«Meist oberhalb der Nebelgrenze» ist die Lage im Flyer vom Wendelhof beschrieben. Jedoch nicht beim Besuch unserer Zeitung. Aber wir sind ja nicht des Wetters wegen nach Lieli gefahren.

Das Interesse gilt Bernadette Rüttimann und Stefan Oehen und ihren Lamas. «Gehen wir doch kurz auf die Weide, da können wir dich mit unseren Lamas bekannt machen», fordert Bernadette Rüttimann auf, während ihr Mann Stefan einen Kübel mit Futter holt, um die neugierigen, jedoch scheuen Tiere anzulocken.

Vom Hobby zum Betriebszweig


«Momentan halten wir 20 Jungtiere, 40 Zuchtstuten, 30 Hengste und Wallache – durchschnittlich sind es gegen 90 Tiere», erklärt Stefan. Der 16 ha grosse Betrieb mit 5 ha Wald wird extensiv und nach ÖLN und IP-SUISSE bewirtschaftet. Dazu gehören über 200 Hochstammbäume und 10 Rinder des Nachbars in Aufzucht. «Die Landwirtschaft, mein Lohnunternehmen und die Lamas bilden unser Einkommen je zu einem Drittel», fügt er an.


Die Begeisterung für Lamas lösten zwei geschenkte Tiere aus, die Stefan vor 16 Jahren zum Geburtstag erhalten hatte. «Wir haben weitere dazugekauft und uns mit der Zucht auseinandergesetzt. Gestartet sind wir mit 20 Lamas der Rasse Classic,» schaut er zurück.

Aus einem Hobby wuchs ein lukratives Geschäft. Vor der Lamazucht verdienten sie ihr Geld mit dem Milchwirtschaftsbetrieb. «Bis es nicht mehr rentierte», sagt Bernadette Rüttimann. Als Finanzchefin in einem Teilzeitpensum eines Unternehmens kennt sie sich mit Zahlen bestens aus.

Lamas für Trekking, Zucht und Fleischproduktion


Nach 15 Monaten wird entschieden, ob ein Jungtier für die Zucht, Produktion oder das Trekking geeignet ist. «Ich beurteile die Zuchttiere nach Liste und Punkte, Stefan sieht sich das Tier einfach an», erklärt Bernadette Rüttimann.

Interessanterweise kämen sie auf denselben Nenner. Die Trekkingtiere sowie auch die Zuchtstuten sind im Herdebuch eingetragen und erhalten eine Basisschule. «Für das Trekking ist wichtig, dass die Tiere strassen-, hindernisstauglich und vor allem auf Geräusche trainiert werden», erklärt Bernadette Rüttimann.

Gefüttert werden die Tiere mit Gras, Silage und Heu, alles vom eigenen Betrieb. «Lamas sind sehr robust», weiss Stefan Oehen. Krank seien diese selten. Antibiotika werde nie gespritzt.

Ein Lama geht mit 30 Monate, bei 150 kg, in die Schlachterei. Die Lamafleischproduktion ist ein sehr wichtiges Standbein geworden. «Das dunkelrote und feinfaserige Fleisch weist einen geringen Cholesterin- und Fettgehalt auf», und sei vor allem bei jüngeren Konsumenten immer beliebter, erklärt Bernadette Rüttimann.


«Unsere Verkaufsstrategie, mit Wurstwaren Hochwertiges zu produzieren, hat sich gelohnt», erklärt Stefan Oehen. Die Trockenwurst koste zum Beispiel das Kilo 52,50 Franken. Es sei Topqualität und würde gekauft. «Stefan war anfangs recht skeptisch, solche Preise zu verlangen», so seine Frau. Aber Quali
tät habe halt ihren Preis.

Die verschiedenen Fleischprodukte können direkt ab Hof bezogen werden. Zudem liefern sie in nahe liegende Restaurants; auch Manor und Globus in Luzern gehören zu den Kunden.


Konsument will Produzent ­kennenlernen


«Mir ist es sehr wichtig, dass ich mich als Landwirt und Produzent den Konsumenten zeige und offene Fragen beantworte», so Stefan Oehen. Vor allem in der Stadt seien die Leute wissensbegierig, ihnen ist es wichtig, dass sie wissen, woher das Fleisch stammt. Sie wollen den Landwirt kennen. «Stellt euch hin und

beantwortet Fragen, sucht Gespräche mit euren Konsumenten», möchte Oehen anderen Produzenten weitergeben. Beziehungsnetze aufbauen sei keine Alibiübung.

«Und seid vor allem grosszügig. Lasst die Konsumenten degustieren», sieht er seinen Erfolg. Dran bleiben, auch wenn man schon bekannt ist, so ihre Marketingstrategie.


Nicht nur kostbares Fleisch wirft ein Lama ab. «Unsere neueste Kreation sind die Ledergürtel», erwähnt Bernadette. «Von der Gerberei bis Sattlerei wird alles in der Schweiz produziert.»

Diversifizieren, nicht verzetteln


Lamazucht, Produktion, Trekking, Hofführungen, Lohnunternehmen, tönt nach viel Arbeit. «Wir kamen anfangs unseres Projektes an unsere Grenzen», so Bernadette Rüttimann. Die verschiedenen Betriebszweige müssen perfekt geplant sein. Inzwischen läufts, auch dank zwei Frauen, die im Stall und bei der Fleischverarbeitung tätig sind, bestens.  

Durch die Lamazucht hat Stefan Oehen sein Lohnunternehmen etwas reduziert: «ich musste etwas flexibler werden», meint er und fügt an: «Wir wollen unseren Betrieb diversifizieren, nicht verzetteln». Und mit etwas Stolz fügen sie an: «Durch den Verkauf des Fleisches erreichen wir höhere Einnahmen als aus der Direktzahlung.»

Erika Rebsamen


www.wendelhof.ch