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Zum zweiten Mal fand die nationale Schau von Swiss Boer – dem Verein Burenziegenzüchter der Schweiz - in Brienz statt. Obwohl Züchter aus der Ostschweiz fehlten – sie scheuten wahrscheinlich den weiten Weg ins Berner Oberland – war die Schau ein gelungenes Treffen. Mehrere Züchter aus der Westschweiz, ja sogar Italiener aus Bergamo waren gekommen. Der Ort direkt am See lieferte die ideale Kulisse, um die gewählte Miss und den Mister ins beste Licht zu rücken. Hanspeter Mäder, OK-Präsident und seit drei Monaten amtierender Präsident von Swiss Boer, ist von der Rasse begeistert: „Sie ist genügsam, liefert hervorragendes Fleisch, hat einen guten Charakter und ist sehr standorttreu“, begründet er.

Bemuskelung als zusätzlicher Beurteilungspunkt

Für die Burenziege, als typische Fleischrasse, ist eine gute Bemuskelung wichtig. Diese wird in die Exterieur-Beurteilung einbezogen, indem – im Vergleich zu den Milchrassen wie beispielsweise der Saanenziege – eine zusätzliche Note für die Bemuskelung vergeben wird. Böcke erhalten also vier Exterieurnoten. Bei den weiblichen Burenziegen bedeutet dies, dass anstelle von separaten Noten für Euter und Zitze, dieser Exterieurpunkt zusammengefasst wird und analog zu den Böcken ein Punkt für die Bemuskelung dazukommt. Experte Paul Niederberger ergänzt: „Im Gegensatz zu den Milchrassen sind Zusatzzitzen und ein Gabelstrich erlaubt, Hauptsache ist, dass die Zitzen für die Gitzi saugbar sind.“

Keine leichte Aufgabe für Experten

Paul Niederberger beurteilte und rangierte zusammen mit Expertenkollege Thomas Hodel die knapp 100 aufgeführten Tiere in Brienz, was sich als gar nicht so leichte Aufgabe erwies. Nicht alle aufgeführten Ziegen befanden sich in Laktation. Wird eine trocken gestellte Ziege nicht automatisch besser beurteilt, weil sich diese in der Galtzeit erholen kann und sich Folge dessen besser präsentiert? „Das ist durchaus eine berechtigte Frage“, räumte Experte Hodel ein. Doch helfe ihnen das geübte Auge und die Erfahrung diesen Sachverhalt zu berücksichtigen und in die Beurteilung und Wahl einfliessen zu lassen. Kollege Niederberger ergänzt: „Wir sehen einer Ziege zudem an, ob es ihr gut geht, ob sie mit Kraftfutter hochgefüttert wurde oder verwurmt ist.“

Stets eine individuelle Wahl

Wer zur Miss oder zum Mister gekürt wird, hängt nicht nur von der Tagesform der Ziege oder des Bocks ab, sondern auch davon, wo die Experten den Schwerpunkt setzen. „Es ist auch immer eine individuelle Wahl, die man treffe“, erklärt Hodel. Schön sei, dass sie sich am heutigen Tag einig waren. „Zur Auswahl standen jüngere und ältere Ziegen. Wir wählten bewusst eine Ziege, die bereits ein paar Jahre hinter sich und etwas geleistet hat“, erklärt Hodel. Corda von Rinaldo Eggel aus Raron VS überzeugte sie mit einer sehr guten oberen Linie, einer grossen Flankentiefe und dem sehr guten Fundament. Zum Mister kürten sie Tango von René Odermatt aus Oberdorf NW. Der eineinhalbjährige Bock überzeugte mit seiner Bemuskelung, so wie es sich für einen Burenziegenbock gehört.

Franziska Schwab