Jrene Zumbrunn-Siegrist steigt vom Gerüst herunter, das am Stall aufgerichtet ist. Sie erklärt: «Letzte Woche haben wir die Aussenfassade des Hauses gestrichen, jetzt ist die Tierbehausung dran.» Sie helfe gerne und springe ein.


Ihr Mann Bruno und sie bewirtschaften den Hof seit 18 Jahren zusammen mit einem Lehrling. Nächstens wird die vierte Lehrtochter eintreffen. Mit den jungen Frauen hätten sie gute Erfahrungen gemacht und überhaupt – sie seien beide emanzipiert. Bruno Zumbrunn hatte den Hof von seinen Eltern bereits vor der Heirat im 1993 übernommen. «Wir haben angefangen mit 13 Milchkühen, 150 Halbstammbäumen Steinobst und Ackerbau», blickt die Bäuerin zurück.  

Heute stehen 40 Braunviehkühe im Stall und 20 Aufzuchtrinder. Um die Arbeitsspitzen im Sommer etwas reduzieren zu können, haben sie die Obstbäume fast alle aufgegeben.

Arbeitsort Bahnhof

Vor der Geburt der Kinder Elias (22), Damaris 20), Samuel (17) und Aaron (11) arbeitete sie in ihrem ersten Beruf, den damals eher Männer ausübten, nämlich als Bahnbetriebsdisponentin, was eine dreijährige Lehre voraussetzte.

Sie erinnert sich an die Zeiten, als Personen- und Güterzüge persönlich abgefertigt, die Anzeigetafeln «von Hand» bedient und die Ansagen individuell gesprochen wurden. «Heute ist ja alles ferngesteuert», sagt sie etwas missfällig, «wir hatten damals noch etwas zu sagen.» Am besten habe es ihr auf den Perrons des Bahnhofs Basel gefallen. Da war was los! Besonders dann, wenn Feuerwehrübungen – also im übertragenen Sinn – angesagt waren.


Das erste Blumenfeld

Als sie nach der Auto-Theorieprüfung bei der Motorfahrzeugkontrolle Münchenstein auf die Person wartete, die sie abholte, wartete dort gleichzeitig Bruno Zumbrunn auf den Experten für die
Töffprüfung. Sie hätten sich vom Sehen gekannt und seien dort ins Gespräch gekommen. «Und haben grad ein Date abgemacht», sagt Jrene lachend, «was ja damals noch nicht so hiess.» Bald hätten sie geheiratet und sie habe 70 Prozent weiter gearbeitet bis Elias auf der Welt war.


Anfangs habe sie Mühe gehabt, daheim zu bleiben als Familienfrau. Doch dann las Bruno in einer Fachzeitschrift vom neuen Betriebszweig «Blumenfeld» und sie legten eines an der Unteren Hauensteinstrasse, die von Liestal nach Olten führt. «Wir waren die Ersten im Oberbaselbiet», entsinnt sie sich, «es gab lediglich zwei andere in Bottmingen und Therwil.» Ihr 40-Aren-Feld mit rund 30 Sorten Blumen ist bekannt bei der Bevölkerung. Auch deshalb, weil die Blumenreihen stets gepflegt sind und die Kundschaft im kleinen Häuschen die Sträusse einpacken, sich die Hände waschen und die Schuhe abspritzen kann. Selbstverständlich hilft es, dass stets Parkplätze frei sind auf dem Grünstreifen. «Ich erhalte viele Komplimente, wenn ich dort jäte oder aufräume, was mich aufstellt.»


Zumbrunns gehörten auch zu den ersten, die Speise- und Zierkürbisse produzierten für die Direktvermarktung.


Der jüngste ist der «Küher»


Sohn Elias lernte Landwirt und arbeitet als Chauffeur, denn er sei eher der Maschinist als der Melker. Damaris, die Praxisassistentin, ist ins Bernbiet gezogen und Samuel absolviert eine

Lehre als Mediamatiker. Er wohnt noch daheim. «Aaron ist der Küher», verrät die Mutter, «er besitzt bereits drei Tiere, die aus der Kuh, die er vor Jahren erhielt, hervorgingen.»

Zumbrunns engagieren sich in der evangelischen Freikirche Chrischona in Känerkinden. Die Bäuerin ist ausserdem im Vorstand des Frauenvereins Wittinsburg. Der Verein hat seit sieben Jahren keine Präsidentin und sie erledigt die entsprechenden Arbeiten. Jrene Zumbrunn hat grosses Talent fürs Dekorieren, was sich im und ums Haus zeigt. Sie kreiert Dekorationen für Hochzeiten und Familienfeste und würde sich gerne mehr vertiefen in diese Beschäftigung. «Aber wenn Not an der Frau ist, so sitze ich halt zum Beispiel, wenn wir silieren, zwei, drei Tage auf dem Traktor.»


Benildis Bentolila