Prompt musste eine Luzerner Feuerwehr erst kürzlich ausrücken, um einen Heustock auszupacken. Da sei zu viel Heu, das zu wenig trocken war, eingebracht worden. Dadurch kam es zu einer starken Überhitzung, berichtet Vinzenz Graf, kantonaler Feuerwehrinspektor bei der Gebäudeversicherung Luzern GVL. Die Situation dürfte sich in den nächsten Tagen und Wochen verschärfen, nachdem vor allem Ende letzte Woche viel überständiges und nur mässig trockenes Heu in die Scheunen eingelagert wurde. Das Risiko, dass sich Heustöcke erwärmen und überhitzen, ist deutlich höher als in anderen Jahren. Graf ruft deshalb die Bauern auf, die nötigen Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen.

LU: Jährliche Infokampagne
Alle Luzerner Bauern wurden zwar Ende April schriftlich mit einem post it Block "Nicht vergessen! Heustock messen" und einem Merkblatt bedient. Diese Präventionskampagne wird von der GVL alle zwei Jahre durchgeführt. Heustockbrände zu verhüten sei im bedeutenden Landwirtschaftskanton Luzern mit Tausenden von Scheunen ein wichtiges Anliegen. Jährlich sind es zwar nur mehr zwei bis drei Fälle, wo die kantonale Heuwehr wegen überhitzten Stöcken zum Einsatz komme, und Brandfälle seien selten geworden, betont Graf. "Die Sensibilisierung der Bauern ist viel besser." Die Heustöcke würden regelmässig kontrolliert, die Temperaturen gemessen. Zudem habe wohl auch die moderne Technik – mehr Belüftungsheu, aber auch mehr Silage statt Heu – zum Rückgang geführt.

Heuwehr anfordern
Im Kanton Luzern und Zug kann die sogenannte Heuwehr angefordert werden, die bei der Feuerwehr Michelsamt angesiedelt ist. Die Spezialisten, darunter mehrere Bauern mit dem nötigen Fachwissen und Verständnis, sind mit Gerätschaften wie dem Heuwehrgerät ausgerüstet, das ab 70 Grad zum Einsatz kommt. Damit kann mit Rohrsonden die heisse Luft aus dem Heustock abgesogen, bei Bedarf notfalls Wasser eingebracht und danach kühlere Luft eingeblasen werden. Der Einsatz ist für die Landwirte kostenlos und wird von der Gebäudeversicherung GVL übernommen, auch wenn das jeweils mehrere 1000 Franken koste. "Wir wollen die Eigenverantwortung der Bauern belohnen, und die Kosten sind in keinem Verhältnis zu einem Schadenfall, der in die Millionen gehen kann", sagt Graf.

SZ: freiwillige Kampagnen
Im Kanton Schwyz, wo es keine kantonale Gebäudeversicherung gibt, ist das Amt für Militär, Feuer und Zivilschutz für Brandschutz und Brandverhütung zuständig. Auch in Schwyz liegen die Fälle wegen Heustocküberhitzung seit Jahren konstant bei zwei bis drei pro Jahr, erklärt Fredy Ludäscher vom Feuerwehrinspektorat. Jährlich sei aber auch mit ein bis zwei Brandfällen wegen Heu zu rechnen. Die Zahlen waren früher deutlich höher, Ludäscher führt den Rückgang ebenfalls auf bessere Kontrollen durch die Bauern zurück, die bei Bedarf auch rechtzeitig die Feuerwehr avisieren. Er ruft dazu auf, die Messsonden zu nutzen, welche die Stützpunktfeuerwehren zur Verfügung stellen. Kantonale Informationskampagnen an die Adresse habe es seit Jahren nicht mehr gegeben. Es sei aber den einzelnen Feuerwehren freigestellt, ob sie die Bauern in einer Gemeinde direkt informieren und sensibilisieren wollen.

js