Christine Stark-Camenzind hat als Kind oft einem Nachbarn beim «Obste» geholfen. Das machte ihr jeweils Spass. «Schon damals dachte ich, dass Bauern etwas Schönes sein muss», erinnert sich die 34-Jährige Thurgauerin.
Zwei Alpsommer
Christine Stark hat ursprünglich Pharma-Assistentin gelernt. Anschliessend machte sie aber etwas ganz anderes: Während zweier Sommer ging sie auf die Alp, was ihr ungemein gut gefiel. Doch einen Nachteil zog die Älplerzeit jeweils nach sich. «Es war danach etwas mühsam, wieder eine Stelle zu finden», so Christine Stark. Eine Zwischenstation war das Pflegeheim.
Dann fuhr sie eine Zeitlang Lastwagen. Konkret führte sie Milch, was ihr auch sehr gut gefiel. Sie kommt geradezu ins Schwärmen und erzählt bei dieser Gelegenheit, dass sie einmal drei Wochen lang in Kanada in den Ferien weilte. «Die grossen Lastwagen und Landwirtschaftsmaschinen haben mich interessiert und zugleich fasziniert.»
Der Schulweg ist sehr lang
Doch wie kam Christine Stark schliesslich nach Appenzell? Während eines Ländlermarathons habe sie ihren Mann Markus kennengelernt, erzählt sie. Dieser hatte als Mitglied eines Schellenklubs einen Auftritt an diesem Anlass, und so funkte es dann zwischen den beiden. Er lud sie nach Enggenhütten ein. «Es hat mir hier oben, auf rund 950 Metern über Meer – sofort gut gefallen», erinnert sich Christine Stark. So zügelte sie im Jahr 2005 nach Appenzell Innerrhoden.
Zur Familie Stark-Camenzind gehören die drei Kinder Melinda (6 Jahre), Mirco (4) und Angelina (1½). «Es ist der schönste Ort für Kinder zum Aufwachsen», sagt Christine Stark. Das Haus von Starks liegt zuoberst an der Strasse, und dort gibt es keinen Durchgangsverkehr.
Zur Schule und in den Kindergarten gehen die Kinder im Hauptort Appenzell. Das bedeutet, dass sie ein gutes Stück zu Fuss gehen müssen, bevor sie dann den Schulbus nehmen können. «Die Kinder kennen gar nichts anderes», so Christine Stark. Melinda hat es ihren jüngeren Geschwistern schon vorgemacht und gezeigt, dass es kein Problem ist.
Auf dem Betrieb mitarbeiten
Christine Stark ist mit Leib und Seele Mutter. Momentan könnte sie es sich nicht vorstellen, noch auswärts arbeiten zu gehen, obwohl sie die Arbeit in der Apotheke gelegentlich etwas vermisst. «Ich möchte die Zeit mit den Kindern so richtig geniessen», sagt sie, «so schnell sind sie gross und gehen ihre eigenen Wege.»
Kommt hinzu, dass es sie auch auf dem Betrieb braucht. Denn ihr Mann Markus arbeitet selbständig als Lohnunternehmer und ist deshalb oft auswärts. Das heisst für Christine Stark, auf dem Hof tatkräftig Hand anzulegen, was sie aber gerne macht.
Seit 2008 hat die Familie einen Betrieb in Pacht, der etwa einen Kilometer unterhalb ihres Wohnhauses liegt. Im Stall stehen zurzeit 16 Kühe, dazu noch Rinder und Kälber. Christine Stark ist sehr tierliebend. So erstaunt es nicht, dass sie nicht ungern mit Melken anfängt, wenn ihr Mann wegen der Arbeit nicht rechtzeitig zu Hause sein kann.
Fürs Schwyzerörgeli reicht die Zeit nicht mehr
Gerne hilft sie auch beim Heuen, denn sie sei sehr gerne in der Natur. Und sie verrät, was sie sonst noch gerne macht: «Spitzblacke steche.» Die Kinder begleiten sie dabei oft. Und wenn sie alleine gehe, könne sie ihren Gedanken nachhängen und abschalten. «Dann habe ich so richtig meinen Frieden und kann die Natur geniessen. Es isch wiä uf dä Alp», sagt Christine Stark und lacht.
Obwohl sie selber Lastwagen fahren kann, überlässt sie das Fahren des Traktors auf dem Hof lieber ihrem Mann. Dafür führt sie die Buchhaltung des Betriebs.
Wegen des Betriebs und des Lohnunternehmens, liegen bei Starks längere Ferien nicht drin. «Ich bin deswegen nicht traurig», so Christine Stark, denn ein dreitägiger Besuch auf einer Alp gefalle ihr ohnehin besser. Und mit kleinen Kindern sei es zu Hause sowieso am schönsten und am einfachsten.
Und wie steht es mit Hobbys? Früher habe sie Schwyzerörgeli gespielt. Momentan bleibe dafür aber keine Zeit, doch später möchte sie wieder damit anfangen. «Alles zu seiner Zeit», sagt die aufgestellte junge Frau, die gerne backt und Ländlermusik hört. «Momentan ist die Familie mein Hobby.»
Vreni Peterer