Bei der Produktion von Saatkartoffeln ist besondere Aufmerksamkeit gefragt. Denn Krankheiten verschleppen sich über das Saatgut besonders leicht und die Saatkartoffeln werden ein Jahr nach der Ernte als solches verwendet.  Landwirte, welche Saatkartoffeln produzieren, schreiten darum ihre Felder mehrmals ab und überprüfen Pflanze für Pflanze auf Krankheiten. Dieses Prozedere braucht viel Zeit und Energie.

Die Krankheitsbekämpfung steht im Fokus der Agrarpiloten GmbH, welche 2016 gegründet wurde. Geschäftsführer ist David Aebi. Mithilfe von Drohnen will die Firma die Arbeit der Landwirte vereinfachen. Mit 26 Freelance-Piloten sind sie vor allem im Mittelland aktiv.

 

 

Drohnen als landwirtschaftliche Helfer

Aebi kommt aus dem bernischen Hellsau und will mit seinem Projekt "Potatohealth Viewer" die Situation für die Landwirte in der Saatkartoffelproduktion verbessern. Ziel des Projektes ist, die Arbeitsbelastung der Landwirte zu senken. Mit Hilfe von Drohnen, ausgerüstet mit Spectralkameras, soll der Gesundheitszustand der Saatkartoffeln auf den Feldern analysiert werden.

 

Viruserkrankungen

Gelb Mosaik wie auch Blattroll sind Viruserkrankungen. Sie verringern Ertrag und Qualität der Kartoffeln. Gelb Mosaik verursacht mosaikartig gefleckte Blätter sowie punktförmige bis strichelartige braunschwarze Nekrosen an der Blattunterseite. Von Blattroll verursachte Symptome sind gehemmtes Wachstum und sich nach oben einrollende Blätter. Die Blätter verfärben sich hellgrün bis gelb und werden zugleich steif und ledrig.

 

 

Mit der Spectralkamera und entsprechender Software erkennt die Drohne die von den Krankheiten Gelb Mosaik und Blattroll befallenen Pflanzen und vermerkt diese auf einer digitalen Karte. Der Landwirt muss danach nur noch die befallenen Pflanzen entfernen.

 

 

Noch in der Entwicklung

So soll es in Zukunft jedenfalls funktionieren. "Bis das Projekt marktreif ist, dauert es aber noch etwa 3 Jahre", sagt David Aebi. Eine der Hauptschwierigkeiten seien die Sortenunterschiede. Jede Sorte unterscheidet sich grundsätzlich im Kraut. Um den Algoritmus zu trainieren brauche es noch mehr Testdaten.

Ein ähnliches System hat David Aebi bereits realisieren können. Mit diesem können im Wald von Borkenkäfern befallene Bäume erkannt werden. Via App werden betroffene Bäume dem Förster angezeigt. Die Entwicklung für die Borkenkäfererkennung ging wesentlich schneller als jene bei den Kartoffelkrankheiten. Das lag vor allem an den schon vorhandenen Datenmengen aus Österreich und Deutschland.

 

 

Unterstützt und vernetzt

Auf einer Agrartechnikmesse hörte Aebi vom damals noch neuen Förderprogramm Agriqnet, welches nach Bewerbern suchte. Im Herbst 2017 bewarb er sich mit seiner Idee des Potatohealth Viewers.  Das Formular war einfach auszufüllen, die Anforderungen klar ersichtlich. "Wir haben nicht erwartet, dass man sich so einfach bewerben kann."

Sein Projekt erhielt den Zuschlag. Zusammen mit der Semag, einer Saat- und Pflanzgut AG und der Firma Agricircle, die sich mit der Digitalisierung der Landwirtschaft beschäftigt, war das Projekt Potatohealth Viewer aufgegleist und bereit entwickelt zu werden. Was noch fehlte waren finanzielle Mittel, welche Agriqnet bereitstellte.

