Warum eigentlich am Fest Mariä Himmelfahrt, habe ich mich gefragt und nahm Kontakt mit meiner liebe Kräuterkollegin Schwester Theresita vom Kloster Heiligkreuz in Cham auf. Sie erklärte mir, dass beim Öffnen der Grabkammer Marias die Jünger das Grab leer fanden, aber die Grabkammer gefüllt war mit wohlriechenden Kräutern und wunderbaren Blumen. Zunächst hatte die Kirche die Weihe der Heilkräuter mit verschiedenen Festen des Kirchenjahres verbunden. Geblieben sei davon die Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt – vor allem, weil die Kräuter in diesen hochsommerlichen Wochen ihre Blütezeit und auch die stärkste Heilkraft haben.

Bei weiteren Recherchen fand ich heraus, dass ein Kräuterstrauss mindestens sieben Kräuter enthalten solle. Die Sieben versinnbildlichen die Wochen- beziehungsweise die Schöpfungstage. Es können aber auch 9 Kräuter, diese symbolisieren dreimal die Drei für die heilige Dreifaltigkeit, 12 als Symbol der 12 Apostel und 14 für die Anzahl Nothelfer, sein. Laut Schwester Theresita weisen alte Schriften und mündliche Überlieferungen darauf hin, dass früher bis zu 77 Pflanzen zum vollständigen Kräuterbusch gehörten. Heutzutage werde verwendet, was vorhanden sei. Sie selber binden Büschel mit Kräuter aus ihrem Kloster-Kräutergarten wie zum Beispiel Schafgarben, Lavendel, Salbei, Oregano, Rosmarin, Ysop usw.

Früher wurden die geweihten Kräuter im Haus und im Stall aufbewahrt, um Krankheit und andere Katastrophen abzuwenden. Bei schweren Gewittern wurden einige geweihte Kräuter ins offene Feuer geworfen, um Blitze und Unwetter abzuwehren. Wenn das Vieh krank wurde, wurden geweihte Kräuter ins Futter gemischt, bei kranken Menschen in den Tee gegeben.

Die natürliche Heilwirkung der Kräuter werde durch den Segen der Kirche neu bestätigt, wusste Schwester Theresita. Wenn durch diesen Brauch ein dankbares Verhältnis zur Schöpfung gewonnen werde, dann sei er ein gültiges Zeichen lebendigen Glaubens in unserer Zeit. Der Brauch der Kräutersegnung wird immer mehr gepflegt – auch in unserer Region. Am besten fragt ihr direkt in eurer Pfarrei nach, ob sie diesen Brauch noch oder wieder pflegen. Im Kloster Heiligkreuz dürfen Kirchgänger nach der Messe einen gesegneten Kräuterstrauss aus dem Klostergarten mit nach Hause zu nehmen.

Herzlichst

Eure Chrüterhäx Aeriki