Trotz gefühlter Milchschwemme und tiefen Preisen setzen einzelne Verarbeiter auf Importmilch und Veredelungsverkehr. Der Luzerner Milchverarbeiter Hochdorf ist dabei so etwas wie ein Wiederholungstäter. Der Konzern hat nämlich Ende Juli erneut ein Gesuch für aktiven Veredelungsverkehr eingereicht. Er beantragt bei der Oberzolldirektion die Einfuhr von 1000 t Magermilchkonzentrat. Hochdorf will den Rohstoff aus der EU importieren, zu Milchpulver und Milchproteinkonzentraten verarbeiten und wieder exportieren. Schon im vergangenen Jahr wollte Hochdorf 1000 t Magermilchkonzentrat veredeln.
Keine Magermilch verfügbar
Hochdorf begründet das Gesuch, das Ende Juli eingereicht wurde, mit dem fehlenden Milchfettabsatz in der Schweiz. Magermilch oder Magermilchkonzentrat sei in der Schweiz nämlich nicht verfügbar. Die Beschaffung von A-Milch und deren Entrahmung sei zu wettbewerbsfähigen Preisen nicht möglich. Im milchärmeren zweiten Halbjahr könnten mit dem aktiven Veredelungsverkehr die Anlagen und das Personal besser ausgelastet und effizienter genutzt werden. Ausserdem könne man damit auch die Exportmärkte pflegen. «Das erachten wir aus Sicht der Schweizer Milchwirtschaft als Ganzes positiv», heisst es in der Begründung weiter.
«Klären, ob tatsächlich eine Mangelsituation vorliegt»
Die Branchenakteure haben nun Zeit, das Gesuch zu prüfen. So hat die Oberzolldirektion das Begehren von Hochdorf Ende letzter Woche bei den interessierten Branchenverbänden und Bundesämtern in die Vernehmlassung geschickt, wie Reto Burkhardt von den Schweizer Milchproduzenten (SMP) auf Anfrage bestätigt. «Wir werden das Gesuch nun intern genau prüfen. Dazu werden wir klären, ob tatsächlich eine Mangelsituation vorliegt», sagt Burkhardt.
Dass der fehlende Milchfettabsatz ein Grund für den Veredelungsverkehr ist, hat aber auch Burkhardt erstaunt. «Derzeit stellen wir fest, dass die Butterlager wöchentlich um 150 bis 200 t kleiner werden. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, sind die Butterlager bis im Dezember wieder auf einem normalen Niveau», sagt er. Damit wären auch die fehlenden Absatzschwierigkeiten beim Milchfett vom Tisch, die Hochdorf als Grund für das Gesuch anführt. «Wir werden deshalb genau abklären, ob wirklich zu wenig Milch am Markt ist. Mehr kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen», sagt Burkhardt weiter.
Bis 18. August läuft Anhörung
Melden sich bis am 18. August Akteure, die verfügbare Mengen zu den gewünschten Preisen liefern können, kann die Oberzolldirektion die Anpassung des Gesuches fordern. Schon letztes Jahr wurden letztlich statt der geforderten 1000 t «nur» 780 t bewilligt. Die übrigen Mengen konnten von inländischen Lieferanten bezogen werden.
Hansjürg Jäger