Nadia Gremlich und ihr Mann Jörg bewirtschaften im Gebiet des Seerückens im Thurgau einen Betrieb mit 50 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Eltern von Jörg Gremlich wohnen in direkter Nachbarschaft, mit ihnen bildet die junge Bauernfamilie eine Betriebsgemeinschaft.
Die Hauptbetriebszweige sind Schweinezucht (120 Mutterschweine) und Schweinemast (rund 1000 Plätze). Die Stallungen befinden sich nicht beim Wohnhaus, sondern eingangs des Dorfs. Die Arbeiten im Zuchtstall werden alle von den Schwiegereltern ausgeführt, jene im Maststall von Jörg Gremlich. Daneben bewirtschaften sie verschiedene, teils weit auseinanderliegende Ackerflächen, ein Grossteil davon in Pacht.
Doppelbelastung nach der Geburt des ersten Kindes
Dass das Paar 2007 heiratete, zeigt die Inschrift auf der Sitzbank vor dem Eingang. Nadia Gremlich arbeitete nach der Geburt ihrer Tochter Fiona (6) Teilzeit auswärts, als Schreinerin Avor. Sie erinnert sich: «Es war eine anspruchsvolle Zeit der Doppelbelastung. Zu Hause konnte ich mich nie ganz von den Gedanken an das Geschäft trennen, und umgekehrt war es nicht einfach, mich im Geschäft von zu Hause zu lösen.»
Nadia Gremlich lernte Hochbauzeichnerin, später absolvierte sie eine Schreinerlehre. Als sie ihren Mann Jörg kennenlernte, arbeitete dieser auf dem elterlichen Bauernbetrieb in der Generationengemeinschaft mit.
Im Jahr 2009 pachteten Nadia und Jörg Gremlich einen zusätzlichen Betrieb und wandel-
ten die Generationen- in eine
Betriebsgemeinschaft um. Seit rund fünf Jahren arbeitet sie
ausschliesslich auf dem Betrieb, für den sie seit Anbeginn die Buchhaltung führt. Anfang 2013 schloss sie die modulare Berufsprüfung Bäuerin FA am BBZ Arenenberg TG ab. Ursprünglich wollte sie «nur» etwas mehr über die landwirtschaftsspezfische Buchhaltung lernen, dann waren es weitere Module, die sie interessierten, und es packte sie der Ehrgeiz.
Später mehr im Stall
«Sobald auch das jüngere Kind (Kai, 3½) im Kindergarten ist, werde ich sicher öfters bei der Arbeit im Stall anzutreffen sein», meint Nadia Gremlich. Derzeit sind ihre Arbeitstage vorallem von den Bedürfnissen ihrer Kinder bestimmt. «Kai und Fiona haben bei mir oberste Priorität. Bereits als ich früher eine Zeitlang Teilzeit auswärts arbeitete, oder später die Weiterbildung am Arenenberg besuchte, konnte ich stets auf meine Mutter, Schwiegermutter oder meinen Mann zählen, welche die Kinder betreuten. Das ist auch heute so.»
Dank ihren beiden Kindern habe sie schnell freundschaftliche Kontakte zu anderen jungen Müttern geknüpft. Sie ist Mitglied des örtlichen Samariter- und des Landfrauenvereins.
Nadia Gremlich schätzt am Beruf Bäuerin besonders die Abwechslung. Dass sie keine oder nur wenig Ferien nehmen können, empfindet sie nicht als Nachteil. Vor allem nicht im Sommer, während der Dreschsaison. Beim Dreschen hilft sie mit, fährt den Traktor.
Sonntags, so haben sie es sich selbst auferlegt, ist Familienzeit. Jetzt freut sich die Bäuerin auf die Sportferien: «Es kommt uns sehr entgegen, dass wir wissen, dass in unserer Abwesenheit alles in geregelten Bahnen verläuft, da unser Verpächter uns in dieser Zeit vertritt.»
Umbau selber geplant und geleitet
Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs, Ende Januar, ist Nadia Gremlich froh, dass, einschliesslich der Planungsphase, eine rund dreijährige Umbau- und Renovationsphase in ihrem Haus beendet ist. Für diesen Umbau übernahm sie die Planung und Bauleitung. Neben der Kinderbetreuung und der Bauleitung galt es, für das leibliche Wohl der Handwerker besorgt zu sein und für diese mit zu kochen, da es in näherer Umgebung kein Restaurant gibt.
«Die Küche ist nun mein besonderer Stolz. Für deren Planung nahm ich mir viel Zeit, damit alles zusammenpasst.» Sie betont, dass sie grossen Wert auf eine ausgewogene Ernährung legt und gerne selbst Brot bäckt. So oft wie möglich bezieht sie dabei ihre Kinder mit ein. Selbstversorgung spiele eine grosse Rolle in ihrem Haushalt: Dazu gehöre für sie nicht nur die Verarbeitung, sondern schon das Pflanzen im eigenen Garten.
Isabelle Schwander