonneneinstrahlung sehr heiss, bis zu 60°C, werden kann. «Da setzt man sich besser auf die vorgelagerte Terrasse und bestaunt die Aussicht», meint Heinz Egli. Gegen Abend werde die Temperatur jedoch angenehm. «Im Winter bieten wir den Gästen wegen der Kälte Heizdecken an, damit man im Bett eine wohlige Wärme spürt, wenn draussen Schnee liegt.»
Lichtermeer und Sterne
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Akustik. Je nach Ort, wo man steht, hat man ein Mono- oder 3D-Hörerlebnis. Beeindruckend ist das Lichtermeer, das Zürich und der Sternenhimmel in der Nacht bieten.
Die Bubbles, die Heinz Egli über eine Schweizer Firma in China bestellt, kosten zirka 3500 Franken das Stück. «Das Teure ist die Infrastruktur: Strom, Kompressor, Öko-WC, Bühne und Terrasse, …»
Eine Übernachtung in der Alpenbubble kostet zwischen 230 bis 330 Franken, je nach Wochentag und Ausstattung. Es gibt auch Angebote in Kombination mit dem Alpenbad.
Weitere Informationen: www.alpenbad.ch