Der rund 200 Jahre alte Biohof Mausacker im Kanton Thurgau wird von Hans Oppikofer bereits in siebter Generation geführt. Die betriebliche Diversifizierung nahm dabei bereits früh eine wichtige Rolle ein. Einst wurde der Landwirtschaftsbetrieb durch einen Schlachtbetrieb ergänzt, während heute das betriebseigene Restaurant – in dem die hofeigenen Hochstamm-Produkte angeboten werden – sowohl wirtschaftlich wie auch sozial ein wichtiges Standbein des Betriebs ist.

Die landwirtschaftliche Diversifizierung und Differenzierung sind für Hans Oppikofer wichtige und wertvolle Bestandteile für die Schweizer Landwirtschaft, die es zu fördern gelte. Sie ermöglichten auch kleineren Betrieben eine stabile Einnahmequelle und bringen eine grosse Vielfalt in die Schweizer Landwirtschaft und deren Produktangebot.

Viel Geschichte

Auf dem Mausacker werden seit über 250 Jahren Hochstammbäume gepflegt und bewirtschaftet. Die Hochstammbäume prägen das Landschaftsbild in der bekannten Obstbau-Region. Sie stellen ein wichtiges kulturelles Erbe dar, welches allerdings zeitweise etwas in Vergessenheit zu geraten drohte. Als Hans Oppikofer den elterlichen Betrieb übernahm, säumten bereits verschiedene Hochstammbäume die Felder.

Von der Bedeutung und dem Potential der Hochstamm-Obstgärten überzeugt, erweiterte Hans Oppikofer die Anzahl Hochstämmer auf heute gut 500 Bäume. Die Mehrheit davon ist Mostobst, vor allem Äpfel und Birnen; aber auch 30 Nussbäume und verschiedene Steinobstbäume sowie Tafelobst in Anlagen sind rund um den Mausacker-Hof angelegt.

Planen ist schwierig

Die Bäume müssen mit den Jahren laufend ersetzt werden, was ein kontinuierlicher Prozess darstellt und die Möglichkeit bietet, unterschiedliche Sorten einzubringen. Eine Schwierigkeit dabei ist die Planung, da durch die verzögerte Produktionsphase nur schwer auf kurzfristige Nachfrageänderungen reagiert werden kann. Auch krankheitsbedingte Ernteausfälle oder gar der Verlust ganzer Bäume stellt die Hochstammproduktion stets vor neue Herausforderungen. Nichtsdestotrotz bieten die Hochstammbäume dem innovativen Betrieb gute Absatzmöglichkeiten.

Seifen mit Apfelaroma

Die Hälfte des Obstes wird direkt auf dem Betrieb verarbeitet und vermarktet, während die andere Hälfte an die nachgelagerte Stufe verkauft wird. Die betriebseigene Produktpalette ist erfrischend vielfältig: vom Birnen-Most über verschiedene Cidre und Schaumweine bis hin zu Geschenk-Artikeln wie Seifen mit Apfelaroma. Der Absatz erfolgt primär im Hofladen, im Restaurant oder per Internet. Die Mausacker-Produkte sind aber auch in verschiedenen Bioläden in der ganzen Schweiz zu finden. Die Produkte werden unter dem Hochstamm-Suisse-Label vermarktet, welches vom gleichnamigen Verein erteilt wird.

Hochstämmer erhalten

Der Verein Hochstamm Suisse hat sich die Erhaltung und Förderung von Hochstamm-Obstgärten in der Schweiz zum Ziel gesetzt und hat sich zunehmend zu einer Branchenorganisation der Hochstammobst-Produzenten entwickelt. Die Wirtschaftlichkeit und die Marktorientierung von Hochstamm-Produkten sind zum zentralen Kriterium geworden, wobei gleichzeitig die Vielfalt und Ökologie im Kulturland gefördert werden. Der Verein ist Inhaber des geschützten Labels Hochstamm Suisse, welches Produkte auszeichnet, die zu 100% aus Hochstamm-Obstgärten stammen und den Qualitätsanforderungen entsprechen.

Das Label garantiert faire Preise und ermöglicht somit eine höhere Wertschöpfung für die Produzenten. Dies ist wichtig, denn die Bewirtschaftung von Hochstamm-Obstbäumen erfordert viel Handarbeit und aufwändige Pflanzenschutzbehandlungen. Hochstamm Suisse betreibt diesbezüglich Innovationsförderung und bietet Beratungen im Bereich Pflanzenschutz an. Auch unterstützt der Verein die Förderung von alten Obstsorten und trägt dabei zu deren Erhalt bei.

Die Hochstamm-Suisse-Produkte sind im Aufwind, auch dank der Zusammenarbeit mit grösseren Verarbeitern und Verteilern wie Ramseier oder Coop, die auf Hochstamm-Suisse-Obst setzten und erkannt haben, dass die Konsumentinnen und Konsumenten die Qualität sowie den engen Bezug zur Regionalität von Hochstamm-Suisse-Produkten schätzen.

SBV

Zur Webseite des Betriebs Mausacker

Serie über erfolgreiche Differenzierung

Folge 1: Erfolgreich dank Amandine

Folge 2: Mit Erfolg auf Rindermast gesetzt

Folge 3: Urdinkel: Wiederentdecktes erfolgreich am Markt

Folge 4: Mit Käsespezialität erfolgreich in Ackerbaugebiet