Die Käserei Flüeler in Alpnach feiert das 100-Jahr-Jubiläum. Martin Flüeler, der den Betrieb seit dem Jahr 2010 zusammen mit seiner Frau Martina in vierter Generation führt, zeigte einer Gästedelegation die Räumlichkeiten und Arbeitsvorgänge in der Produktion von Sbrinzkäse und den Eigenkreationen von Parmino- und Bärgröseli-Chäs und weiterer Spezialitäten.
Kontakt ist wichtig
Verarbeitet wird die Milch von zehn Lieferanten aus der näheren Umgebung, welche konventionelle Milchproduktion betreiben, sowie seit Kurzem zusätzlich von zehn Biobauern aus der Gemeinde Kerns. Flüeler erachtet den direkten Kontakt zu den Milchlieferanten als sehr wertvoll: Das sei bei den gewerblich betriebenen Käsereien auch zur Qualitätssicherheit der Milch von Vorteil, im Gegensatz zu den industriell geführten Betrieben, wo die Milch vielerorts alle zwei Tage mit dem Tankwagen abgeholt wird. Martin Flüeler setzt alles daran, Käse von hervorragender Qualität zu produzieren. Er will bei den Sbrinz-Käsereien an der Spitze sein.
Der Käsereibetrieb wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals erweitert. Nun ist ein kompletter Neubau in Planung, "um die Visionen für die Käserei der Zukunft zu realisieren", gemäss Projektbeschrieb. Mehr Platz und Arbeitsplätze brauchen vor allem Verarbeitung, Verpackung und Vermarktung des Parmino.
Durch unsichere Zeiten
In der Jubiläumsschrift beschreibt Oskar Flüeler, wie sein Grossvater Josef Flüeler im Jahr 1912, durch das Los bestimmt, aus dem väterlichen Heimwesen Hofstetten in Oberdorf NW ausziehen musste, weil es für ihn und seine Brüder eine zu kleine Existenz gewesen wäre. Josef Flüeler, der im Jahr 1909 heiratete und neun Kinder hatte, kaufte in der Folge 1916 in Alpnach das landwirtschaftliche Heimwesen Neuheim mit einer angegliederten Sennerei.
Käser mit Doktortitel
Oskar Flüeler stellt in der Jubiläumsschrift rückblickend fest, dass die Zeit seiner Vorfahren durch die beiden Weltkriege, Lebensmittelverknappung, Weltwirtschaftskrise und durch unsichere Zukunftsaussichten für die Landwirtschaft geprägt waren. Oskar Flüeler hat den Käserberuf erlernt. Das folgende Studium als Lebensmittelwissenschaftler an der ETH in Zürich schloss er mit dem Doktortitel ab. Er hatte ein besonderes Augenmerk darauf, dass ab den 50-er-Jahren die Milchproduktion stark zunahm und dass es in den Jahren 1955 bis 1970 in der ganzen Schweiz beim Käse zu massiven Qualitätsausfällen kam. Aus verschiedenen Gründen, die er in seiner Schrift darlegt, hätten die "nützlichen" Milchsäurebakterien gefehlt. Sein Interesse galt vor allem der Produktion von Käse mit Top-Qualität und der Entwicklung interessanter Spezialitäten. Darunter fällt der Parmino-Käse, den es jetzt seit zwanzig Jahren gibt, und der Bärgröseli-Chäs. Oskar Flüeler führte die Käserei in dritter Generation zusammen mit seiner Frau Agnes von 1986 bis 2010.
Der Chnebelgrind
Als neues Produkt stellte die Käserei Flüeler zum Jubiläum den Halbhartkäse "Obwaldner Chnebelgrind" vor, der dank den zugesetzten Habichtspilzen (Rehpilzen) ein besonderes Aroma hat.
Paul Küchler