Unmittelbar an der Stadtgrenze befindet sich ein kleines Naturparadies. Unzählige Blumen sorgen bei den Besucherinnen und Besuchern der verschiedenen Gärten dafür, dass die Hektik der Grossstadt nebenan für einmal ausgeblendet wird. Die Rede ist von den Merian-Gärten.
Stiftung zum Wohle der Menschen in der Stadt Basel
Dass eine so begehrte Fläche nach wie vor mit Blumen, Gemüse, Bäumen usw. bepflanzt wird, ist Christoph Merian und seiner Frau Margaretha zu verdanken. Christoph Merian lebte von 1800 bis 1858. Er entstammte einer patrizischen Familie und entgegen der Familientradition der Kaufmänner widmete er sich der Landwirtschaft. Als einziger Erbe schaffte er es durch geschickte Vermögensverwaltung zu grossem Reichtum. Dieser Reichtum, gepaart mit seinem sozialen Verantwortungsbewusstsein, bildete den Grundstein der heutigen Stiftung.
Testamentarisch bestimmte das Ehepaar Merian, dass nach dessen Ableben eine Stiftung in Kraft tritt, welche sich der Linderung der Not und des Unglück, sowie dem Wohle der Menschen in der Stadt Basel annimmt. Zum Stiftungsvermögen gehört heute eine Vielzahl von Liegenschaften, darunter einige Landwirtschaftsbetriebe sowie die Merian-Gärten.
Primarschüler besuchen Münchenstein regelmässig
Die Ziele der Christoph-Merian-Stiftung sind vielfältig. Die Stiftung will «soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Ziele in Einklang bringen», heisst es beispielsweise im Leitbild. Am Beispiel der Merian-Gärten lässt sich das gut aufzeigen. Nutzgärten, ein englischer und ein botanischer Garten bilden ein buntes Gemisch aus ökologischer Vielfalt, nicht zuletzt dank einer gelungenen Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara.
Doch genauso gehören die Hühner, Schafe und Kaninchen zu den Merian-Gärten und den ehemaligen Landwirtschaftsbetrieb Münchenstein. Aktivitätsprogramme wie «Vom Korn zum Brot» oder «Vom Ei zum Huhn» sollen Schulklassen für die Umwelt sensibilisieren. Die Primarschülerinnen und -schüler besuchen die Merian-Gärten und den ehemaligen grossen Landwirtschaftsbetrieb Münchenstein, der an die Gärten grenzt, regelmässig – ebenso wie die restliche Bevölkerung. Die Gärten stehen den Besuchern täglich ab 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit kostenlos offen.
Auch kulturell erfüllen die Merian-Gärten diverse Ansprüche. Die Räumlichkeiten im Gewächshaus, im Lehmhaus oder in den verschiedenen historischen Gebäuden bieten Anlässen jeder Art den passenden Rahmen. So finden beispielsweise jährlich zahlreiche Hochzeiten auf dem historischen Anwesen statt.
Nur der Reingewinn der Stiftung wird verwendet
Die Christoph-Merian-Stiftung ist dank vorausschauendem Stiftungsgründer wohlhabend. Er hielt in seinem Testament fest, dass das vermachte Kapital «in seiner Substanz zu erhalten ist». Es darf nur der Reingewinn verwendet werden. Die Betonung liegt bei «nur», denn der Jahresgewinn der Stiftung beträgt rund 11 bis 12 Millionen Franken. Die grössten Erträge generiert die Stiftung durch Baurechtsverträge und Liegenschaftserträge. Weniger ins Gewicht fallen Wertschriftenerträge. Im Jahr 2012 resultierte ein Umsatz von 58 Mio Franken.
Auf diesem Polster der finanziellen Sicherheit ruht sich die Stiftung aber nicht aus. Die Stiftung erhebt den Anspruch, vorausschauend zu denken und zu handeln und nachhaltig zu sein. So kam es denn auch, dass die Merian-Gärten die ersten Bio-zertifizierten Gärten Europas sind. Überhaupt ist seit 1997 alles Bio, sprich auch sämtliche Landwirtschaftsbetriebe, egal ob in Pacht oder selbst geführt.
So auch der Schlatthof in Aesch BL. Der 110 ha grosse Betrieb hält neben den 60 Angus-Mutterkühen 270 Schweine für die Mast. Als ökologische Rasenmäher finden sich auch einige Mutterschafe. Daneben wird Ackerbau (Weizen, Dinkel und Triticale) betrieben. Daneben wird noch Wein hergestellt sowie Obst und Früchte produziert. Die Produkte werden als Bioprodukte in konventionellen Kanälen abgesetzt.
Auch Kulturschaffende werden unterstützt
Die Landwirtschaft ist - wenn auch ein wichtiger - nur ein Teil der Christoph-Merian-Stiftung. Im Bereich Soziales und Stadtentwicklung ist die Stiftung bemüht, wegweisende Problemlösungen für die Basler Bevölkerung, insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, zu konzipieren. Die Stiftung unterstützt weiter Kulturschaffende und kümmert sich um die Erhaltung kultureller Werke. Das alles ist die Christoph Merian Stiftung, und der Beweis, dass sich vorausschauendes Denken auszahlt.
Julia Schwery
Mehr Infos unter: www.merianstiftung.ch