Am 13. Juni lud der Bio-Ackerbauring unter Leitung von Herbert Schär und Tobias Brülisauer zum dritten Flurgang dieses Jahres ein. Ackerbau in Grenzlage und kameragesteuerte Hacktechnik waren die Themen des Abends. Zu Gast war man auf dem Betrieb von Gerd und Susann Vahle, in Frohburg TG, 640 m ü. M.

Einsatz in Sonnenblumen

Zunächst besichtigten die Biobauern die Felder von Jakob Grunder, die in unmittelbarer Nähe zu Vahles Betrieb liegen. Der Rundgang startete im Sonnenblumenfeld. Sie wurden Anfang April gesät, Vorkultur war Winterweizen. Nach dem Frost Ende April habe er Bedenken gehabt, ob überhaupt noch etwas komme, sagte Grunder. «Jetzt machen sie einen gefreuten Eindruck.»

Die Sonnenblumen wurden dreimal gehackt, das letzte Mal am 10. Juni. Speziell ist, dass Grunders ein kameragesteuertes Hackgerät einsetzen. Dabei handelt es sich um ein sechsreihiges Hackgerät mit Zweilinsenkamera, sieben Hackkörpern, Gänsefussscharen und Striegel. Sohn Thomas erklärte: «Wir arbeiten bis zwei Zentimeter an die Kultur heran. Wenn die Pflanzen noch klein sind, montieren wir spezielle Schutzbleche.» Die Kamera ist nahe an den Hackkörpern angebracht, was eine rasche Korrektur ermöglicht. Dann gab es natürlich auch noch eine Demonstration mit der Maschine in den Sonnenblumen.

Lukrative und schöne Kultur

Sonnenblumen sind, so rechnete Grunder vor, eine lukrative Kultur. Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 27 kg pro Are komme er auf 3780 Fr./ha. Hinzu kommen der Einzelkulturbeitrag für Ölsaaten (700 Franken) und zusätzlich im Kanton Thurgau 400 Franken für «farbige Hauptkultur». Das macht 4880 Franken Ertrag pro Hektare. Zieht man die Kosten für das Saatgut (184 Fr./ha), den Beitrag für den Produktionspool Ölsaaten (270 Fr./ha) und die Trocknungskosten (270 Fr./ha) ab, so bleibt unter dem Strich ein Deckungsbeitrag von 4146 Fr./ha. 

Im Moment liefert Grunder seine Sonnenblumen an die Biomühle Lehmann. «Die Nachfrage nach Bioölsaaten ist nur noch gering. Zum Teil wurde das Bio-Öl mangels Nachfrage im Detailhandel wieder ausgelistet», berichtete Grunder. Die Bio-mühle Lehmann stellt Hühnerfutter ohne Soja her und verwendet das Sonnenblumenöl daher für diese Futtermischungen. Ein weiterer Grund ist, dass für die Mühlen die Schweizer Sonnenblumen zu teuer sind, mit Importware fahren sie günstiger. 

Für Biobauer Grunder sind Sonnenblumen aber mehr als eine lukrative Kultur: «Für mich sind Sonnenblumen ein Stück Lebensqualität. Die Sonnenblumen sind nicht nur fürs Auge schön, sondern bieten Bienen und Insekten Lebensort und Nahrungsquelle.» 

Bio ist ein Lernprozess

Den zweiten Betrieb, den sich die Biobauern anschauten, war jener von Gerd und Susann Vahle, auf dem es zu später Stunde noch einen Imbiss gab. Die beiden haben den Betrieb vor drei Jahren auf Bio umgestellt, heuer ist das erste Jahr mit Vollknospe. Susann Vahle erzählte, zuvor hätten sie den Betrieb während Jahren verpachtet. «Wir sind noch ziemlich am Anfang und lernen fast täglich Neues dazu.» 

Der 18 ha grosse Betrieb umfasst 4,5 ha Ackerbau, etwas Obst und 100 Nussbäume. Vahles halten Dammhirsche, Gülle für die Ackerkulturen beziehen sie von einem anderen Betrieb. «Wir haben einen extrem hohen Blackendruck. Auffallend ist, dass es auf den Flächen, wo keine Rindergülle hinkommt, viel weniger Blacken hat», sagte die Bäuerin. Um die Stickstoffversorgung der Böden dennoch gewährleisten zu können, enthalten die Kunstwiesen einen hohen Kleeanteil. Daraus werden dann Pellets für die Hirsche hergestellt.

Flache Bodenbearbeitung

Susann und Gerd Vahle lassen viele maschinelle Arbeiten im Ackerbau im Lohn durchführen und zwar durch Herbert Schär. Er ist in der Bioszene bekannt dafür, dass er auf reduzierte Bodenbearbeitung setzt und seit Jahren  vollständig auf den Pflug verzichtet. Für die flache Bodenbearbeitung sprechen verschiedene Argumente: hohe Biodiversität, bessere Bodenstruktur und Humusaufbau, mehr Bodenleben und  weniger Erosion.

Stefanie Giger