Die Tische sind festlich und passend zur Jahreszeit gedeckt, das Menu steht, die benötigten Waren sind eingekauft. Silvia Neuenschwander und ihr Team freuen sich auf die Gäste, eine Geburtstagsgesellschaft, die im ehemaligen Wagenschopf des Bauernhofs in Aerbolligen (Gemeinde Auswil BE) einen vergnüglichen Abend verbringen wird.
Seit über zehn Jahren bieten Silvia und Kurt Neuenschwander auf ihrem Hof Events an. Angefangen hat es mit einem Weihnachtsmärit. «Ich habe schon immer gerne gebastelt», erzählt die 54-Jährige. Kollegen rieten ihr dann, doch einmal einen Markt zu veranstalten. Zusammen mit neun anderen Ausstellern führte sie schliesslich im Wagenschopf einen Weihnachtsmarkt durch. Er fand grossen Anklang. Anfragen kamen, den Wagenschopf für Feste zu mieten. «Und da wir ja doch immer irgendwie dabei sein mussten, entschlossen wir uns, diese Events selber zu organisieren.» Es sprach sich herum, Werbung war kaum nötig. Es machte ihnen von Anfang an Spass, und die beiden Kinder halfen mit, als sie grösser waren.
Ein gutes und eingespieltes Team
Silvia Neuenschwander lernte ihren Mann an der Fasnacht im luzernischen Luthern kennen, dort war sie daheim. 1988 übernahmen sie den Hof von Kurts Eltern. Sie arbeitete damals noch in einer Apotheke in Huttwil, zudem pflegte sie später den kranken Schwiegervater. Anfang der 90er-Jahre kamen dann die Kinder Patrick und Tanja zur Welt. Sie und ihr Mann sind ein gutes Team, helfen sich überall, wo es nötig ist. «Wir machen eigentlich alles zusammen. Mein Mann packt auch im Haushalt an.»
Sie hilft im Stall und sitzt auch mal auf dem Traktor. Milchwirtschaft und Pouletmast sind der Haupterwerbszweig des 15-ha-Betriebs im hügeligen äussersten Zipfel des Oberaargaus. Doch inzwischen trägt auch die Gastronomie einen Teil zum Einkommen bei. Von April bis Dezember werden im beheizbaren Wagenschopf Events durchgeführt. Danach ist Pause. «Die brauchen wir auch», betont Silvia Neuenschwander.
Immer noch begeisterte Bastlerin, besucht sie mit ihren Chriesisteinsäckchen, den beleuchteten Kugeln und anderen Sachen die Weihnachtsmärkte in Huttwil und Willisau. Gegen 600 Säckchen näht und füllt sie, auch hier mit Hilfe ihres Mannes. Diese Weihnachtsmärkte geniesst sie. «Das ist so eine schöne Zeit.»
Liebt Kontakt mit vielen Menschen
Ob Events auf dem Hof oder Marktbesuche – der Kontakt mit den Leuten ist Silvia Neuenschwander wichtig. Sie freut sich über Besucher auf dem Hof, die oftmals auch nach dem Fest nochmals vorbeikommen und ihr ein gutes Feedback geben. Sie macht was immer möglich ist selber, bäckt auch Brot und Zopf. Das Fleisch stammt aus der Region. Mit den Nachbarn verstehen sie sich sehr gut, das ist auch nötig, sonst wäre ein solcher Eventbetrieb, der Mehrverkehr und einen gewissen Lärm mit sich bringt, nicht denkbar.
Manchmal ist es etwas schwierig, dringend anstehende Arbeiten in der Landwirtschaft mit einem bevorstehenden Anlass zu koordinieren. Doch notfalls muss dann halt das Heu oder der Acker warten. Die Gäste kommen an erster Stelle. «Und natürlich sind wir dann manchmal nach einem Fest am Sonntagmorgen müde, wenn wir in den Stall müssen», sagt sie und lacht. Doch das Leben gefällt ihr so, wie es im Moment ist. Sie würde nichts ändern wollen. Nach einer schweren Operation ist sie auch dankbar, dass sie nun wieder gesund und fit ist, und tatkräftig ihre vielfältigen Aufgaben anpacken kann.
Entspannung bei Musik
Gibt es trotz der vielen Arbeit auch mal etwas Freizeit? «Momou!» Sie lacht wieder. Das müsse schon sein. Mal ein Konzert mit Zillertaler Musik oder der Blasmusik, in welcher ihr Mann und ihre Tochter spielen. Oder ein Ausflug, zum Beispiel in den Jura. Das kann gut auch unter der Woche sein. «Und da habe ich dann auch kein schlechtes Gewissen.» Gerne ist sie mit Kollegen zusammen, doch das kommt leider oft zu kurz.
Ende Juli gönnen sie und ihr Mann sich jeweils eine Woche Musikferien in Österreich, im Zillertal. Einfach einmal ausspannen, geniessen – und zu Hause schauen die Kinder zum Hof.
Silvia Neuenschwander ist eine fröhliche, zufriedene Frau, die gerne anpackt. «Es muss etwas laufen», sagt sie. Planen, einkaufen, kochen für die Gäste Zwar gibt es eine Menuliste, doch man darf auch wünschen. «Wenn es irgendwie möglich ist, mache ich alles.»
Renate Bigler-Nägeli