 

Agriqnet 

Agriqnet ist ein Förderprogramm im Rahmen der Verordnung zur Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit (Qunav) des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) und hat zum Ziel, innovative Projekte der Landwirte und Landwirtinnen einfach und zielgerichtet zu unterstützen. Die geförderten Projekte müssen dafür gewisse Anforderungen erfüllen. Sie müssen:

-          Überbetrieblich angelegt sein

-          Positive Auswirkungen auf die Wertschöpfung haben

-          Qualität oder Nachhaltigkeit verbessern

Der Name Agriqnet setzt sich zusammen aus der landwirtschaftlichen Basis (Agr), innovativen Ideen (I), der hervorragenden Qualität (Q) der produzierten Produkte und einem Netzwerk (net), welches hilft, die die innovativen Ideen in erfolgreiche Projekte umzuwandeln.

Der nächste Eingabeschluss ist am 31. März 2020.

 

 

Agriqnet: Klein aber fein

 

 

Die Qunav wurde 2014 ins Leben gerufen mit der Idee, innovative Ideen in der Landwirtschaft zu fördern. Es wurden viele Projekte eingereicht, meist jedoch von Branchenverbänden, sagt Martin Weber vom Fachbereich Qualitäts- und Absatzförderung des BLW. Das BLW wollte jedoch auch Projekte direkt von den Landwirten unterstützen. Deshalb wurde 2017 Agriqnet lanciert. Mit Agriqnet sollen gezielt Landwirte mit innovativen Ideen angesprochen und bei der Umsetzung unterstützt werden. Im Gegensatz zu Qunav kann auch die Entwicklung von Prototypen gefördert werden, und die Eintrittskriterien wurden etwas simpler gestaltet. Hinter Agriqnet stehen neben dem BLW auch der Schweizer Bauernverband (SBV), Swiss Food Research, der Verein Qualitätsstrategie und Agridea. Durch die Zusammenarbeit mit den Organisationen soll Agriqnet bekannt gemacht werden. Die finanzielle Unterstützung erfolgt aus dem Topf der Qunav.

 

 

"Jedes Jahr werden weniger Projekte eingereicht"

Im ersten Jahr haben Landwirtinnen und Landwirte 30 Projekte eingereicht. Eine erfreuliche Zahl, findet Weber. 13 Projekte entsprachen den Anforderungen und wurden bewilligt. 2018 wurden noch 20 Projekte eingereicht, von denen 5 bewilligt wurden. Dieses Jahr waren es nur noch 9, 7 davon wurden bewilligt. "Es enttäuscht, dass immer weniger Projekte eingereicht wurden, dafür stieg jedoch deren Qualität, so dass anteilsmässig bei der letzten Eingaberunde am meisten Projekte unterstützt werden konnten", sagt Weber. "Aber wir haben auch nicht mehr so viel Werbung für das Programm gemacht."

 

 

Nach der Eingabefrist wird zuerst vom BLW geprüft, ob die Projekte den oben genannten Grundanforderungen entsprechen. Ist dies der Fall werden sie inhaltlich durch die Mitglieder des Netzwerks (SBV, SFR, Agridea und VQS) auf Innovationsgrad, Qualität, Nachhaltigkeit und Potenzial hin geprüft. Anfangs wurden häufig einzelbetriebliche Projekte eingereicht, wie etwa ein Umbau. Dies sei jedoch nicht das Ziel, betont Weber. Vielmehr gehe es darum, Projekte zu fördern, welche die Nachhaltigkeit oder die Wertschöpfung mehrerer Betriebe verbesserten und sich durch einen innovativen Ansatz auszeichneten. Bei einer positiven Beurteilung kann das BLW Finanzhilfen zwischen 20'000 und 80'000 Franken gewähren. Die Beihilfen dürfen nicht mehr als 50 Prozent des Projektbudgets ausmachen. Auch sollten die Projekte innert 4 Jahren selbstragend werden.

 

 

Es ist nicht notwendig, ein fertiges Projekt zu haben, um sich bei Agriqnet zu bewerben. Auch Projekte in der Vorabklärungsphase werden gefördert, zum Beispiel mit Hilfe zur Erstellung eines Businessplans oder mit einer Machbarkeitsstudie.

Der Potatohealth Viewer ist jedoch schon in der Realisierungsphase und wurde deshalb mit einer Anschubfinanzierung unterstützt. Damit können nun die Feldversuche zur Sammlung der Datenmengen finanziert werden. Und in ein paar Jahren können die Saatkartoffel-Produzenten auf aufwändige Feldtouren verzichten.