«Es ist still geworden», konstatiert Mario F. Broggi im Vorwort zum Buch „Biodiversität fördern und nutzen – Schädlingsbekämpfung in Kohlgewächsen“. Der Stiftungsrat der herausgebenden gemeinnützigen Bristol-Stiftung bezieht sich dabei auf die hiesigen Wiesen. Es fehlten die bunten Blumenwiesen und das Brummen und Summen, erklärt Broggi. Es dominiere auf Schweizer Wiesen „sattes Einheits-Grün“ mit der Folge von markanten Biodiversitätsverlusten, warnt er. Zwar gebe es gewisse Anstrengungen, diesen Sachverhalt zu ändern, aber eine Trendwende sei bisher nicht erreicht.
Dafür gibt es Gründe. Der wirtschaftliche Druck auf die Landwirtschaft ist tendenziell steigend und die Rationalisierung der Bewirtschaftung verlangt nach grossen homogenen Schlägen. Während es auf dem Grünland dank Biodiversitätsbeiträgen Fortschritte zu verzeichnen sind, ist der Acker- und Gemüsebau nach wie vor von Monokulturen geprägt, die kaum Platz für Artenvielfalt bieten. Einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma erprobt das FiBL mit seiner Forschungstätigkeit zu funktioneller Biodiversität oder anders gesagt, Blühstreifen mit einem ökonomischen Zweck. Im Mittelpunkt eines aktuellen Projekts und des kürzlich anlässlich einer Buchvernissage in Frick präsentierten Buches stehen der Kohlanbau und die intelligente Nutzung der Biodiversität.
Nützlinge arbeiten unermüdlich
Die wichtigsten Hilfskräfte im Falle des von mehreren Sponsoren unterstützten FiBL-Projekts sind natürlich vorkommende Nützlinge, vor allem Schlupfwespen und Schwebfliegen. Es ist faszinierend, sie unter dem Mikroskop bei der Arbeit zu beobachten. Scheinbar ohne zu ermüden stechen sie – je nach Art – Ei um Ei oder Larve um Larve an, um ihre Eier in den Kohlschädlingen abzulegen. Allerdings brauchen sie auch Nahrung und einen passenden Lebensraum, um ihren Dienst verrichten zu können.
Genau hier kommen die als Fruchfolgeelemente eingesetzten Nützlingsblühstreifen entlang der Kohlfelder und die Kornblumen direkt im Kohlfeld ins Spiel. In diesen Streifen und dann auch dirkt im Feld finden die Insekten stärkenden Nektar. Damit dieser möglichst über die ganze Vegetationsperiode zur Verfügung steht, braucht es eine clevere Zusammensetzung der Samenmischung mit früh, mittel und spät blühenden Arten.
Die auch bei UFA-Samen erhältliche Mischung umfasst Futterwicke, Echten Buchweizen, Knorpelmöhre, Kornblume und Klatschmohn. Gleichzeitig braucht es überwinternde Ökoausgleichselemente wie Hecken und mehrjährige Buntbrachen, damit sie auch die vegetationslose Zeit im Gemüsebau überstehen.
Der Band aus der Feder von mehreren FiBL-Forschern und -Forscherinnen beschreibt die funktionelle Biodiversität im Kohlanbaue detailliert und reich illustriert. Wer sich in die Materie vertiefen will, findet hier eine Quelle, die Grundlagen über den Gemüsebau hinaus und damit Gewähr bietet, dass Blumenwiesen nicht nur schön, sondern auch nutzbringend sind.
Adrian Krebs, FiBL