Im Vergleich mit anderen Kantonen, ist der Kanton Basel-Landschaft klein. Mit einer Fläche von 518 km2 belegt das Baselbiet Platz 18 der 26 Kantone. Das Kantonsgebiet beherbergt rund 286 00 Personen. Zum Vergleich: Der flächenmässig grösste Kanton ist mit 7165 km2 Graubünden, der kleinste ist Basel-Stadt mit 37 km2. Bevölkerungsmässig schwingt jedoch der Kanton Zürich mit knapp 1,5 Mio Einwohnern oben aus. Von der Fläche her gehört das Baselbiet also nicht zu den grössten. Doch dafür ist der Kanton landschaftlich umso vielfältiger. 65% der Landwirtschaft befinden sich in der Hügel- und Bergzone des Jurabogens. Im Unterbaselbiet, auf den Ebenen des Tafeljuras und im Laufental spielt der Ackerbau eine wichtige Rolle. Je höher und steiler, desto mehr gibt die Natur den Grünfutterbau und damit die Tierproduktion vor.

Ein starker Partner

Die Baselbieter und Basler Landwirtschaft ist geprägt einerseits vom Jura, anderseits vom starken urbanen Zentrum Basel mit über 350 00 Menschen und ständig wachsender Agglomeration. Land und Stadt sind eng verwachsen. Das prägt die Baselbieter Landwirtschaft und bietet grosse Chancen, aber auch Herausforderungen im Nebeneinander. Das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain (LZE), Sissach, wirkt dabei als Brückenbauer. Mit dem Ebenrain haben die Bauern und Winzer einen verlässlichen Partner im Rücken, der für ihre Anliegen da ist. Gleichzeitig ist das LZE auch für die breite Bevölkerung da. Der Ebenrain ist seit den 1950er- Jahren die landwirtschaftliche Schule für die beiden Basel. In den letzten zwanzig Jahren hat der Ebenrain aber laufend neue Aufgaben übernommen. 

Bildung und Amt in einem

Genau genommen widerspiegelt der heutige Name «Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain» die Vielfalt an Funktionen nicht. Denn das LZE ist Bildungsstätte und gleichzeitig das Amt für Landwirtschaft, zuständig für die beiden Basel, erklärt der Leiter des Ebenrain, Lukas Kilcher. Aber er verzichtet gerne auf den Namen «Amt». Denn Bauern und Bevöl-kerung kennen das LZE ohnehin schlicht als «Ebenrain», auf baselbieterisch «d’r Eberai». 

Das LZE übernimmt die Aufgaben des Kantons zugunsten von Landwirtschaft, Natur und Ernährung. Unter dem Dach des Ebenrain vereinen sich Bildung, Wissen, Praxis, Förderung, Dienstleistung und Vollzug. So ist dem LZE der Vollzug der agrarpolitischen Massnahmen in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt übertragen. 

Möglichkeiten nutzen 

Wie im Leitbild vorgesehen, baut das LZE Brücken zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft, zwischen Stadt und Land, sowie zwischen Produktion und Natur. Dass alles unter einem Dach
sei, biete die Chance, ebendiese Brücken zu bauen und Synergien zu nutzen, erklärt der Leiter.
Die Leistungen in Bildung, Beratung, Schutz- und Förderprogrammen sowie der Vollzug werden von folgenden fünf Abteilungen erbracht. 

  • Bildung und Beratung
  • Ernährung, Hauswirtschaft und Gastronomie
  • Natur und Landschaft
  • Produktion, Markt und Direktzahlungen
  • Ländliche Entwicklung und Ressourcen

Ein Herzstück des Ebenrain sei die Abteilung Bildung und Beratung, erklärt Lukas Kilcher. Sie ist am LZE physisch stark präsent mit den Berufsfachschülern und dem biologisch geführten Gutsbetrieb. Wie alle Abteilungen entwickle sich die Bildung und Beratung, entsprechend aktuellen Bedürfnissen und Anforderungen, laufend weiter. Unter der Leitung von Dietrich Bögli ist das LZE beispielsweise daran, das Angebot an Arbeitskreisen (AK) aufzubauen. Bereits laufen zwei AK zum Thema Pensionspferde sowie ein AK Bio-Milchproduktion. Diesen Monat starten zudem ein bis zwei AK Mutterkuhhaltung. Weitere Arbeitskreise sind geplant. Für Lukas Kilcher gibt es drei wichtige Gründe für die Weiterbildung in Arbeitskreisen. Der wichtigste sei  der Erfahrungsaustausch. Dazu kommen die konkreten Praxisbeispiele sowie das Wissen und die Dynamik einer Gruppe. 

Programm Ernährung plus

Das Highlight in der Abteilung Ernährung, Hauswirtschaft und Gastronomie ist das Programm Ernährung plus. Dieses will die regionale, saisonale und nachhaltige Ernährung in breiter
Gesellschaft fördern. «Da sind wir sehr gefragt. Wir beraten kleinere und grössere Firmen von Kitas bis zu Ikea», erklärt Lukas Kilcher stolz. 

Produktion und Biodiversität

Die Abteilung Natur befasst sich unter anderem mit der Vereinbarkeit von Produktion und Biodiversität. Diese würden zusammengehören und sollen nicht gegeneinanderstehen. «Wir möchten den konkreten Nutzen der Biodiversität für die Landwirtschaft sichtbarer machen. Denn Vielfalt ist Basis einer nachhaltigen Agrarproduktion», ist Lukas Kilcher überzeugt. 

Innovationen fördern

In der Abteilung Produktion, Markt und Direktzahlungen liegt ein aktueller Fokus darin, Marktchancen für Regionalprodukte zu erschliessen und so der Landwirtschaft mehr Wertschöpfung zu ermöglichen. Dies geschieht etwa mit der Marke «Genuss aus Baselland» und mit dem Programm Spezialkulturen.  «Wir möchten Innovation und Investitionen in wertschöpfungsstarke Kulturen fördern», betont der Ebenrain-Leiter. Das Programm richtet sich an den modernen Obstbau und fördert neue Kulturen wie Gemüse, Beeren und Kräuter. 

Wissen gefragt

Enorm wichtig ist für den Leiter auch die Abteilung Ländliche Entwicklung und Ressourcen. Dabei seien die Betriebs- und Investitionshilfen ein dringend benötigtes Instrument. Das sehe man nach den verheerenden Frostschäden besonders gut. «Um künftig erfolgreich zu produzieren, braucht es mehr Wissen und Kapital», weiss Lukas Kilcher. Und: «Es braucht immer wieder technische Investitionen, beispielsweise für effizienteren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, für mechanische Unkrautbekämpfung oder für tierfreundliche Haltung und arbeitswirtschaftlich optimierte Ställe. Wir unterstützen die Bauern in ihren Bemühungen, ihren Betrieb unternehmerisch auszurichten und fit für die Zukunft zu halten», stellt der Ebenrain-Leiter klar. 

Viele Besucher

Am jährlichen Ebenraintag bringt das LZE der Bevölkerung aktuelle Themen aus Landwirtschaft, Natur und Ernährung näher. Gleichzeitig bietet es den Bauern eine Plattform für ihre Regionalprodukte. Das diesjährige Thema lautet: «Schwein gehabt – was uns das Tier wert ist». Der Ebenraintag 2017 findet am 3. September statt. 

Andrea Wyss

Weitere Informationen: www.ebenrain.ch