#YT0#

 

Der Bundesrat pocht bei der künftigen Landwirtschaftspolitik auf Freihandel und verabschiedete am Mittwoch seinen Bericht zur mittelfristigen Weiterentwicklung der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+). Bundesrat Johann Schneider-Ammann warnte davor, dass die Volkswirtschaft ohne Zugang zu wichtigen Märkten im Nachteil sei. Der Grenzschutz der Landwirtschaft sei schwierig aufrecht zu erhalten. In Gesprächen über Freihandel sei dieser Schutz immer wieder ein Thema. «Wir können uns Anpassungen nicht verweigern», sagte der Agrarminister vor den Medien.

Weg von der Wachstumsidee

Gar nicht einverstanden mit dieser Stossrichtung sind verschiedene Verbände aus der Landwirtschaft. Auch die Kleinbauern-Vereinigung reagiert und warnt, man müsse von der Wachstumsidee wegkommen. Diverse Analysen - so der Weltagrarbericht, der Handels- und Umweltbericht der UNCTAD (Welthandels- und Entwicklungskonferenz) und ganz neu auch die Nachhaltigkeitsziele der UNO - kämen alle zum selben Schluss: «Wir müssen weg von der immer stärker verbreiteten Agrarindustrie kommen», schreibt die Kleinbauern-Vereinigung.

Es brauche einen Dogmawechsel in der Schweizer Landwirtschaft hin zu mehr Vielfalt, Natur- und Konsumentennähe. Mit der Agrarpolitik 2014-17 sei aber gerade das Gegenteil verfolgt worden, wie die Gesamtschau des Bundesrats bestätige. «Die bisherigen Direktzahlungsobergrenzen wurden abgeschafft und deren Abstufung massiv geschwächt. Der Anreiz zu mehr Fläche wurde unnötig verstärkt, die Landpreise und die Spezialisierung auf den Betrieben weiter angetrieben. Das hat nichts mit einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu tun, im Gegenteil immer stärker spezialisierte Betriebe sind wirtschaftlich instabiler», heisst es im Communiqué.

Weniger Energie und Futtermittel

Vielfalt heisse auch, die Umweltziele und einen geringeren Input an Energie, Futtermittel etc. konsequent in Angriff zu nehmen. Für mehr Vielfalt brauche es aber jetzt dringend politische Massnahmen wie einen Betriebsbeitrag, eine fairere Verteilung der Versorgungssicherheitsbeiträge sowie eine klare Begrenzung und stärkere Abstufung der Direktzahlungen.

Die Schweizer Landwirtschaft brauche möglichst viele Köpfe und Hände und nicht immer weniger, einseitig wirtschaftende Bauernhöfe, so das Fazit der Kleinbauern.

jw