Stichtag ist der 30. November. An diesem Tag werden alle politischen Gemeinden der Planungsgruppe Zimmerberg (das entspricht dem Bezirk Horgen) über den Golfplatz Beichlen in Wädenswil abstimmen. Es geht dabei um die Umzonung des Areals, auf dem der geplanten Golfplatz realisiert werden soll. Betroffen von einer allfälligen Umzonung wären über 70 Hektaren Kulturland.
Eine Umzonung erfolgt dann, wenn mehr als 50 Prozent der Gemeinden und mehr als 50 Prozent der Stimmenden dem geänderten Richtplaneintrag zustimmen.
Ein kostbares Gut
Gegen das Golfplatzprojekt oberhalb von Wädenswil engagiert sich die IG Kulturland
Zimmerberg. Am vergangenen Samstag legte sie die Gründe für ihren Widerstand der Bevölkerung und den Medien vor. «Land ist ein endliches Gut, zu dem Sorge getragen werden muss», sagte etwa Peter Bossert, Landwirt in Wädenswil und Präsident der IG Zimmerberg. Auch spätere Generationen wollten vom Landwirtschaftsland leben. Wie Bossert weiter sagte, entsprechen die 70 Hektaren Land, die das Golfplatzprojekt beanspruchen würde, rund 10 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Wädenswil.
Es gehe also um ein beachtliches Stück Land. Ausserdem eigne sich dieses schlecht für einen Golfplatz, weil zwei dicht befahrende Strassen durch den Perimeter der Anlage führten. Mérille Censier vom Zürcher Bauernverband hob hervor, dass zur Realisation eines Golfplatzes erhebliche Umgestaltungen nötig seien. Eine Rückführung des beanspruchten Landes in die Landwirtschaftszone innerhalb eines Jahres sei schlicht nicht möglich.
Die Migros betreibt in Beichlen bereits eine 3-Loch-Golfanlage. Diese möchte sie nun zu einer 18-Loch-Anlage ausbauen.
Pachtlandpreise werden in die Höhe getrieben
Gar kein Verständnis dafür hat der Wädenswiler Landwirt Balz Kronauer. Die Migros verkaufe unter dem Label «Aus der Region. Für die Region» landwirtschaftliche Produkte.
Gleichzeitig entziehe sie den Bauern aber die Produktionsgrundlage. Auf der Fläche des geplanten Golfplatzes könne der Milchbedarf von 1900 Personen gedeckt werden. Wie Kronauer weiter ausführte, liegt der Pachtlandteil des geplanten Golfanlage bei 30 bis 40 Prozent.
Die Migros habe den betroffenen Landwirten versprochen, einen Ersatz zu verschaffen. Da die Migros finanzstark sei und mehr für Pachtland bezahlen könne, führe dies zu einem Druck auf die Preise für Pachtland. Denn 70 Hektaren an Landwirtschaftsland würden ja in
der Region dem Golfplatzprojekt zum Opfer fallen.
Zu viel Platz für zu wenig Leute
Wie der Wädenswiler SP-Gemeinderat Daniel Tanner ausführt, hat sich die SP Wädenswil einstimmig gegen das Golfplatzprojekt ausgesprochen. Das
Areal Bleichen sei ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bewohner von Wädenswil. Das Projekt beanspruche zu viel Platz für zu wenig Leute. Ausserdem befürchtet Tanner, dass mit der Umzonung des Areals der Schutz vor Spekulation wegfalle und das Signal für eine Zersiedelung gesetzt werde.
Von einer Golfanlage profitierten nur Golfer. Alle anderen würden ausgeschlossen, sagte Rita Hug, Gemeinderätin der Grünen in Wädenswil. Eine Besichtigung in Ottelfingen habe es gezeigt: Der Golfplatz grenze alle Nichtgolfer aus. Ausserdem befürchtet Hug durch das Golfplatzprojekt einen erheblichen Mehrverkehr und den Bedarf nach weiteren Parkplätzen.
Gegner sind zuversichtlich
Neben SP und Grüne haben sich auch die SVP von Wädens
wil gegen das Golfplatzprojekt ausgesprochen. FDP und Grün
liberale befürworten es. Peter Bossert, der Präsident der IG Kulturland Zimmerberg, ist zuversichtlich, dass die IG ihr Ziel am 30. November erreichen wird: Ein klares Nein zum Golfplatz. Wädenswil habe deutlich der kantonalen Kulturlandinitiative zugestimmt.
Und es gibt noch einen Präzedenzfall: im Jahr 2013 lehnten im Falle des Golfplatzes Hausen alle Gemeinden des Bezirks Affoltern und 70 Prozent der Stimmenden des Bezirks
eine entsprechende Änderung des Richtplans ab.
chw