Kurvige Strassen führen auf die «Rehalp» zum Landwirtschaftsbetrieb von Brigitte und Eugen Schmid in einem idyllischen Weiler bei Bischofszell TG.

Der Hof ist bereits von seiner Lage her prädestiniert für agrotouristische Angebote. Seit gut fünf Jahren sind Schmids Gastgeber für «Ferien auf dem Bauernhof» (Feba) und vermieten ihren Eventraum mit Bewirtung für private Gruppen. Im Matratzenlager stehen 20 Plätze für Übernachtungsgäste bereit.


Den Gästen 
Einblick gewähren


Zuvor beteiligten sich Schmids rund zehn Jahre am 1. August-Brunch: «Wir hatten damit guten Erfolg und bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, so dass wir auf Mund-zu-Mund-Propaganda aufbauen konnten.»

Brigitte Schmid betont, dass sie und ihr Mann ein Team sind und sich bei allen Arbeiten auf dem Hof mit Milchwirtschaft, Eierproduktion, Ackerbau und Direktvermarktung mit Hofladen unterstützen und ergänzen. «Am Frühstückstisch planen wir den Tag. Häufig kommt etwas Unerwartetes dazwischen, so dass wir flexibel sein müssen.»

Ferienwohnungen in Ökonomiegebäuden


Der Betrieb, den Eugen Schmid vor über 15 Jahren von seinen Eltern übernommen hat, weist mehrere Ökonomiegebäude auf. Sie boten die Basis für Ferienwohnungen. «Es ist ein gutes Gefühl, wenn etwas Freude bereitet und gelingt. Nun haben wir unsere Angebote gefestigt und uns zum Ziel gesetzt, diese zu pflegen und deren Standard zu heben», sagt Brigitte Schmid.

Die grosse Chance als Gastgeber sehen sie darin, die oft falschen Vorstellungen und Klischees, die in der breiten Bevölkerung bezüglich Leben und Arbeiten auf einem Hof herrschen, auszuräumen: «Wir zeigen den Gästen, dass Bäuerinnen und Bauern nicht einfach nur morgens und abends melken, sondern sehr Vielfältiges leisten.»

Spezialitäten aus der Räucherkammer


Der Betrieb und die paralandwirtschaftlichen Angebote sind sukzessive gewachsen. Damit stieg auch die Arbeitsbelastung, und um diese bewältigen zu können, sind Schmids auf Unterstützung angewiesen. Neben einer festangestellten Mitarbeiterin stellen sich für die Gästebewirtung im Partyraum Aushilfen aus dem Dorf zur Verfügung.


Als eine ihre favorisierten Tätigkeiten bezeichnet Brigitte Schmid die Direktvermarktung von Fleisch: In ihrer Räucherkammer entstehen Spezialitäten, die auch ausserhalb des Hofladens grossen Anklang finden.


Im Hofladen führt die Bäuerin ein Sortiment für den Grundbedarf an Lebensmitteln. Seit 19 Jahren betreut sie zudem am St. aller Wochenmarkt ihren Marktstand mit hofeigenem Fleisch, Eiern, Nudeln sowie Produkten von anderen Betrieben.


Von der Krankenpflegerin zur Bäuerin


Vor ihrer Heirat arbeitete Brigitte Schmid auf ihrem erlernten Beruf als Krankenpflegerin: «Es war eine grosse Umstellung, als wir vor 25 Jahren heirateten und ich Bäuerin wurde. Ich stelle immer wieder fest, dass meine Berufsausbildung als Pflegerin mir bei der Arbeit auf dem Hof auch nützt: Sei es in zwischenmenschlichen Belangen oder hygienischen Aspekten. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, alles andere organisieren wir darum herum. Leider sind die Vorschriften und Auflagen in der Landwirtschaft gepaart mit Kleinkariertheit. Das trübt manchmal die Freude an der Arbeit etwas.»


Sich das privilegierte Leben bewusst machen


Besonders stolz ist das Ehepaar auf seine drei erwachsenen Kinder (zwei Töchter, ein Sohn): «Sie kommen gerne nach Hause, helfen, wenns nötig ist; sei es beim Eiersortieren, im Garten, oder sie machen die Ferienaushilfe.»

Es sei ihnen wichtig gewesen, den Kindern auch soziale und ethische Werte zu vermitteln. Sie und ihr Mann haben mit der Überflussgesellschaft Mühe: «Es ist oft nötig, sich bewusst zu werden, in welchem unermesslichen Reichtum wir hier leben. Das beginnt schon beim Frühstück, wo wir aus Dutzenden von Produkten auswählen können. So privilegiert ist nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung.»


Entspannung, und Ausgleich zum ausgefüllten Arbeitsalltag findet die Bäuerin z. B. im Tai Chi und im Volleyballverein.


Isabelle Schwander