Seit 2011 wird in der Schweiz Raps in Kombination mit Begleitpflanzen angebaut. Als Mischungspartner kommen hauptsächlich Leguminosen, aber auch Nicht-Leguminosen zum Einsatz. Für eine Bestandsaufnahme nach sechs Jahren Erfahrungen mit dieser Anbautechnik wurde bei kantonalen Beraterinnen und Beratern eine Umfrage durchgeführt.
In neun Kantonen
Mit Aargau, Bern, Freiburg, Genf, Jura, Luzern, Schwyz, Waadt und Zürich hatten sich neun Kantone an der Umfrage beteiligt. In acht der neun Kantone wird die Methode im ÖLN angewendet, in sechs Kantonen zusätzlich auch im Bioanbau. Gesamthaft wurde eine Fläche von zirka 1000 Hektaren mit Untersaat angelegt, was zirka fünf Prozent der Rapsfläche in den genannten Kantonen entspricht. In den letzten beiden Jahren hatte der Anbau von Raps mit Begleitarten in sechs Kantone zugenommen. In den übrigen Kantonen ist die Anbaufläche stabil geblieben.
Einfluss auf den Ertrag
Die befragten Beraterinnen und Berater schätzen den Ertrag bei 62 Prozent der mit Untersaat angebauten Flächen als gleichwertig gegenüber dem herkömmlichen Anbau ein. Bei 25 Prozent wurde eine Ertragseinbusse von fünf bis zehn Prozent geschätzt, bei dreizehn Prozent ein Ertragsverlust von 10 bis 20 Prozent angegeben.
Die Bestandsführung
Der Saatzeitpunkt für Raps mit Untersaat wurde in vier Fällen fünf Tage früher angegeben. In einer Rückmeldung wurde er zehn Tage früher und in drei zeitgleich mit konventionellem Raps angegeben. Bezüglich der Stickstoffdüngung scheint es möglich, die Gaben leicht zu reduzieren, obwohl dies in der Praxis nur selten praktiziert wird. Es ist wahrscheinlich, dass der Raps von zusätzlich durch Begleitpflanzen gelieferten Stickstoff profitieren kann. Ausgang des Winters können eine grosse Anzahl zweikeimblättriger Unkräuter überdauert haben oder Begleitarten wie Wicken oder Klee schlecht abgefroren sein. Dies ist das Anbaurisiko dieser Methode. Für solche Fälle bildet eine Nachauflauf-Behandlung (z.B. mit Effigo) im Frühjahr ein Sicherheitsnetz. 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ein Herbizideinsatz nicht oder selten nötig ist. 29 Prozent gaben an, dass in 10 bis 20 Prozent eine Nachbehandlung nötig ist. 14 Prozent, dass Korrekturbehandlungen in 40 bis 60 Prozent der Fälle nötig seien. Zur Kontrolle der Ungräser ist häufiger eine Behandlung nötig. Sie wird im Mittel von 30 Prozent der Betriebe durchgeführt. Gräsermittel werden dabei in der Westschweiz häufiger eingesetzt als in der Deutschschweiz. Dies kann eine Folge der in der Region getreidebetonten Fruchtfolge sein, welche die Ungräser begünstigt.
Was ist die Motivation?
Es gibt unterschiedliche Motive für den Anbau von Raps mit Untersaat. Etwa das Interesse an neuen Anbautechniken (sechs Antworten) oder die Absicht, nachhaltig zu bewirtschaften (sieben Antworten). Wirtschaftliche Gründe wurden weniger oft angeführt (drei Antworten). Die Beraterinnen und Berater haben folgende Vorteile festgestellt: die Fixierung von Stickstoff und eine Verbesserung der Bodenstruktur (dreimal), die Reduktion von Erosion (zweimal), sowie einen positiven Einfluss auf Landschaft und die Diversität von Insekten (einmal).
Der Erfolg der Methode
Dass sich die Methode in der landwirtschaftlichen Praxis etablieren konnte, ist mehreren Umständen zu verdanken. Wesentlich war die Entwicklung neuer Mischungen und Demon-strationen anlässlich von Praxisversuchen in unterschiedlichen Regionen des Landes, vom Flachland bis hinauf auf 800 Höhenmeter. Dazu wurde von kantonalen Beraterinnen und Berater eine Versuchsplattform aufgebaut, welche in enger Zusammenarbeit mit Landwirten, Forschenden und der Unterstützung von Saatgutproduzenten geführt wird. In der Praxis werden in der Mehrzahl die daraus entwickelten Mischungen verwendet. Vereinzelt gibt es auch Landwirte, die ihre eigenen Saatgutmischungen zusammenstellen. Unter den befragten Kantonen gaben sieben an, bei der Bekanntmachung der Erkenntnisse in der Praxis aktiv oder sehr aktiv zu sein. Darüber hinaus haben die Programme von Bund und Kantone sowie die Saatgutfirmen bei der Etablierung der Methode geholfen.
Erwartungen für die Zukunft
Für abfrierende Untersaaten wünschen sich die Beraterinnen und Berater, dass bei den in Umlauf gebrachten Mischungen sichergestellt ist, dass die verwendeten Sorten ausreichend frostempfindlich sind. Ausserdem werden eine ständige Weiterentwicklung der Mischungen sowie ein Anstieg der mit Raps mit Untersaat angebauten Fläche gewünscht. In Zukunft besteht vermehrt Bedarf nach nachhaltigen Anbausystemen mit weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz, sowohl bei Raps als auch in anderen Kulturen. Aufgrund der Aussagen lässt sich folgern, dass die Anbaumethode in der Praxis grundsätzlich gut funktioniert, wobei aber gegenüber herkömmlichem Raps ein erhöhtes Anbaurisiko besteht. Falls die Unkrautunterdrückung misslingt, bietet die Möglichkeit, bei Bedarf ein Herbizid einsetzen zu können, ein zusätzliches Sicherheitsnetz.
Jacques Dugon und Bruno Arnold, Agridea, Groupe couverts végétaux der PAG-CH