Die schweren Böden auf dem Bio-Knospe-Hof von Andy Vogel-Kappeler im thurgauischen Wäldi sind nicht optimal für Biosoja. Auch die Höhe von knapp 600 Metern über Meer und das eher raue Klima mit viel Bise spricht nicht unbedingt für einen erfolgreichen Anbau dieser Leguminose.

Trotzdem hat es der junge dynamische Landwirt vor drei Jahren das erste Mal versucht und war gleich erfolgreich. Über 30 Kilogramm pro Are hat er im Jahr 2012 geerntet. Die Ernte das Jahr darauf und auch die vor ein paar Wochen eingebrachte diesjährige Ernte brachten es immerhin noch auf 24 Kilogramm pro Are.


Dieses Jahr war der Sommer zu nass


«Das war kein Anfängerglück», erklärt Andy Vogel-Kappeler ernst. «Viel mehr hat mir beim Start im Jahr 2012 der gute Sommer geholfen, auf das gute Resultat zu kommen.» Der diesjährige Sommer war ganz klar zu nass und im letztjährigen Frühjahr sei es schwierig gewesen, das Saatfeld ideal hinzukriegen. Doch entmutigen lässt sich der Landwirt deswegen nicht. «Ich werde garantiert auch die kommenden Jahre Biosoja anbauen, diese Kultur und ich passen zusammen, die ‹Chemie› zwischen uns stimmt.» Deshalb hat Vogel auch zwei, drei andere Biolandwirte ermutigt, es ebenfalls mit der

Soja zu probieren, «zudem rechnet sie sich gut.»

Nachfrage ist grösser als das Angebot


Seit 17 Jahren wird in der Schweiz Biosoja für den Handel angebaut. Die heutigen Produktionsflächen vermögen aber das Bedürfnis des Markts nicht abzudecken, sagt Andreas Käser von Bio Suisse. «Wir sind bestrebt, mehr Biobauern zum Anbau von Biosoja zu motivieren.» Die Absatzmöglichkeiten seien hervorragend. So sei die Nachfrage nach Biosoja mehr als doppelt so gross wie das Angebot.

Aktuell werde für Biosoja 220 bis 225 Franken pro 100 Kilogramm bezahlt. Die Schweizer essen immer weniger Fleisch, und die Zahl der Vegetarier und Veganer steige ständig. Deshalb wäre eine Erhöhung der Anbauflächen nötig, um der inländischen Tofuproduktion einen grösseren Teil von inländischem Biosoja als Grundstoff zur Verfügung zu stellen, sagt Käser weiter.


Viele Landwirte kennen diese Möglichkeit noch nicht


Eine leichte Zunahme von Produzenten sei spürbar, sagt auch Joseph von Rotz, Leiter Brotgetreide und Ölsaaten beim Agrarhandelsunternehmung Fenaco. Auch er ist überzeugt, dass die guten Absatzmöglichkeiten bleiben, da die Nachfrage vorhanden sei. Die genauen Zahlen der diesjährigen Ernte seien noch nicht vorhanden, doch Produzenten sprechen von einem leicht höheren Ertrag als im vergangenen Jahr.  


Die Möglichkeit, Biosoja anzubauen, sei vielen Landwirten noch unbekannt, gesteht auch Jakob Rohrer vom Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg. Im Kanton Thurgau seien es wahrscheinlich weniger als zehn Betriebe, die Biosoja anbauten. Recht lange ging man davon aus, dass in der Ostschweiz der Anbau von Soja nicht möglich ist. Grundlegende Voraussetzungen sind ein geeignetes Klima und ein geeigneter Boden. Biosoja braucht Wärme und wenig Nässe. Früher habe man auch gesagt, dass das Anbaugebiet nicht über 550 Meter über Meer liegen sollte, doch in Wäldi sehe man, dass die Soja auch auf 600 Höhenmeter wächst.

In der Fruchtfolge sehr beliebt


In der landwirtschaftlichen Berufsausbildung werden die angehenden Landwirte über den Anbau von Biosoja informiert, und auch bei Neuumstellungen oder bei bestehenden Biobetrieben weisen die Berater vom Arenenberg auf diese Möglichkeit hin. Man habe jetzt bereits ein paar Betriebe im Thurgau, wo die Produktion gut laufe und sie deshalb auch auf diese Erfahrungen zurückgreifen können. Zudem sei Soja in der Fruchtfolge sehr beliebt, da die Pflanze sehr viel Stickstoff selber produziere. «Dadurch, dass ein Markt vorhanden ist, sind auch die Preise gut», sagt Rohrer weiter. Er ist optimistisch, dass sich die Anbauflächen in den kommenden Jahren vergössern werden. Laut Andreas Käser von Bio Suisse wurde in der Ostschweiz im Jahr 2012 auf neun Hektaren Biosoja angebaut. 2014 ist diese Fläche auf 22 Hektaren angestiegen.


Bereits vor zehn Jahren Soja angebaut


Andy Vogel hat vor mehr als zehn Jahren bereits auf seinem noch konventionell geführten Hof Soja angebaut und war auch damals schon begeistert. Wegen des Preiszerfalls habe er später darauf verzichtet. Als er dann vor sieben Jahren auf Bio umstellte, habe er sich dann schnell auch um die Biosojaproduktion gekümmert.


Doch leider musste er davon absehen, weil der einzige Abnehmer im Bernbiet stationiert war und es zu umständlich gewesen wäre, die Biosoja quer durch die Schweiz zu transportieren. Vor drei Jahren hörte Vogel, dass die Fenaco über die Sammelstelle in Märstetten auch Biosoja ent­gegennimmt. Das war für ihn dann der Startschuss.

Hacken und striegeln gegen das Unkraut


Gesät wird die Soja ab Anfang Mai, wenn der Boden eine Temperatur von über zehn Grad aufweist. Unabdingbar sei eine ­Impfung des Saatguts oder des Bodens mit Knöllchenbakterien. Je nach Vorfrucht und Bodenbeschaffenheit könne das Unkraut grossen Ärger verursachen, erzählt Andy Vogel weiter. Mit Hacken und Striegeln könne man das Feld aber weitgehend unkrautfrei halten.

Vor der Saat rät der Landwirt zu einer Unkrautkur mit dem Striegel. Nach der Saat könne blind gestriegelt werden, dazu müsse die Saat aber mindestens drei bis vier Zentimeter tief liegen. Geerntet wird Ende September bis Anfang Oktober.

Und wie hat es Andy Vogel-Kappeler mit dem Konsum von Biosoja? «Wir essen regelmässig Tofu, aber auch ein feines Stück Fleisch aus einem Biobetrieb ist nicht zu verachten.»

Ruth Bossert