Erstmals aufgefallen ist uns Meret Schneider letztes Jahr mit einem kecken Auftritt in der Fernsehsendung "Arena" zum Thema Fleisch, wo sie unter anderem mit SBV-Präsident Markus Ritter die rhetorischen Klingen kreuzte. Die Geschäftsführerin des Vereins Sentience Politics wird dieses Jahr wohl noch stärker für Aufmerksamkeit sorgen, vor allem in bäuerlichen Kreisen. Sie will Mitte April mit ihren Mitstreitern eine Initiative mit dem Titel «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» lancieren.
Initiativtext allgemein formuliert
Für dieses bereits länger angekündigte Vorhaben liegt nun auch ein Initiativtext vor. Wie Schneider auf Anfrage erklärt, sei die auf der Website publizierte Variante aber noch nicht definitiv. Sie stehe im Austausch mit diversen Organisationen und der Bundeskanzlei, um dem Text den letzten Schliff zu geben.
Dieser ist recht allgemein formuliert (s. Text im Kasten). Massentierhaltung bezeichne Formen von Tierhaltung, in denen das Tierwohl systematisch verletzt werde. «Dies äussert sich darin, dass Tiere in grossen Gruppen auf engem Raum gehalten werden», steht dort unter anderem. Auf die Frage, wie gross die Tierbestände aus Sicht der Initianten noch sein dürften, verweist Schneider auf die Richtlinien von Bio Suisse bezüglich Bestandesgrössen und auf diejenigen von KAG Freiland bezüglich dem Verbot von Praktiken wie etwa Nasenringen bei Schweinen.
Mengenmässige Einschränkungen vor allem bei Geflügelhaltung
Das würde zu Einschränkungen vor allem bei der Geflügelhaltung führen. Hier sind die Bestände in den Bio-Suisse-Richtlinien sowohl für Legehennen wie auch in der Poulet-Vormast auf 2000 Tiere begrenzt. Bei den Legehennen sind max. zwei Ställe erlaubt, bei den Poulets «mehrere Stalleinheiten», wobei in der Ausmast nur noch 500 Tiere in einem Stall gehalten werden dürfen. Demgegenüber sieht die Höchstbestandesverordnung des Bundes bei Legehennen einen Höchstbestand von 18'000 pro Betrieb vor. Für Mastpoulets gilt in der Ausmast (36. bis 42. Tag) eine Obergrenze von 21'000 Tieren.
Für Rindvieh und Schweine stehen keine Höchsttierbestände in den Richtlinien von Bio Suisse, aber es gibt hier schärfere Vorschriften bezüglich Mindestfläche pro Tier, als in der staatlichen Tierschutzverordnung.
Schneider kann unter anderem einige grüne Politiker zu ihren Mitstreitern zählen. Zu den unterstützenden Organisationen gehören Greenpeace, den Verein Wildtierschutz, Tier im Fokus und Tier im Recht. Mit dem Schweizer Tierschutz STS stehe sie ebenfalls im Austausch. Schneider hat auch diverse bäuerliche Organisationen angeschrieben, darunter Uniterre und die Kleinbauernvereinigung, von all diesen habe sie aber keine Antwort erhalten.
"Ich bin pro Bauer"
"Ich bin pro Bauer", sagt Schneider, sie möchte gerne mit der Landwirtschaft am gleichen Strick ziehen. Sie sei keineswegs gegen Tierhaltung, sondern sie setze sich lediglich für artgerechte Haltung und gegen Hochzüchtung ein. Deshalb sei im Initiativtext auch festgehalten, dass die aus einem allfälligen Ja zur Initiative resultierende Minderproduktion in der Schweiz nicht einfach mit Importen aus Massentierhaltung gedeckt werden dürfe.
Das heisst unter dem Strich, dass der Fleischpreis zunehmen und die verfügbare Menge sinken wird. Schneider bereitet das keine Sorge, "für mich ist klar, dass der Fleischkonsum von 53 Kilo pro Kopf und Jahr sinken muss".
akr