"Wenn die Initiative für sauberes Trinkwasser angenommen wird, kann ich meine Obstbäume und Rebstöcke ausreissen", sagte Landwirt Bruno Wirth aus Olsberg an der Liebegger Agrarpolitiktagung letzten Donnerstag. Und das, obwohl er nach Bio-Richtlinien wirtschaftet. Denn die Initiantin Franziska Herren will in der Schweiz nur noch jenen Betrieben Direktzahlungen ausrichten, die auf den Einsatz von Pestiziden verzichten; und nach geltenden Bestimmungen gehören dazu sämtliche Pestizid-Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln und Bioziden. Was denn genau darunter fällt, konnte an der Liebegg nicht geklärt werden.
Grossmehrheitlich war aber die Einigkeit darüber, dass die Initiative zu extrem sei. Sie gefährde die gesamte inländische Produktion und mache abhängig vom Import, kommentierten David Brugger von SBV und Matija Nuic vom Verband der Schweizer Gemüseproduzenten. Die Bauern diskutierten dabei sachlich und blockten nicht einfach ab: Die Problematik von Pflanzenschutzmittelrückständen in Oberflächengewässern existiere, erklärte Andi Distel vom Pflanzenschutzdienst der Liebegg und forderte die Produzenten auf, mit freiwilligen Massnahmen gesetzlichen Verboten und Einschränkungen vorzubeugen. Mit dem Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz habe der SBV bereits ein wirksames Instrument in Umsetzung, erinnerte David Brugger.
Am kommenden Donnerstag soll die Initiative für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung bei der Bundeskanzlei eingereicht werden. Direktzahlungen soll es nur noch für Betriebe geben, die auf Pestizide und prophylaktischen Antibiotika-Einsatz verzichten und die Tierhaltung auf die eigene Futtergrundlage beschränken.
rae
Ausführlicher Bericht über die Agrarpolitiktagung in der BauernZeitung vom 19. Januar.