Sabrina Widler lebt im beschaulichen Dorf Mettlen in der Gemeinde Bussnang im Bezirk Weinfelden TG. Seit zwei Jahren arbeitet sie während der Saison an durchschnittlich einem Vormittag auf dem Bauernmarkt in der Innenstadt von Winterthur mit. Der Marktstand gehört einem grösseren Gemüsebaubetrieb aus der Region und wird von einem ganzen Team betreut. Die Bäuerin sagt, sie schätze diese ausserhäusliche Tätigkeit, die sie in Kontakt mit den Konsumenten bringt. Zuvor war sie am Kantonsspital Münsterlingen als Pflegefachfrau auf der Palliativ-Care-Abteilung tätig.


Für die Töchter da sein

Als sich ihre Einsatzpläne immer weniger in Einklang mit der Kinderbetreuung bringen liessen, entschloss sie, im Pflegeberuf vorübergehend zu pausieren. «Ich habe nach wie vor einen Bezug zum erlernten Beruf. Zwar nicht am Spital, sondern als Assistentin überbetriebliche Kurse für angehende Fachangestellte Gesundheit. Wir verbinden dabei Theorie und Praxis.» Dadurch kann sie mehr zuhause und für ihre beiden Töchter Céline und Svenja, die im Primarschulalter sind, da sein.

Sabrina Widler nutzt die Zeit auch zum Einmachen. So kocht sie aus dem Obst, das in der Baumanlage vor dem Haus wächst, und ausschliesslich den Eigenbedarf deckt, verschiedene Konfitüren. Sie entdeckte für sich die Vorzüge des Hochbeetes und hat diesem gegenüber einem «richtigen» Garten den Vorrang gegeben.

Ein Thema unseres Gesprächs war der 1.-August-Brunch, an dem sich die junge Familie, unterstützt von Verwandten und Bekannten, dieses Jahr erstmals beteiligte. Sabrina Widler hat positive Erinnerungen an den Anlass: «Viele Besucher stammten aus der Region. Wir spürten, dass ein Bauernhof mit seinen Tieren für manchen Besucher eine fremde Welt ist. Und dass deshalb Dinge, die für uns selbstverständlich sind, Erstaunen und Fragen auslösen

können.»

Ohne fremde Arbeitskräfte

Die Bäuerin bewirtschaftet mit ihrem Mann Roman einen 
mittleren Hof, dessen wichtigste Betriebszweige die Milchwirtschaft, etwas Futter- und Maisanbau sind. Ihr Mann hat den elterlichen Hof 2004 übernommen, kurz zuvor war sein Vater verstorben. Für seine Mutter war es hilfreich, auf dem Hof zu verbleiben und beim Heuen sowie regelmässig im Stall mitzuarbeiten. Roman und Sabrina Widler haben sich dafür entschieden, die Arbeit in Feld und Stall innerhalb der Familie zu bewältigen.


2011 liess die Familie den Stall neu bauen, mit einem neuem Melkstand, der eine wesentliche Arbeitserleichterung mit sich bringt. Die Familie hat konstant einen Tierbestand von 50 Kühen und Aufzuchtkälbern.

Homöopathie im Stall

Sabrina Widler arbeitet sporadisch im Stall mit, besonders beim Kälbertränken und Melken: «Man wächst mit den Aufgaben, die sich einem stellen. Inzwischen ist auch der Stall 
für mich vertrautes Terrain.»

Durch ihren beruflichen Hintergrund in der Pflege interessiert sie sich sehr dafür, gesundheitliche Störungen oder Leiden im Herdenbestand möglichst früh zu erkennen und möglichst zu heilen. Deshalb besuchte sie einen Kurs für Homöopathie im Stall und führt eine entsprechende Stallapotheke. «Die Homöopathie erfordert die ganzheitliche Betrachtungs-weise. Darin unterscheidet sich deren Anwendung nicht, sei es beim Menschen oder beim Tier.»


Offen und spontan


Erforderlich sei eine gute Beobachtungsgabe, Geduld und Zeit,  wenn man mit der homöopathischen Stallapotheke arbeite. «Das Schöne ist, dass man dadurch eine besonders intensive Beziehung zu seinen Tieren

entwickelt», meint Sabrina Widler.


Sie wuchs in Steckborn in ländlicher Umgebung auf. Wenn sie zurückblicke, erinnere sie sich, dass sie bereits in der Primarschule gerne Theaterstückpassagen auswendig lernte und spielte. Dieses Faible, so ist sie überzeugt, habe ihre offene Einstellung und Spontanität mit geprägt, die es ihr einfach gestalte, mit unterschiedlichsten Menschen rasch in Kontakt zu treten.  

Einen Landwirt zu heiraten, Bäuerin zu werden, darauf deutete in ihrer anfänglichen Lebens- und Karriereplanung nichts hin. Nun lebt sie seit 2004 mit ihrem Mann Roman auf dem Hof «Im Kaa», der sich dorfauswärts und angrenzend zum Wald befindet.


Als Ausgleich zur Arbeit besucht Sabrina Widler die örtliche Damenriege, die sie auch leitet, und die genug Zeit beanspruche. Sporadisch führt diese Damenriege Abendunterhaltungen durch, an denen die Bäuerin ihrer «alten Liebe», dem Schauspielen, frönt und in Sketch-Darbietungen mitwirkt.

Isabelle Schwander