Ich lese diesen Text nochmals, ändere ein Wort, kürze einen Satz und ergänze noch etwas. Ich schreibe gerne, auch weil ich daran arbeiten kann, bis es für mich stimmt. Die Schrift ist gnädig im Vergleich zu Kamera und Mikrofon … kürzlich musste ich in einer unangenehmen Sache den Medien Red und Antwort stehen, auch mittels Telefoninterview der Zeitung und vor der Nachrichtenkamera des Fernsehens. Als Co-Präsident von Bio Luzern war ich gefordert, weil ein offensichtlich bewusster Biorichtlinien-Verstoss unglücklicherweise ungenügend geahndet wurde. Ein gefundenes Fressen, Imageschaden und Vertrauensverlust inklusive. Ob man will oder nicht, es gilt, hinzustehen und zu reden.

Medienskandale sind hässlich und leider in der Landwirtschaft nicht selten. Immer muss jemand hinstehen und versuchen, die Sache wieder ins rechte Licht zu rücken. Ich kann mich gut an eine mehrstündige Autofahrt mit dem damaligen Suisseporcs-Präsidenten erinnern, die dieser wegen eines Tierschutz-Skandals pausenlos am Telefon verbrachte, oder an die überlastete Geschäftsstelle des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes nach dem SRF-DOK-Beitrag über die Schweinehaltung im See-Einzugsgebiet.

Der nächste Ärger kommt bestimmt

Wir wissen nicht, wann und worüber, aber es wird irgendwann der nächste Ärger kommen. Beruhigend ist, sich vor Augen zu führen, dass die Medien voller Skandale sind, und die Halbwertszeit dieser Geschichten im kollektiven Gedächtnis kurz ist. Trotzdem bleibt von jeder Negativschlagzeile etwas haften. Also, was tun als einzelner Landwirt? Wie reagieren als landwirtschaftlicher Verband? Es ist nur dann skandalös, wenn es so nicht hätte sein dürfen. Also gilt, nichts zu beschönigen, sondern klar zu sagen, dass es so nicht sein darf. Wir müssen uns immer auch fragen, wie sich der Skandal der Zukunft verhindern lässt, ohne dass alle unter noch mehr Kontrollen leiden. Um mit diesem Dilemma klarzukommen, halte ich mir vor Augen, dass mir der kritisch-interessierte und hinterfragende Mitmensch viel lieber ist, als derjenige, der nur die billigsten Nahrungsmittel will. Jeder Schweizer Bauer ist auf das Vertrauen des Konsumenten und des Steuerzahlers angewiesen; für dieses Vertrauen müssen wir auch etwas tun.

Wir Bauern machen Öffentlichkeitsarbeit, güllen nicht am Wochenende und grüssen Spaziergänger freundlich. Reicht das? Ja, unter der Voraussetzung, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen gesunde und nachhaltige Lebensmittel produzieren und die Versprechen halten, die wir geben.