Die Rehkitzrettung in der Schweiz mit Drohnen und Wärmebildkameras bewährt sich: Von Jahr zu Jahr werden noch mehr Hektaren Land abgeflogen und noch mehr Rehkitze vor dem Mähtod gerettet. «Letztes Jahr wurden über 3000 Rehkitze gerettet», erklärt Emanuel Kipfer. Der ehemalige Motorradmechaniker ist einer der Pioniere, die vor ein paar Jahren begonnen haben, Rehkitze auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen mithilfe von Drohnen zu orten und zu retten.
Tüfteln, bis es zusammenpasst
Schweizweit seien es zu Beginn nur rund sechs Drohnenpiloten gewesen und die Kombination von Drohne und Wärmebildkamera habe noch sehr viel Bastelei beinhaltet, erzählt Emanuel Kipfer. «Es brauchte ein simpleres System und eine einfachere Bedienung, damit das Projekt nachhaltig und verbreitet funktionieren würde», ergänzt er. Mit diesem Ziel habe er sich dann 2019 auch selbstständig gemacht und das erste «Bambikit»-System entworfen.
Drohnenkenntnisse autodidaktisch beigebracht
Im ersten Jahr der Selbständigkeit habe er 14 Sets verkaufen können. «Dann kam die Pandemie mit den Lieferengpässen und ich habe monatelang auf Wärmebildkameras gewartet, die dann erst im Frühjahr kamen und schnellstmöglich und rechtzeitig bis zum Saisonstart verbaut werden mussten», erzählt Emanuel Kipfer. Diese Lieferfristen seien in den letzten drei Jahren unberechenbar geblieben, meint der Jungunternehmer weiter: «Eine riesige Herausforderung, die viel Energie kostet.»
Entwicklung auf der Überholspur
Derweil ist die Konkurrenz auf dem Drohnenmarkt auch enorm grösser geworden: Mittlerweile gibt es Drohnen mit integrierter Wärmebildkamera. Den enorm schnellen Wandel habe er etwas unterschätzt, meint Emanuel Kipfer: «Mir war immer bewusst, dass beispielsweise Drohnenherstellerin DJI, die weltweit einen Marktanteil von rund 80 Prozent hat, irgendwann ein entsprechendes Modell auf den Markt bringen würde – aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht.» Während 2019 sein System mit der auf der Drohne aufgebauten Wärmebildkamera in der Schweiz noch weit und breit das einzige gewesen sei, seien seither sicher fünf verschiedene Drohnenmodelle mit integrierter Kamera auf dem Markt aufgetaucht.
«Ich konnte mit DJI aber eine Vertriebspartnerschaft eingehen und konzentriere mich mittlerweile auf das Bambikit als mein Kernprodukt – das komplette Koffersystem, in dem Drohne, Bildschirm, Akkuladegeräte, Receiver und alles weitere benötigte Material integriert ist», sagt Emanuel Kipfer. Daneben arbeitet der Drohnentüftler daran, mit seinem Kit in der Inspektionsbranche oder bei der Feuerwehr Fuss zu fassen. Für die Zukunft kann er sich vorstellen, sein Angebot mit anderen Dienstleistungen zu erweitern – allenfalls auch in der Landwirtschaft.
Landwirtschaft und Jagd an Bord
Er fliege nach wie vor selbst und betreue zusammen mit einem anderen Piloten rund 70 verschiedene Landwirte. «Während der Heusaison müssen wir rund zwei Monate lang sehr flexibel sein – je nach Wetter sind wir jeden Tag unterwegs und schaffen trotzdem nicht jede einzelne Fläche», sagt Emanuel Kipfer. Es brauche eine gute Vorarbeit des Hegekreischefs und eine gute Planung, um bei Heuwetter kurzfristig alle nötigen Wiesen abzufliegen.
Die Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten funktioniere generell aber sehr gut – auch dank des Hegekreischefs. «Er pflegt den Kontakt mit den Landwirtinnen und Landwirte, damit sich diese dann auch melden, wenn es an die Ernte geht», so Emanuel Kipfer und ergänzt: «Es ist schön die Technik mit Natur und Tierschutz zu verbinden und die Drohnen sinnvoll einzusetzen.»